Sven Ullrich
Die Preise für Solarmodule fallen kräftig weiter. Das zeigen die aktuell veröffentlichten Zahlen der Bremer Onlinehandelsplattform für Module PV Xchange. So sind die Preise für Standardsolarmodule mit polykristallinen Zellen im Juli im Vergleich zum Vormonat und drei Prozent gesunken. Sie kosten derzeit nur noch 32 Dollarcent pro Watt Leistung. Damit liegt dieser Preisverfall aber noch am unteren Ende der Skala. Denn die hocheffizienten Module, ausgestattet mit modernen Zelltechnologien und einer Leistung jenseits von 285 Watt sind im Juli dieses Jahres – im Vergleich zum Juni – um 4,8 Prozent billiger geworden. Sie kosten auf dem Weltmarkt jetzt nur noch durchschnittlich 40 Cent pro Watt Leistung.
Einen ähnlichen Preissturz haben die vollständig schwarzen Module mit monokristallinen Zellen und schwarzer Rückseitenfolie hingelegt. Sie sind im Juli 2018 um 4,5 Prozent preiswerter auf dem Weltmarkt zu haben als noch einen Monat vorher. Der Durchschnittspreis liegt derzeit bei 42 Cent pro Watt Leistung. Martin Schachinger, Geschäftsführer von PV Xchange, führt den schnellen Preisverfall für die Hocheffizienz- und monokristallinen Module vor allem darauf zurück, dass die Hersteller die Produktionskapazitäten erhöht haben und Leistungen von 280 Watt und mehr schon inzwischen zum „Mainstream“ gehören.
Standardware wird verramscht
Insgesamt haben die Modulpreise seit Anfang dieses Jahres je nach Technologie zwischen 10,6 Prozent im Falle der schwarzen Module und 16,7 Prozent im Falle der hocheffizienten Paneele nachgegeben. Die Preise für Standardmodule mit 60 Zelle und einer Leistung zwischen 260 und 280 Watt sind seit Jahresbeginn um 13,5 Prozent gesunken. Dennoch sind sie acht bis zehn Prozent preiswerter als die Hocheffizienz- und monokristallinen Module. „Diese Preisdifferenz kann eigentlich nicht den Unterschied bei den Herstellungskosten für mono- oder polykristalline Zellen abbilden, sondern deutet eher daraufhin, dass viele Module mit niedrigeren Leistungsklassen gerade schon wieder dicht an den Herstellungskosten verramscht werden, um Lagerbestände zu reduzieren“, erklärt Martin Schachinger.
Aus der Geschichte nichts gelernt
Damit dreht sich die Preisspirale – anders als noch vor einigem Monaten angekündigt – weiter. Denn noch im April ging Schachinger noch von einem moderateren Preisverfall aus. Dass die Kosten jetzt wieder nachgeben, führt er vor allem auf den Stopp der Unterstützung für den Bau von großen Solarparks durch die chinesische Regierung zurück. Dadurch sind mehr Module als vorher angenommen auf dem Weltmarkt gelandet – nämlich ein großer Teil des Volumens, das die chinesischen Hersteller auf dem Heimatmarkt verkaufen wollten. „Zu schnell ging ihr wohl das Wachstum in diesem Sektor, wobei man sich fragt, wie denn hier die Erwartungshaltung ursprünglich war, als man die Subventionen bewilligte“, erklärt Martin Schachinger mit Blick auf die Entscheidung Pekings, die Unterstützung für die Erneuerbaren einzufrieren. „Wieder einmal nichts gelernt aus der Geschichte, denn ähnliche Vollbremsungen haben wir ja in den vergangenen Jahren schon in etlichen Märkten beobachten können. Nur war der Einfluss auf die weltweite Marktentwicklung nie so groß, wie in diesem Fall.“
Produktion zurückgefahren
Zwar haben die chinesischen Produzenten die Produktion leicht zurückgefahren, so dass die Modulpreise nicht so schnell gesunken sind, wie es möglich gewesen wäre. „Der Effekt ist zwar noch nicht sofort erkennbar, wie man an den weiter fallenden Preisen sieht, aber ein richtiggehender Absturz konnte wohl nachhaltig verhindert werden“, sagt Schachinger. Die Preisgrenze von 25 Cent pro Watt, auf die einige Einkäufer bereits gehofft haben, wurden aber immerhin durch die Strategie der künstlichen Verknappung nicht erreicht.
Europäische Hersteller überleben nur international
Das kann sich aber noch ändern. Schachinger geht von einem weiteren Preisrückgang im vierten Quartal um zwei Prozent über alle Technologien hinweg. Der weitere Preisrückgang wird vor allem getrieben vom Wegfall der Mindestimportpreise für chinesische Module im September. Darauf warten die Hersteller im Reich der Mitte. Denn dann sind sie in der Lage, ihre Ware zu noch niedrigeren Preisen in Europa anzubieten. „Sollte dies tatsächlich passieren, sähe es für die verbliebenen europäischen Hersteller vermutlich düster aus“, warnt Schachinger. „Deren Überleben wäre dann stark vom allgemeinen Marktwachstum, deren internationaler Ausrichtung und einem starken Rückhalt bei eigenen Kunden abhängig. Aber selbst wenn es eine erneute Prüfung des Dumping-Tatbestands bei chinesischen Herstellern geben sollte und die Mindestimportpreise für die nächsten drei bis sechs Monate eingefroren werden, ist es für die heimischen Produzenten nur noch eine kurze Schonfrist. Wer jetzt noch nicht gut durchfinanziert und im Markt solide verankert ist, der wird dies auch nicht in einem halben Jahr sein.“
Europa legt zu
Allerdings wird auch die Nachfrage steigen. Schachinger verweist dazu auf die Prognosen von Solar Power Europe (SPE). Der Branchenverband geht davon aus, dass der Zubau nicht weiter zurückgeht, sondern in diesem Jahr in Europa endlich langsam wieder Fahrt aufnimmt. Immerhin um drei bis vier Prozent könnte der Zubau in diesem Jahr in Europa zulegen. Für das kommende Jahr geht SPE von einem Marktwachstum um fünf bis sechs Prozent aus. „Erst danach wird eine Rückkehr zu einem gesunden Wachstum von zwölf bis 15 Prozent erfolgen, wie wir es im langjährigen Mittel bereits kennen“, sagt Martin Schachinger. „Für Europa sind die Prognosen für die nächsten Jahre mit einem Zubau von durchschnittlich 15 Prozent immerhin etwas optimistischer. Dabei soll innerhalb Europas, zu dem hier übrigens auch die Türkei gezählt wird, Deutschland mit einer Steigerung von 20 Prozent wieder zu einem der stärksten Märkte werden, auch ohne weitergehende politische Unterstützung. Allein die niedrigen Modulpreise sollen dafür sorgen, dass viele neue Eigenverbrauchsanlagen entstehen.“