Die starken Jahre des Zubaus von Biogas sind vorbei. Das EEG 2012, seit 1. Januar 2012 in Kraft, wird der Branche weniger Zubau als die Jahre zuvor bringen. Ob die vom Gesetz favorisierten Hofanlagen bis 75 Kilowatt elektrische Leistung tatsächlich in großer Zahl gebaut werden, was auf Messen bekundetes Interesse erwarten lassen könnte, wird sich zeigen. Die Branche ist unterschiedlicher Ansicht. Auch werden die kleinen Anlagen den Biogasanlagenbauern wohl keine großen Umsätze bringen.
Markt wird enger
Biomethananlagen werden zwar durch das neue EEG 2012 besser gestellt, doch einen Zubauboom auf diesem Sektor erwartet keiner. Und einem Liebeskind der Politik, mehr biogene Reststoffe in Biogasanlagen unterzubringen, wird von Seiten der Branche kein großes Potenzial eingeräumt. Die Stoffe sind bereits verteilt. Unter dem Regime des EEG 2012 könnten hier und da Entsorger vereinzelt selbst vermehrt in die Produktion von Biogas aus biogenen Reststoffen eintreten.
Kollektives Wechseln zu Direkt
Die Umbrüche bergen auch neue Chancen. Die Direktvermarktung von Strom aus Biogas ist das zentrale Thema 2012. In der Branche gibt man sich vorsichtig und abwartend, wie umfassend dieses Thema in diesem Jahr bereits durchschlagen wird. Nur wenige wagen eine Prognose, wie sich das Kollektive Wechseln in die Direktvermarktung in Zahlen ausdrücken wird. Prognostiziert wird, dass in den nächsten zwölf Monaten 25 bis 35 Prozent der Bestandsanlagen in die Direktvermarktung wechseln. Bei den Neuanlagen könnte dieser Anteil auf über 75 Prozent der Neubauten steigen.
Hintertür Direkt?
Biogasanlagen-Neubauwillige könnten über die Direktvermarktung aus einer Klemme. Die Klemme ist, dass Neuanlagen, die das Gas direkt vor Ort verstromen, nach dem EEG 2012 ab dem zweiten Betriebsjahr mindestens 60 Prozent der bei der Stromerzeugung anfallenden Abwärme nutzen müssen. Die neuen Spielregeln sagen: Ohne Mindestwärmenutzung keine Vergütung nach EEG. Für Anlagen, die ihren Strom direkt vermarkten, gibt es diese Vorgabe aber nicht. Das EEG garantiert eine Marktprämie, die eine mögliche Lücke zwischen Erlösen aus der Direktvermarktung von Strom und dem, was eine vergleichbare Anlage als Vergütung nach dem EEG 2012 erhalten würde, füllt. Somit kommen Biogasanlagen, die an sich nicht die Kriterien des EEG bezüglich der Wärmenutzung erfüllen, über einen Umweg doch gegebenenfalls zu Geld nach EEG in Form der Marktprämie, wenn sie Strom aus ihrer Anlage direkt vermarkten. Ob und inwieweit sich das in nicht erwarteten Zubauzahlen niederschlägt, bleibt abzuwarten. Denn dieser Weg, Neuanlagen über Direktvermarktung an den Start zu bekommen, birgt auch Hürden: Eine sind die Banken. Während eine Vergütung von Strom nach EEG für 20 Jahre garantiert ist, ist nicht klar, wie lange die Marktprämie gezahlt wird. Banken könnten bei der Kreditvergabe zur Finanzierung von Biogasprojekten zögern, wenn ihnen aufgrund der unklaren Gesetzeslage die Sicherheiten nicht genügen.
