Der Markt für kommerzielle Solaranlagen in den USA nimmt Fahrt auf. Immer mehr Unternehmen installieren Anlagen auf den Dächern, neben Produktionsstätten oder auf Carports auf den Parkplätzen von großen Einkaufszentren. Allein in diesem Segment wird der Zubau in diesem Jahr etwa 1,15 Gigawatt betragen. Damit installieren die führenden amerikanischen Unternehmen etwa 59 Prozent mehr Solaranlagen als noch im vergangenen Jahr. In den letzten fünf Jahren ist der Markt für kommerzielle Anlagen um gut die dreifache Größe gewachsen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der aktuellen Studie des amerikanischen Branchenverbandes Solar Energy Industries Association (SEIA).
Knallharte Kostenkalkulation
Es ist bereits der vierte Report über den Markt für kommerzielle Photovoltaikanlagen, den die SEIA veröffentlicht. Seit der ersten Auflage vor vier Jahren haben die führenden amerikanischen Unternehmen 183 Prozent mehr Solaranlagen jährlich installiert. Das zeigt: Immer mehr amerikanische Unternehmen erkennen den Nutzen der Photovoltaik. Dabei geht es längst nicht mehr darum, sich ein grünes Image zu geben, sondern um knallharte Kostenkalkulation. „Die Rentabilität von Solaranlagen hat sich für die Unternehmen bewährt, indem die Technologie gezeigt hat, dass sie in der Lage ist, große Strommengen für geringen Kosten in einem zunehmend größeren Maßstab liefern kann“, schreiben die Autoren der Studie. „Mit den richtigen Rahmenbedingungen wird die Solarenergie weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft spielen.“ Denn die Preise für kommerzielle Anwendungen der Photovoltaik haben sich in den vergangenen fünf Jahren von gut sechs auf etwa drei Dollar pro Watt halbiert. Im Gegensatz dazu sind die Stromkosten selbst für die großen Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren um 20 Prozent von durchschnittlich acht auf zehn Dollarcent pro Kilowattstunde gestiegen. Dadurch werden die Anlagen zum Eigenverbrauch für die Unternehmen immer interessanter.
Walmart will weiter ausbauen
Bisheriger Spitzenreiter bei der Installation von Photovoltaikanlagen ist die Supermarktkette Walmart. Das Unternehmen hat inzwischen 348 seiner Filialen mit Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 142 Megawatt ausgestattet. Die Anlagen sind vor allem auf Carports auf den Parkplätzen von den Filialen der Supermarktkette mit Hauptsitz in Bentonvill, Arkansas, aufgebaut. Walmart nutzt den Solarstrom direkt in den Geschäften. Auch andere Einzelhandelsunternehmen haben erkannt, dass die Photovoltaik perfekt für die Stromversorgung der einzelnen Märkte ist. „Wir denken, dass die Solarenergie wirtschaftlich sinnvoll ist“, betont Mark Vanderhelm, bei Walmart für die Energiestrategie verantwortlicher Vizepräsident. „Deshalb haben wir uns 2014 dazu verpflichtet, die Anzahl der Solaranlagen in unseren Geschäften in Amerika, in unseren Sam‘s Clubs und in unseren Auslieferungslagern bis 2020 zu verdoppeln.“
Neben dem Kleiderwarenhändler Macys hat auch die Apothekenkette Walgreens, die Supermarktketten Kohl‘s, Safeway sowie Target und die Einrichtungshäuser Ikea sowie Bed Bath amp; Beyond erkannt, dass sie mit der Solarenergie ihre Stromkosten drastisch senken können. Ikea zum Beispiel hat inzwischen 42 seiner Filialen in 22 unterschiedlichen Bundesstaaten mit Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 41,4 Megawatt ausgestattet. Der schwedische Möbelriese ist damit das Unternehmen mit der größten Verbreitung von Solaranlagen in den USA.
Solaranlagen verbessern die Konzernergebnisse
Viele Produktionsunternehmen haben ebenfalls die Photovoltaik für sich entdeckt. Riesiger Stromverbrauch und hohe Kosten sind die Argumente, warum selbst Autokonzerne wie General Motors, Toyota und Volkswagen in den USA ihre Produktionsstätten mit Photovoltaikanlagen ausstatten. Immerhin 11,5 Megawatt Solarstromleistung hat allein General Motors installiert. Volkswagen kommt auf zehn Megawatt und Toyota hat schon 8,7 Megawatt Photovoltaikleistung aufgebaut, um die Stromkosten für die Produktion in Amerika zu senken. Vorreiter bei der Nutzung der Solarenergie sind auch Telekommunikations- und Computerunternehmen wie Apple, Intel oder Verizon. Selbst der Paketdienst Fedex, der Hersteller von Medizingeräten Johnson amp; Johnson oder das Investmentunternehmen Prologis haben riesige Solarstromleistung aufgebaut. „Diese sogenannten Blue-Chip-Unternehmen haben realisiert, dass die Investition eine kosteneffektive Entscheidung ist, die sich sowohl für die Umwelt als auch für die Finanzergebnisse auszahlt“, erklärt Rhone Resch, Präsident der SEIA.
Solarenergie verbreitet sich weiter
In ihrem Bericht stellen die Branchenvertreter der SEIA fest, das das Wachstum der Photovoltaikinstallationen bei Unternehmen nicht mehr auf die traditionellen Solarmärkte beschränkt ist. Vielmehr verbreitet sich die Solarenergie durch mit der Entscheidung vieler Unternehmen für die Photovoltaik im ganzen Land. So sind allein in diesem Jahr mit Arkansas, Kansas und Indiana drei weitere Bundesstaaten dazugekommen, in denen kommerzielle Solaranlagen errichtet wurden. Insgesamt stehen die kommerziellen Solaranlagen in 37 Bundesstaaten sowie in Puerto Rico und im District of Columbia. Auch wenn die traditionellen Solarmärkte wie Kalifornien, Arizona und Nevada auch in diesem Sektor führend sind, helfen die kommerziellen Installationen dabei, das Bewusstsein für die Solarenergie auch bei den Hauseigentümern zu stärken.
Kleine Unternehmen haben die Vorteile erkannt
Es sind aber nicht nur die großen bekannten Unternehmen, die den Markt für kommerzielle Photovoltaikinstallationen antreiben. Sie zeigen nur, dass die Solarenergie auch in den Vorstandsetagen der Konzerne angekommen ist. Die größten Unternehmen in Amerika haben zwar inzwischen 1.686 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 907 Megawatt aufgebaut. Doch angesichts des Zubaus in diesem Segment allein in diesem Jahr von über einem Gigawatt wird klar, dass auch kleinere Unternehmen die Solarenergie für sich entdeckt haben, um die Stromkosten zu senken. Doch der Zubau, den die großen Konzerne betreiben, stärkt vor allem das Image der Solarenergie als preiswerte Form der Stromerzeugung und treibt den Markt für Eigenverbrauchsanlagen weiter an. (Sven Ullrich)