Das bisher größte Photovoltaikkraftwerk der Karibik steht in der Dominikanischen Republik. Der Präsident des Urlauberparadieses auf der Insel Hispaniola, Danilo Medina, hat den Solarpark Monte Plata jetzt offiziell eingeweiht. Mit einer Leistung von 33,4 Megawatt wird die Anlage pro Jahr 33.000 Megawattstunden Solarstrom liefern. Denn die Bedingungen auf der Karibikinsel sind hervorragend. Die Sonne strahlt mit einer Energie von fünf bis sieben Kilowattstunden pro Quadratmeter und Tag ein. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Sonneneinstrahlung an besten Standorten täglich bei etwa 3,5 Kilowattstunde pro Quadratmeter. Durchschnittlich strahlt die Sonne aber nur mit 2,9 Kilowattstunden jeden Tag auf Deutschland ein.
Das Ziel: 85 Prozent Ökostrom
Mit dem Solarpark kommt die Dominikanische Republik dem Ziel der Stromversorgung auf Basis der erneuerbaren Energien einen großen Schritt näher. Bis 2030 soll die Energieversorgung im Inselstaat zu 85 Prozent auf Ökostrom basieren. So lautet das Ziel der Regierung in Santo Domingo. Dazu müsste das Land etwa 47 Milliarden Dollar in den Bau von Anlagen investieren. Im Vergleich dazu würde es das Land 71 Milliarden Dollar kosten, wenn die Stromerzeugung weiterhin hauptsächlich auf fossilen Brennstoffen basiert. So hat es das Worldwatch Institute in Washington D.C. ausgerechnet.
Von Energieimporten abhängig
Mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien spart das Land einen riesigen Teil der Importe von fossilen Brennstoffen. Diese kosten die Dominikanische Republik jährlich immerhin etwa vier Milliarden Dollar, was satte 8,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmacht. „Viele der Herausforderungen in der Karibik durch teure Ölimporte kann die Solarenergie lösen“, betont Martin Haupts, Geschäftsführer der Phanes Group mit Hauptsitz in Dubai. Das Unternehmen hat zusammen mit dem taiwanischen Projektentwickler General Energy Solutions und den Experten von Soventix aus dem hessischen Wesel den Solarpark geplant und installiert. Zu diesen Herausforderungen des Inselstaates gehört vor allem die Abhängigkeit von Importen fossiler Energieträger, von der sich das Land durch den Umstieg auf erneuerbare Energien befreien kann.
Solarstrom wird zur billigsten Energieform
Das Ergebnis dieser Abhängigkeit sind relativ hohe Stromkosten. Mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien können aber auch die Stromkosten sinken. Diese sind zwar im Vergleich zu den benachbarten Inseln niedrig. Den Strom zu Preisen von 27 Dollarcent können sich aber trotzdem viele Einwohner nicht leisten. Deshalb zahlt die Regierung in Santo Domingo jährlich etwa eine Milliarde Dollar an Unterstützung, damit sich auch der ärmste Teil der Bevölkerung Strom leisten kann. Dies würde sich mit dem Umstieg auf preiswerte erneuerbare Energien komplett ändern. Denn bis 2030 wird die Solarenergie die billigste Form der Stromerzeugung sein. Sie werden dann sogar unter den Kosten für Wind- und Wasserkraft liegen, die dann zwischen 7,6 und 8,8 Dollarcent betragen werden. Stromerzeugung aus Kohle, Erdgas und Erdöl wird hingegen bei Kosten zwischen 9,4 und 23 Dollarcent hängen bleiben.
Ein Segen für die maroden Netze
Der Umstieg ist aber auch ein Segen für das marode Stromnetz auf der Insel. Immerhin ein Drittel des mit fossilen Brennstoffen teuer erzeugten Stroms geht auf dem Weg zum Verbraucher verloren. Damit hat die Dominikanische Republik eines der schlechtesten Stromnetze der Welt. Mit dem Umstieg auf Solarstrom könne das Land die Stromversorgung sicherer gestalten und gleichzeitig viel Strom sparen, betont Martin Haupts mit Blick auf die Verluste durch die alten Stromnetze. Die Dezentralisierung der Stromerzeugung spart dem Land viel Geld, das es sonst in die Stromnetze stecken müsste. Dies gilt vor allem für private und kommerzielle Photovoltaikdachanlagen. Diese können das Stromnetz entlasten und machen Platz für weitere große Solar- und Windkraftwerke.
Solarstromleistung versechsfacht
Diese sind schon geplant. Bis Ende dieses Jahres soll die Leistung des jetzt fertiggestellten Solarparks verdoppelt werden. Dann stehen satte 67 Megawatt Photovoltaikleistung in Monte Plata. Damit steigt die im Land insgesamt installiert Solarstromleistung auf gut das Sechsfache. Der Anteil der Photovoltaik an der Stromerzeugung steigt dann auf über 1,5 Prozent. Um die teuren Öl- und Kohlekraftwerke abschalten zu können, muss die Regierung in Santo Domingo noch viel tun. Immerhin hat sie schon mal eine Roadmap zur Energiewende und eine Investitionsförderung für den Bau von Solarstromanlagen aufgelegt. Bei den hervorragenden Bedingungen müsste im gesamten Inselstaat eine Photovoltaikfläche von 93 bis 96 Quadratkilometer installiert werden, um die Energieversorgung rein rechnerisch komplett auf Solarstrom umzustellen. Mit dem Kraftwerk in Monte Plata sind schon mal gut zwei Quadratkilometer davon geschafft. (Sven Ullrich)