Wärmemarkt Holzpellets tritt auf der Stelle
Für Holzpellets entwickelt sich der Wärmemarkt in Deutschland seit Jahren unbefriedigend. In den letzten Jahren ist eine Absatzstagnation von 15.000 bis 20.000 Pelletfeuerungen pro Jahr zu verzeichnen. Der Pelletpreis lag im vergangenen Jahr stabil um 30 bis 40 Prozent unter dem Heizölpreis, bezogen auf die Kilowattstunde Wärme. Die staatliche Förderung für Pelletfeuerungen erlebte ein besonderes Jahr: Sie blieb mal von der Politik unangetastet in Form von Abänderungen oder sonstigen Interventionen. Der Modernisierungsstau in deutschen Heizungskellern drückt mit jedem Jahr mehr. Rund 2 Millionen Heizkessel im Bestand gelten als vollkommen überaltet. Trotzdem wächst für Pellets der Wärmemarkt nicht. Die Branche führt dies auf die Verunsicherung der Verbraucher zurück, wie sich die Förderung entwickelt, so dass diese in eine abwartende Haltung verfallen – hinzu käme auch Orientierungslosigkeit, welche der vielen angebotenen Wärmetechniken denn nun die richtige ist. Doch es gibt auch Stimmen in der Branche, die das Auf-der-Stelle-Treten mit anderen Faktoren in Verbindung zu bringen. Österreich liefert den Beweis: Obwohl dort die staatliche Förderung deutlich unübersichtlicher, diskontinuierlicher und auch in der Höhe schlechter als in Deutschland ist, sind in manchen Bundesländern Heizölkessel mittlerweile die Nische und Biomassefeuerungen Standard. Weil das Heizen mit Holz in Österreich Tradition besitzt.
Baustelle Installationsgewerk
Also geht es um mehr Selbstverständlichkeit von Heizen mit Holz an sich. Das aber gelingt nur über stärkere Verbreitung, so dass Heizen mit Holzpellets irgendwann als so selbstverständlich angesehen wird wie heute das Heizen mit Heizöl oder Erdgas. Eine wesentliche Aufgabe wird für die Pelletbranche 2012 sein, mehr und mehr Installateure für den Einbau von Pelletfeuerungen zu gewinnen. Denn die Empfehlung eines Installateurs hat in der Regel erhebliches Gewicht, welche Entscheidungen im Wohnzimmer oder am Küchentisch getroffen wird: Auf ihre Empfehlung zur Heizungswahl hören viele Kunden. Ein Manko bleibt der vergleichsweise hohe Anschaffungspreis für Holzpelletsysteme.
Novelle des EEWärmeG
Somit könnte das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) plötzlich zum Verbündeten auf einer anderen Ebene neben Forderungen nach finanziellen Unterstützungen für Biomassesysteme in Form von Zuschüssen oder Steuererstattungen werden. Seit 1. Mai 2011 müssen öffentliche Gebäude bei umfassenden Sanierungen einen Anteil Erneuerbare Energien bei der Wärmeversorgung einbauen. Das birgt das Marktpotenzial Vorbildeffekt. Denn Kommunen, wie auch Gewerbebetriebe oder Industrie, entscheiden bei der Wahl des Systems auch betriebswirtschaftlich. So könnten diese Investoren den "Beweis" liefern, dass sich ein Pelletsystem trotz vergleichsweise hoher Anschaffungskosten über die Jahre finanziell im Vergleich zu Heizöl oder Erdgas lohnt. Zugleich würde anschaulich gezeigt, dass solche Systeme "funktionieren". (Dittmar Koop)
Online bringen wir nachfolgend die Einschätzungen der Akteure der Biogas- und Holzpelletsbranche, die sich an unserer Jahresumfrage 2012 Beteiligten. Eine Darstellung von Einschätzungen aus den Bioenergie-Geschäftszweigen Bioethanol und Kurzumtriebsplantagen finden Sie außerdem in den Beiträgen Druck am markt bleibt und Gar nicht schnell wachsend den letzten beiden Links:
Die Biogasbranche
