Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) wird in Zukunft vollelektrisch fahren. Dazu hat der private Bahnbetreiber bei Siemens 31 Züge vom Typ „Mireo plus B“ bestellt. Da Besondere an diesen Zügen ist, dass sie sowohl mit Strom aus der Oberleitung als auch batterieelektrisch fahren können. Was zunächst nach einem redundaten System klingt, hat aber durchaus Sinn. Denn bisher muss die NEB ausschließlich mit Dieselloks fahren. Schließlich sind die Strecken, die das Unternehmen in Ostbrandenburg zwischen Berlin und der polnischen Grenze bedient, nicht vollständig elektrifiziert.
Elektrisch fahren ohne Oberleitung
Hier kommt die Kombination aus Oberleitungs- und batterieelektrischem Betrieb ins Spiel. Denn mit dem neuen Konzept, das Siemens entwickelt hat, fahren die Züge auf den elektrifizierten Strecken mit Strom aus der Oberleitung. Neben dem Fahrstrom zieht der Zug aber noch Strom für die Aufladung eines Batteriespeichers aus dem Bahnnetz. Ist die Oberleitung zu Ende, kann der Zug einfach auf batterieelektrischen Betrieb umschalten und auf den nicht elektrifizierten Streckenabschnitten weiterfahren. Erreicht er wieder einen elektrifizierten Streckenabschnitt, wird der Akku wieder aufgeladen.
NEB senkt die Emissionen
Auf diese Weise kann die NEB in Zukunft komplett CO2-frei fahren, sobald der Bahnstrom in der Oberleitung komplett aus erneuerbaren Energien stammt. Bis dahin senkt die NEB aber immerhin ihren CO2-Ausstoß erheblich um die Menge, die sie in Zukunft mit dem Ökostromanteil im Bahnnetz bestreitet.
Zuschuss aus Brüssel und von der KfW
Die Europäische Investitionsbank fördert das Projekt mit einem Investitionskredit in Höhe von 95 Millionen Euro für die Entwicklung und den Kauf der Züge. Weitere Mittel bekommt die NEB aus dem Connecting-Europe-Facility-Programm (NEF) für Verkehrsprojekte und dem NER-Programme der Europäischen Kommission. Denn das Bahnprojekt erfülle als eines der ersten sowohl die Klima- als auch die Nachhaltigkeitsziele der EU-Förderbank. Weitere 70 Millionen stellt KfW IPEX-Bank zur Verfügung.
Leasingmodell entwickelt
Eigentümerin der Züge wird Zweckgesellschaft unter dem Dach von Alphatrains, einem luxemburgischen Unternehmen, von der die NEB die Bahnen least. Die Luxemburger werden Eigenkapital in das Projekt einbringen, bekommen aber auch zusätzliche 34 Millionen Euro von der der NordLB. Diese Leasingstruktur macht die Finanzierung der Züge unabhängig von der Laufzeit des Betreibervertrages, den die NEB im Sommer mit dem Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) für zwölf Jahre ab Dezember 2024 geschlossen hat.
Bahnbetrieb für 24 Jahre finanziert
Danach kann der VBB den Fahrbetrieb auf den Strecken neu ausschreiben. Wer auch immer dann den Zuschlag erhält, kann den über insgesamt 24 Jahre durchfinanzierten Leasingvertrag und die Züge weiter nutzen. Dies senkt die Kapitalkosten der Bieter im Ausschreibungswettbewerb. Das wiederum führt zu niedrigeren Angebotspreisen zugunsten der Bundesländer. Die Leasingkosten werden wiederum aus den Ticketeinnahmen finanziert.
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