Die Europäische Kommission hat mit Wirkung zum 28. November 2013 Antidumpingzölle auf Solarglasimporte aus China eingeführt. Seither werden auf Einfuhren von Solarglas Zölle in unterschiedlicher Höhe fällig. So sind Importe von Henan Yuhua mit dem niedrigsten Zoll von 17,1 Prozent belegt. Die höchsten Zölle werden auf Importe der Flat-Glass-Gruppe und der Unternehmen fällig, die während der Ermittlungen nicht mit der Europäischen Kommission zusammengearbeitet haben. Die Waren dieser Anbieter werden in Zukunft mit 42,1 Prozent an den europäischen Außengrenzen verzollt. „Die Kommission geht davon aus, dass durch die Einführung von Antidumpingzöllen auf dem Unionsmarkt wieder faire Handelsbedingungen hergestellt werden und dass der Wirtschaftszweig der Union dann seine Preise für die gleichartige Ware so gestalten kann, dass diese die Produktionskosten widerspiegeln und somit die Rentabilität verbessert wird“, urteilen die Kommissare in Brüssel. „Insgesamt würden nach diesem Szenario nicht nur die bestehenden Arbeitsplätze erhalten bleiben, sondern es bestünde durchaus Aussicht auf eine weitere Produktionssteigerung und eine Zunahme des Beschäftigungsstands.“
Schädigung der europäischen Unternehmen erwiesen
Als Grund für die Erhebung von Antidumpingzöllen gibt die Kommission an, dass die sogenannten Dumpingspannen – also die Differenz zwischen Herstellungs- und Verkaufspreis – der chinesischen Anbieter zwischen 31,9 und 86,2 Prozent liegen. Aufgrund der niedrigen Preise konnten die Konkurrenten aus dem Reich der Mitte ihre Marktstellung in der EU erheblich ausbauen. Allein zwischen 2009 und 2012 stiegen die Solarglasimporte aus China auf fast das Siebenfache. Damit stieg auch der Marktanteil der chinesischen Hersteller von 6,2 Prozent im Jahr 2009 auf 28,8 Prozent im vergangenen Jahr. Im gleichen Zeitraum fielen die Preise chinesischen Solarglases um 27 Prozent. Im Jahr 2009 verlangten die Anbieter aus China noch durchschnittlich 6,02 Euro pro Quadratmeter. Bis 2012 sanken diese Preise auf durchschnittlich 4,38 Euro pro Quadratmeter. Die durchschnittlichen Verkaufspreise Hersteller in der EU lagen im Vergleich dazu um einiges höher. Sie sanken allerdings zwischen 2009 und 2012 von 10,64 auf 8,20 Euro pro Quadratmeter ebenfalls. Damit mussten die Anbieter aus der EU ihr Glas ebenfalls über diesen gesamten Zeitraum teilweise weit unter den Herstellungskosten verkaufen, um überhaupt noch relevante Marktanteile halten zu können. Die Europäische Kommission hingegen sieht eine Gewinnspanne von 8,3 Prozent des Umsatzes als angemessen an. Da diese über den gesamten Untersuchungszeitraum nicht annähernd erreicht wurde, habe sich das Dumping der chinesischen Anbieter auf alle für die Geschäftsergebnisse relevanten Indikatoren wie Rentabilität, Cashflow, Kapitalrendite und Kapitalbeschaffungsmöglichkeit der europäischen Konkurrenz negativ ausgewirkt, betonen die Brüsseler Kommissare. „Daher kann der Schluss gezogen werden, dass der Wirtschaftszweig der Union im Untersuchungszeitraum nicht nur eine bedeutende Schädigung erlitten hat, sondern sich auch aktiv darum bemühte, der Konkurrenz durch gedumpte Einfuhren der betroffenen Ware ein Stück weit zu entgehen und im Zuge dessen innovative Produkte entwickelte, die noch nicht aus dem betroffenen Land eingeführt werden“, heißt es im Urteil der Kommission. „Einige Unionshersteller mussten ihre Produktionsanlagen bereits schließen, während andere wiederum vor der Insolvenz standen. Werden keine Maßnahmen ergriffen, so dürfte sich die wirtschaftliche Lage des Wirtschaftszweigs der Union höchstwahrscheinlich weiter verschlechtern.“ Durch die Einführung der Antidumpingzölle erhofft sich die Kommission, dass die Probleme, mit denen die europäischen Solarglashersteller zu kämpfen haben, gelöst werden können. So gehen die Kommissare in Brüssel davon aus, dass die europäischen Unternehmen durch Einführung von Antidumpingzöllen wieder in der Lage sind, zumindest einen Teil der verlorenen Marktanteile zurückzugewinnen, was sich insgesamt positiv auf ihre Finanzlage auswirken würde.
Auswirkungen auf die Modulproduzenten
Mit der Einführung der Antidumpingzölle folgt die Kommission den Argumenten der europäischen Solarglashersteller, die über die gemeinsame Plattform EU Pro Sun Glass Ende Januar eine entsprechende Beschwerde in Brüssel eingelegt haben. Insgesamt gibt es in der europäischen Union nach Angeben der Kommission sieben Hersteller, die aktiv Solarglas produzieren. Davon haben die Brüsseler Beamten vier überprüft, die aber insgesamt 79 Prozent der gesamten Solarglasindustrie der EU ausmachen. Die Identität der Antragsteller behält die Kommission aber für sich. Denn sie befürchtet, dass durch das Bekanntwerden einer Beteiligung an der Beschwerde diesen Unternehmen Nachteile in ihrer Geschäftstätigkeit entstünden. Auf chinesischer Seite antworteten zwölf der Solarglasproduzenten im Reich der Mitte auf die Anfrage der Europäischen Kommission, ihre Solarglasexpoerte in die EU des vergangenen Jahres offen zu legen. Damit deckt die Stichprobe 95 Prozent aller chinesischen Exporte von Solarglas in die EU ab. Allerdings dürfte das auch Auswirkungen auf die europäischen Modulhersteller haben. Denn wenn die Preise für Solarglas nicht weiter sinken und statt dessen eventuell sogar steigen, sinken die Margen für die Modulbauer in Europa und damit die Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt. (Sven Ullrich)