Otto R. Eichhorn, Geschäftsführer agri.capital GmbH: „Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2012 bringt zusätzliche Anforderungen und auch Einschnitte hinsichtlich der Vergütung bei Verstromungsanlagen. Es bietet jedoch durch die Direktvermarktungsmöglichkeit zusätzliche Umsatzpotenziale. Wir sind flexibel aufgestellt, um uns den neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Neben der Eigenentwicklung von Biogasstandorten setzen wir auf den Zukauf realisierungsfertiger Projekte sowie auf die Akquisition von Bestandsanlagen. Das dafür nötige Wachstumskapital steht uns zur Verfügung. Unsere Schwerpunkte liegen im Betrieb von Verstromungsanlagen größer 500 Kilowatt sowie in der Biomethaneinspeisung. In beiden Bereichen werden wir unsere Kapazitäten deutlich ausweiten und streben einen Ausbau unserer Anschlussleistung auf zirka 130 Megawatt bis Ende 2012 an.“
Dirk Neupert, Geschäftsführer der Bebra Biogas GmbH: „Wir sehen durch die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes für uns keinen Rückgang des Markts in Deutschland. Wir beobachten schon seit einigen Monaten eine starke Nachfrage nach unseren kompakten Hofanlagen, insbesondere im Bereich bis 75 Kilowatt. Die Vielzahl der Anfragen auf der Agritechnica im November in Hannover hat diesen Trend bestätigt.“
Jörg Fischer, Finanzvorstand (CFO) der EnviTec Biogas AG: „Es wird ein spannendes Jahr. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2012 bietet aus unserer Sicht Ansätze für Kritik, aber auch Chancen. Zwar sind die Vergütungssätze für Strom aus Biogas leicht gesunken, gleichzeitig machen wir die Produktion von Bioenergie jedoch immer effizienter. Außerdem ermöglichen wir unseren Kunden Zusatzerlöse durch die Direktvermarktung und die Bereitstellung von Regelenergie sowie neue Wärmenutzungstechniken wie ORC.“
Claudius da Costa Gomez, Geschäftsführer Fachverband Biogas: „Durch den zu erwartenden Nachfragerückgang im Inland werden sich die Firmen noch mehr auf das Auslandsgeschäft konzentrieren. Besonders interessante Länder sind Italien, Großbritannien, Tschechien, Polen und Frankreich. Ein großes Interesse kommt aktuell auch aus Asien: China, Korea, Indien. Aufgrund des derzeit schrumpfenden inländischen Marktes wird der Exportanteil größer. Wir erwarten für 2012 einen Anteil von 25 Prozent – im Vergleich zu 10 Prozent in den letzten beiden Jahren. Bei der Direktvermarktung von Strom aus Biogas erwarten wir tatsächlich einiges an Bewegung. Zahlen kann derzeit niemand dazu nennen. Biomethan-Einspeiseanlagen sind im Erneuerbare-Energien-Gesetz 2012 besser gestellt worden. Für dieses Jahr erwarten wir einen Zubau von 20 neuen Biomethananlagen, eine Steigerung um ein Viertel, aber das ist ja auch nicht schwer, denn im abgelaufenen Jahr sind gerade mal 15 neue Biomethananlagen ans Netz gegangen.“
Bodo Drescher, Leiter strategischer Vertrieb MT-Energie GmbH: „Die Gesamtzahl der neu gebauten Anlagen im Jahr 2012 wird im Vergleich zu 2011 deutlich geringer ausfallen. Gleichwohl sehen wir in bestimmten Bereichen noch großes Potenzial auf dem deutschen Markt. Dazu zählt neben dem Thema Gasaufbereitung vor allem der Markt der Regelenergieanlagen im landwirtschaftlichen Segment. In den nächsten 12 Monaten werden nach unserer Einschätzung 25 bis 35 Prozent der Bestandsanlagen in die Vermarktung wechseln. Bei den Neuanlagen wird dieser Anteil auf über 75 Prozent der Neubauten steigen. Zu den Hofanlagen: Zunächst gibt es viele Anfragen nach kleinen Biogasanlagen mit einer Leistung von 75 Kilowatt. Bei genauerer Betrachtung muss man allerdings feststellen, dass dieser Anlagentyp nur in wenigen Fällen hinreichende wirtschaftliche Ergebnisse liefern kann. Die auf der Agritechnica in Hannover teilweise verbreitete Euphorie hinsichtlich dieses Anlagentyps teilen wir somit nicht. Im Mittelpunkt werden in diesem Jahr vielmehr die 550-Kilowatt-Anlageanfragen mit einem 800er-Motor zur Erzeugung von Regelenergie stehen.“
