Das EEG wurde novelliert und es haben sich einige Verbesserungen ergeben. Was bedeutet das für die Solarbranche?
Maria Bauer: Der durch die Politik gestützte Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland führt zu einer Veränderung des EEG, welches vollständig ab Januar 2023 in Kraft getreten ist. Diese Neuerungen verstärken die Nachfragen nach Photovoltaikanlagen bedeutend. Hierbei geht es nicht allein darum, die wichtigen Klimaschutzziele einzuhalten, sondern auch, angemessen auf aktuelle Krisenzeiten zu reagieren. Ins Unermessliche steigende Strom- und Energiepreise sowie der ernsthafte Wunsch vieler, schnellstmöglich die Klimawende einzuleiten, dienen dabei als zusätzliche Treiber.
Wie werden diese sich nach Ihrer Einschätzung auf die Nachfrage nach großen Photovoltaikanlagen in Deutschland auswirken?
Der Ausbau der erneuerbaren Energien avanciert für viele Menschen zum Primat des Handelns. Immerhin liegt das Ziel der deutschen Politik darin, bis zum Jahr 2030 80 Prozent der Stromversorgung über erneuerbare Energien zu sichern. WI Energy packt kräftig mit an und setzt gemeinsam mit Gemeinden und regionalen Verbänden immer wieder neue Photovoltaikgroßprojekte um. Derzeit erfahren wir eine beeindruckend hohe Akzeptanz für unsere Projekte und einen großen Rückhalt innerhalb der Ortsgemeinden, der sich in gesteigerter Nachfrage nach neuen Photovoltaikalagen äußert. So sichern wir uns selbst privilegierte Freiflächen, was die Erweiterung unserer Bebauungspläne ermöglicht.
In welchen Segmenten rechnen Sie mit konkret Wachstum und worauf führen Sie dies zurück?
Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen ist in allen Segmenten drastisch gestiegen. Jedoch stellt gerade der Ausbau großer Dachfreiflächen für viele Unternehmen eine attraktive Möglichkeit dar, schnell und ohne langwierige Genehmigungsverfahren gemeinsam mit uns in die Planung und Umsetzung neuer Solaranlagen zu gehen. Auf diese Weise gelingt es vielen Firmen, ihre hohen Stromkosten schnell zu drosseln. Für einen Großteil unserer Industriekunden bieten zudem große Freiflächen und Seen die Möglichkeit, gewaltige Strommengen zu generieren oder aber mit Solarpaneele bedeckte Carport-PV-Anlagen zu realisieren: eine besonders beliebte und energieeffiziente Methode.
Wie entwickelt sich die Nachfrage nach innovativen und neuen Lösungen wie Floating-PV, Agri-PV, Parkplatzüberdachungen oder andere?
Wir arbeiten konsequent an der Realisierung neuer innovativer Lösungen zur Solarenergiegewinnung. Dazu zählen selbstverständlich auch Verfahren wie das Floating-PV. Da Seeflächen in Deutschland nach aktuellem Stand nur zu etwa 15 Prozent bedeckt werden dürfen, ist unser Handlungsspielraum für den Ausbau erneuerbarer Energien mittels Photovoltaikanlagen auf diesem Gebiet begrenzt. Dennoch verfolgen wir die Entwicklungen zum Ausbau der Floatingtechnologien und der damit verbundenen rechtlichen Freigabeprozesse mit Interesse und planen bereits an weiteren Projekten dieser Art auch in Zukunft. So schreitet der Projektausbau unsere Photovoltaikanlagen auf den Flächen abgebauter Kiesseen der Sand- und Kiesindustrie mit großen Schritten voran.
Und wie steht es bei WI Energy um die Agri-PV und Parkplatzüberdachungen?
Das bislang noch nicht vollständig marktfähige Verfahren der Agri-PV dauert auch für uns noch etwas. Hierbei spielen vor allem hohe Baukosten für die Unterkonstruktionen in der Entwicklung eine entscheidende Rolle. WI Energy sieht hier großes Potential für deutsche Landwirtschaftsflächen und bleibt an diesem Konzept weiter dran. Unterdessen arbeiten wir aktuell mit Nachdruck an der Errichtung von Deutschlands größter Photovoltaik-Parkplatzüberdachung. Innerhalb von zwei Jahren entstand hier der erste von insgesamt sechs Bauabschnitten des Projekts im sächsischen Rackwitz, für dessen Projektplanung und Baudurchführung Sybac On Power, ein Tochterunternehmen von WI Energy, verantwortlich zeichnet.
