Die erste Bestellung aus Spanien für das neue Nordex-Modell N175 meldete der Windturbinenhersteller in der Woche nach der traditionellen deutschen Windenergiemesse Husum Wind. Der unabhängige Stromerzeuger Abei Energy aus Madrid hatte eine Lieferung von acht Maschinen der Version N175/6.X veranlasst, die im künftigen Windpark Avellanosa in der Region Kastilien-León zu Anfang 2027 in den Betrieb gehen sollen. Die Turbinenlieferung soll im Spätsommer 2026 beginnen.
Enercon: Windkraft-Top-Leistungsklasse dank geteiltem Generator nun auch getriebelos
Nordex hatte die Anlage mit 175 Meter Rotordurchmesser 2022 vorgestellt und 2024 erstmals errichtet. Der Anlagenbauer hatte sie zunächst für eine optimale Nennleistung von 6,2 MW ausgelegt und für ein mögliches Ausreizen auf bis knapp unter sieben Megawatt. Im September auf der Husum Wind teilte Nordex eine weitere Leistungserhöhung auf 7,0 MW mit. Welche Nennleistung die von Abei bestellten Anlagen haben werden, teilte Nordex zunächst nicht mit.
Die Sieben-Megawatt-Klasse der Windturbinen kommt seit 2022 auf den Markt – großzügig gerechnet schon seit Ende 2021. Vor drei Jahren hatte als erster Windturbinenbauer Vestas eine neue Modellentwicklung auf Sieben-Megawatt-Niveau angekündigt – die V172 mit 7,2 MW. Schon Ende 2021 hatte Vestas den Anlagentyp V162 mit 6.8 MW vorgestellt mit einer flexiblen Leistungsfähigkeit bis 7,2 MW. 2023 folgten Enercon und Nordex mit entsprechenden Meldungen über 7,0-MW-Anlagen. Siemens Gamesa zieht nun nach. Die Prototypen entstanden hingegen ab 2024, mit Errichtungen in Dänemark oder insbesondere in Deutschland. Vestas hatte einen Prototyp des 7,2-MW-Modells mit allerdings noch 162 Meter Rotordurchmesser schon 2023 installiert. 2024 ließ Vestas die Testanlage 172-Meter-Rotor folgen. Bisher gilt die deutsche Landschaft als Testgebiet für die leistungsstärksten neuen Modelle mit den längsten Rotorblättern und den höchsten Nabenhöhen. Doch schon jetzt werden die Bestellungen international.
Auch Windturbinenbauer Enercon meldet konkretes Interesse aus dem Ausland. Im August dieses Jahres ging eine Bestellung der E-175 aus der Türkei mit ebenfalls 175 Meter Rotordurchmesser und mit noch 6,0 MW ein, wie die Ostfriesen meldeten. Auch die E-175 ist inzwischen als 7,0-MW-Modell erhältlich, ein Prototyp der leistungsstärkeren Variante steht seit April in Niedersachsen.
Die Nachfrage nach Anlagen der Sieben-MW-Klasse hat derweil insbesondere dank der starken Nachfrage für den wieder rasch zunehmenden Windpark-Ausbau in Deutschland die Gigawattdimension erreicht. So meldete Vestas schon im Mai dieses Jahres das Übertreffen der Ein-Gigawatt-Marke bei den Bestellungen der Anlagen der Sieben-MW-Klasse. Dafür hatten zwei Bestellungen aus Deutschland gesorgt – für einen Windpark der Berliner Stadtwerke mit zwei V172-7.2-Anlagen sowie des Unternehmens WWS Projektbau mit drei dieser Turbinen.
Wie schnell die Sieben-MW-Klasse in den Markt gelangt, führt ebenfalls Vestas stellvertretend und womöglich mit etwas Vorsprung vor dem Wettbewerb vor: So meldete das dänische Unternehmen im Juni eine Bestellung für 105 MW als bisher größten V172-Auftrag durch Windparkunternehmen Enertrag – aufgeteilt auf einen 86- und einen 19-MW-Windpark. Beide sollen im zweiten Halbjahr 2027 ans Netz gehen. Alleine im September folgten Bestellungen von 30 V162-7.2 und 27 V172-7.2, darunter auch für einen 94-MW-Windpark östlich von Bremen aus 13 V162-Anlagen mit jeweils 7,2 MW. Das bestellende Projektierungsunternehmen ist Energiekontor.