Achim Nottinger, Geschäftsführer Ökobit GmbH: „Im Anlagenbereich wird es zu einer Konsolidierung kommen. Wachsen wird definitiv der gesamte After-Sales-Bereich. Da die Rahmenbedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes nach wie vor die standortangepasste Biogasanlage zulassen, ist Platz für alle Konzepte. Dabei ist die Direktvermarktung ein spannendes Thema. Hier wird eine der Stärken von Biogas genutzt – als ein Muss für die Zukunft. Ich denke aber, man sollte hier die Erwartungen für 2012 nicht zu hoch hängen. Wir haben neue Konzepte, neue Vermarktungswege, neue Akteure. Das braucht Zeit für Vertrauen – bei den Kunden, den Investoren und den Banken. Biomethan und Direktvermarktung gehören aus energiewirtschaftlicher Sicht die Zukunft.“
Hendrik Becker, geschäftsführender Gesellschafter PlanET Biogastechnik GmbH: „2011 konnte die PlanET Biogastechnik eine hervorragende Entwicklung mit enormem Wachstum für das Unternehmen verzeichnen, insbesondere im nationalen Markt. Aktuell erreichen uns täglich neue Anfragen zum Bau von Biogasanlagen, insbesondere in der neuen 75-Kilowatt-Klasse. Diese und unsere Strompartnermodelle zur Marktprämie, die ebenfalls stark nachgefragt werden, sehen wir als gute Chance für PlanET in 2012. Aus der Branche nehmen wir allerdings ebenfalls skeptische Stimmen anderer Unternehmen wahr, die von einem deutlichen Rückgang im Markt für 2012 sprechen. Projekte mit Gaseinspeisung werden sicherlich erst 2013 zum tragen kommen, da hier von langen Vorlaufzeiten auszugehen ist.“
Tino Weber, Geschäftsführer der Schmack Biogas GmbH: „Wir werden uns 2012 sicher noch intensiver auf ausgewählte ausländische Märkte konzentrieren. Wir sehen unmittelbare Marktpotenziale in Großbritannien und den USA, interessant sind Frankreich, die Benelux-Staaten sowie verschiedene osteuropäische Staaten und die Türkei. Deutschland bleibt aber auch in 2012 wichtigster Kernmarkt der Biogasbranche. Den starken Zuwachs beim Anlagenbau allerdings, wie wir ihn in 2011 verzeichnen konnten, werden wir in 2012 vermutlich nicht mehr haben. Durch das neue EEG ergeben sich jedoch viele neue Ansätze und Vermarktungsmöglichkeiten, so dass sich der Biogasmarkt weiter entwickeln wird. Wir sehen großes Potenzial für Kleinanlagen auf Basis von Gülle. Verbessert wurden auch die Rahmenbedingungen für Anlagen mit einer Leistung größer 500 Kilowatt, einschließlich Biomethananlagen. Für die klassischen Güllebonusanlagen im mittleren Segment wird der Markt sicher schwierig werden. Wir sehen eine sehr positive Reaktion vieler Marktteilnehmer auf die Möglichkeit zur Direktvermarktung im EEG 2012. Ob die Anreize ausreichen, tatsächliche Marktnähe herzustellen und deutliche Impulse für die Biogastechnologie zu bringen, bleibt abzuwarten. Es ist sicherlich noch zu früh, konkrete Mengen für 2012 abzuschätzen. Beim Zubau von Biomethananlagen erwarten wir einen ähnlichen Trend wie in den letzten drei Jahren, also absehbar keine signifikante Beschleunigung des Ausbaus. Die Situation im Biomethanbereich ist nicht zufriedenstellend. Die Einspeisung von Biogas ins Netz muss attraktiver werden.“