In allen diesen Fällen geht es um die zusätzliche Nutzung von Flächen zur Solarstromerzeugung. Welchen Stellenwert bekommen solche Projekte im Rahmen der Energiewende?
Grundsätzlich stellt die Doppelnutzung von Freiflächen aller Art einen wesentlichen Faktor für Energieunternehmen dar. Das Beispiel des Kies- und Sandabbaus verdeutlicht, wie sich effektiv weitere Flächen nutzen lassen. Während ein Teil der Fläche noch für den Abbau von Sand und Kies vorgesehen ist, verplanen wir bereits abgebaute Teilflächen mit Photovoltaik. Bei diesen meist nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Flächen verursacht der industrielle Abbau eine dezimierte Flora und Fauna. Dem wirken wir auch künftig mit unseren WI Energy Renaturierungsprojekten und Begrünungsplänen zur Aussaat weiterer Blühwiesen entgegen. Denn nur wenn wir die dringend notwendigen Flächen wie Seenlandschaften, landwirtschaftliche Flächen und andere sinnvoll nutzen, um weitere Energien zu erzeugen, gelingt uns die Klimawende.
Nicht nur die Bundesregierung, sondern auch andere Länder wollen den Ausbau der Photovoltaik beschleunigen. Hier heißt es, dass die Anlagen schneller aufgebaut werden müssen. Welche neuen Technologien kommen bei Planung und Umsetzung der Anlagen zum Einsatz, um schneller zu werden?
In der Regel gestalten sich vor allem die Genehmigungsverfahren einer Anlage als größte Herausforderung bei der Umsetzung einer Lage. Über Videocalls lässt sich die Kommunikation mit ortsansässigen Unternehmen und Verwaltungseinrichtungen erleichtern. Das spart Zeit bei der Terminfindung. Natürlich fallen wichtige Begehungstermine vor Ort nicht komplett weg. WI Energy setzt auf die Entwicklung und Integration eines eigenen Content Management Systems, um Informationen aus Akquise, Baurechtschaffung, technischer Umsetzung, Planung und Anlagenbau zu bündeln und für die weitere Nutzung aufzuarbeiten. Dieses System vereinfacht die gesamte Projektkoordination.
Und beim Bau der Anlage?
Der eigentliche Bau der Anlage stellt dann die Kür dar. Zur Planung und Entwicklung unserer Photovoltaikanlagen kommt eine Geoinformationssystemsoftware zum Einsatz, welche schnell und effizient neue, geeignete Flächen zur Bebauung findet. Zusätzlich setzen wir dabei auf eine 3D-Geländeabtastung mittels Drohneneinsätze. So lassen sich Freiflächen schneller erschließen und bemessen. Dank innovativer Simulationstools ist es uns möglich, vollständige Anlagen vorab digital darzustellen und so die Vorteile für Abnehmer:innen und Gemeinden zu berechnen. Das visualisiert erste wertvolle Potentiale und Angebote, bevor wir tiefer in den Planungsprozess einsteigen.
Welche Rolle spielen dabei die größeren Module, die die Hersteller auf den Markt gebracht haben – sind diese eine Lösung, um schneller mehr Leistung auf die Fläche zu bekommen?
Beim Bau unserer Photovoltaikanlagen verwenden wir zu etwa 20 Prozent größere Solarpaneele mit höheren Wattklassen, die über die übliche Leistungsfähigkeit der am Markt gängigen Module hinausgehen. Größere Module, wie sie beim Bau unserer Solaranlagen zum Einsatz kommen, punkten vor allem in Sachen Leistung, Energieeffizienz und Schattenempfindlichkeit. Um dies zu erreichen, verwendet WI Energy weitestgehend monokristalline Module im Halfcut-Design mit bis zu 132 Zellen. Aufgrund der höheren Leistungsklasse der Module ist es uns möglich eine größere Photovoltaikleistung auf gleicher Fläche als bei herkömmlichen Modulen zur installieren. Gerade bei Freiflächenanlagen geht hier der Trend klar zu leistungsstärkeren und größeren Modulen. Oftmals reduzieren lediglich die zur Verfügung stehenden Bebauungsflächen – zum Beispiel auf Dachanlagen – das weitere Vorgehen und stellen hier einen limitierenden Faktor für die Verwendung von Großpaneelen dar.
Die Fragen stellte Sven Ullrich
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