Jens Albartus, Geschäftsführer Weltec Biopower GmbH: „2012 wird es eine Konzentration im landwirtschaftlichen Bereich auf Kleinanlagen zwischen 75 und 250 Kilowatt geben. Gleichzeitig werden Biomethananlagen in einer Größenordnung von 700 Normkubikmeter pro Stunde stärker nachgefragt. Dieses Segment dürfte das wachstumsstärkste sein. Im Marktfeld Biogas aus biogenen Reststoffen erwarten wir im Binnenmarkt keine relevanten Zuwächse, da die Reststoffe bereits im hohen Maße verwertet werden. Der Anteil des Exportgeschäfts wird zunehmen. Gleichzeitig wird das Auftragsvolumen aus dem Ausland zunehmen. Das gesamte Volumen wird in den nächsten zwei Jahren aber abnehmen! Durch das neue EEG wird ein enormer Preisdruck generiert.“
Die Pelletbranche
Oliver Korting, Geschäftsführer der Raiffeisen Bio-Brennstoffe GmbH: „Die Verbraucher scheuen oft den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf Holzpellets. Vergleichsweise hohe Anschaffungspreise für die Pelletfeuerung und neue Anforderungen an Logistik und Lagerung lassen sie zweifeln.“
Roland Schuler, Vorstand der BayWa AG: „Das Thema Energiewende wird uns alle weiter stark beschäftigen. Entscheidend für die Entwicklung der Branche ist aber eine verlässliche Gesetzgebung mit klaren Rahmenbedingungen. Es kann zum Beispiel nicht sein, dass bevor das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2012 in Kraft ist und wirken kann, bereits wieder über einschneidende Veränderungen geredet wird. Wer die Energiewende will muss auch bereit sein, diese zu verwirklichen.“
Michael Speckhardt, Geschäftsführer EC Bioenergie GmbH: „Für 2012 erwarten wir einen erhöhten Absatz von Pelletkesseln. Im Rahmen des Wärmegesetzes, des Gebäudesanierungsprogramms und einer weitergeführten Aufklärungsarbeit von Verbänden und Unternehmen sind wir überzeugt, dass private Endkunden, industrielle und gewerbliche Unternehmen sowie Kommunen vermehrt auf den Brennstoff Pellets umsteigen werden. Wir gehen davon aus, dass sich dadurch die Nachfrage erhöhen und die angespannte Lage bezüglich Überkapazitäten etwas entspannen wird.“
Martin Bentele, geschäftsführender Vorsitzender des Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV): „Wir erwarten und erhoffen Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass der Heizungsmarkt anspringt. Für die Pelletbranche hieße das, endlich wieder einmal deutlich über 20.000 Kessel in Deutschland abzusetzen. Die Verfügbarkeit von Sägeresthölzern ist gut und daher werden wir weiterhin eine hohe Pelletproduktion haben. Ich bin sicher, dass auch die Pelletpreisentwicklung weiterhin konstant und verlässlich erfolgt.“
Bernd Geisen, Geschäftsführer Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE): „Der Bundesverband Bioenergie fordert für 2012 von der Politik eine konsequente Umsetzung der Ausbauziele des Energiekonzepts für den erneuerbaren Wärmemarkt. Wir fordern für die anstehende Novellierung des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes in 2012 ein haushaltsunabhängiges Förderinstrument, zum Beispiel in Form einer Erneuerbare-Wärme-Prämie und ein Steuerabschreibungsmodell für Investitionen, die im Rahmen des Heizungstausches anfallen. Das Ziel muss die Auflösung des Modernisierungsstaus in den bundesdeutschen Heizungskellern sein.“
Ferdinand Tischler, Geschäftsführer ETA Heiztechnik GmbH: „Der Wärmemarkt im Bereich Erneuerbare Energien hat sich 2011 in Deutschland sehr gut entwickelt. Durch kontinuierliche Förderzusagen ist die Verunsicherung der Kunden verschwunden und aufgrund der Verteuerung der fossilen Energieträger sowie des Stroms kann 2012 ein weiterer Schub im Bereich Biomasse erwartet werden. Da Deutschland für jeden Hersteller einen Kernmarkt darstellt, kann die gesamte Branche mit Zuversicht ins Jahr 2012 blicken.“
Andreas Zahrhuber, Leiter Marketing Fröling Heizkessel- und Behälterbau GmbH: „Wir sehen der Entwicklung 2012 durchaus positiv entgegen. Der stetig steigende Preis für Öl, Gas und Strom bewirkt ein Umdenken beim Thema Heizen. Biomasse wird nicht nur aufgrund der preislichen Situation immer interessanter. Durch die vollautomatischen Systeme sind Biomasse-Heizsysteme komfortabel und einfach zu bedienen und stehen Öl- und Gasheizungen um nichts nach. Außerdem werden sie in einem großen Leistungsspektrum angeboten auch für Gewerbe und Industrie. Beim Pelletpreis gehen wir davon aus, dass er weiterhin um bis zu 50 Prozent günstiger sein wird als fossile Brennstoffe.“
Martin Ecker, Leiter Produktentwicklung und Vertrieb HDG Bavaria GmbH: „Generell zeigen sich die Endverbraucher Erneuerbaren Energien gegenüber sehr aufgeschlossen und fossile Brennstoffe rücken im privaten Bereich immer mehr in den Hintergrund – und das nicht alleine aufgrund der Brennstoffkosten. Dennoch werden Investitionen in erneuerbare Wärmeerzeuger häufig hinaus gezögert. Dies ist auf die allgemeine Verunsicherung am Markt, welche Methode zur Wärmegewinnung – Wärmepumpe, Holzheizanlage, … – die Beste ist, zurück zu führen. Deshalb gehen wir davon aus, dass der Markt im kleinen Leistungsbereich bis 50 Kilowatt Leistung mit angezogener Handbremse ins Jahr 2012 starten wird. Im Leistungsbereich über 50 Kilowatt wird weiterhin die Wirtschaftlichkeit einer Holzheizanlage eine zentrale Rolle spielen. Wir rechnen damit, dass im nächsten Jahr besonders ab 100 Kilowatt Leistung die Nachfrage nach Holzheizkesseln ungebrochen stark bleiben wird.“
Jürgen Bohn und Gerd Kück, Geschäftsführer der Juwi Bio GmbH: „Im Jahr 2012 wird der Pelletpreis steigen müssen aufgrund der in den letzten zwei Jahren massiv angestiegenen Rohstoffkosten. Diese Preissteigerungen sind bisher nicht adäquat im Pelletpreis abgebildet. Aus Sicht der Hersteller ist ein genereller Preisanstieg unumgänglich, wenn kurz- und mittelfristig finanzielle Schieflagen vermieden werden sollen. Eine Fortführung der Preissteigerung der letzten Jahre, die kleiner gleich 2 Prozent per anno war, kann nur durch preiswerteren Rohstoff gewährleistet werden. Zum Kesselmarkt: Trotz sehr guter wirtschaftlicher Indikatoren in 2011 – Preisvorteil Holzpellets gegenüber Heizöl und Erdgas, kurzer Amortisationszeiten für Pelletkessel gegenüber Öl- oder Erdgas-Brennwert Kesseln, je nach Hersteller kleiner gleich 10 Jahre, öffentlicher Förderung durch BAFA, großen Geldreserven im Privatbesitz und guter Investitionslage im Privatbereich im Allgemeinen – sind die Absatzzahlen für Pelletkessel nicht signifikant über das Niveau von 2010 gestiegen. Die Zurückhaltung bei der Renovierung von Heizungsanlagen, inzwischen sind in Deutschland mehr als 2 Millionen Heizungsanlagen unmittelbar renovierungsbedürftig, dürfte daher mit nicht klar zu belegenden weichen Faktoren verbunden sein. Eine echte Trendwende könnte 2012 nur durch Auflösung dieser stattfinden.“
Martin Wulf, Leiter Pellets bei Kleeschulte GmbH amp; Co. KG: „Der Pellethandel ist auf starkes Wachstum des Marktes vorbereitet. Leider blieb das Wachstum des Marktes hinter den Erwartungen zurück. Die vorhandenen Hemmschwellen für ein nachhaltiges Marktwachstum zu brechen werden im kommenden Jahr die Herausforderung und das Ziel sein. Für das Kaufverhalten von Pelletheizungen im Marktsegment bis 50 Kilowatt wird die Kontinuität der politischen Rahmenbedingungen wichtiger sein als zum Beispiel die Erhöhung der Fördermittel, um die Verunsicherung aus dem Markt zu nehmen. Im Bereich der industriellen Nutzung ist der Markt zurzeit etwas belebter als im Kleinanlagenbereich. Doch auch hier liegen nach wie vor große Potenziale brach, die es durch Information und Aufklärung zu erschließen gilt.“
Frank Schönfelder, Leiter Marketing KWB Deutschland – Kraft und Wärme aus Biomasse GmbH: „Der Markt bis 50 Kilowatt Leistung wird aus mindestens drei Gründen wachsen. Erstens hat das generelle Interesse zugenommen. Dies merken wir am höheren Zulauf auf unseren Webseiten und den Messen. Außerdem konnten wir überdurchschnittlich viele Heizungsbauer gewinnen, die vorher keine Pelletheizungen installiert haben. Wahrscheinlich liegt das an den rapide steigenden Preisen für fossile Rohstoffe und an den deutlich erkennbaren Folgen der globalen Erwärmung. Zweitens ist Bewegung in die politische Debatte um Sanierungsförderung gekommen. Dies kann einerseits verbesserte finanzielle Anreize für eine Heizungssanierung schaffen und bewirkt andererseits wenigstens ein größeres Medienecho. Drittens verbessert die neu aufflammende Klimadiskussion die Marktsituation für CO2-neutrale Heiztechnik – zumindest, wenn die Publikumsmedien ihren Schwerpunkt nicht ausschließlich auf Stromerzeugung legen, was bisher häufig geschah.“
Oliver Nanko, Produktmanager Holzwärmesysteme bei Paradigma Deutschland GmbH: „Aus heutiger Sicht erwarten wir ein niedriges, aber stabiles Wachstum im Marktsegment bis 50 Kilowatt Leistung, also ähnlich wie in 2011. Der Teilmarkt der Feuerungen mit Kesselleistungen größer 50 Kilowatt ist rückläufig beziehungsweise stagniert. Größeres Wachstum ist hier erst dann zu erwarten, wenn durch weiter steigende fossile Brennstoffpreise die Investitionskosten für die Pelletheizanlage in den Hintergrund treten oder die Politik dementsprechende Zeichen setzt. Faktisch werden aktuell Kessel nur dann getauscht, wenn die bestehende Heizungsanlage den Dienst quittiert. Eine Änderung des abwartenden Verhaltens sehen wir für 2012 nicht. Ein Anstoß zur großflächigen Sanierung der Heizungsanlagen ist erreicht, wenn sich der regenerative Fokus der Politik weg von der Stromerzeugung hin zum Wärmemarkt orientiert.“
Helmut Schellinger, Geschäftsführer Schellinger KG: „Die Wärmemarkt-Nische Holzpelletfeuerungen bis 50 Kilowatt wird sich weiter behaupten. Steigerungen sind möglich, aber nur wesentlich, wenn sich der Modernisierungsstau auflöst, woran ich nicht glaube. Was fehlt ist eine klare Aussage zu den Prioritäten bei der Sanierung. Dämmen kommt hier erst an zweiter Stelle. Inzwischen glaube ich, dass vor allem die ständige Änderung und Diskussion über Förderungen verunsichert und eher eine abwartende Haltung beim Kunden erzeugt. Wir haben ja eine richtige ‚Olympiade’ der Förderungen, jede Technik will sich noch besser darstellen. Der Kunde wird verführt, sich sein Heizsystem nach der Höhe der Förderung auszusuchen und nicht nach rationalen, langfristig wirkenden Gesichtspunkten. Der Pelletpreis wird im Wesentlichen auf dem Niveau von 2011 bleiben. Denkbar und sinnvoll wäre ein Anstieg um zwei bis drei Prozent, da die Kosten für Rohstoff und Energie gestiegen sind. Bei der Kapazitätsauslastung der Pelletproduktion wird es keine wesentliche Verbesserung geben. Importe konterkarieren die Zuwächse im Absatzmarkt.“