Umwälzungen im Energiesektor, die wir vor allem seit dem Krieg in der Ukraine erleben, haben inzwischen in allen europäischen Ländern ein neues, übergeordnetes Ziel hervorgebracht – die Energieunabhängigkeit zu erreichen.
Deutschland hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2030 sollen 80 Prozent des gesamten Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Diese Umstellung erfordert einen tiefgreifenden Wandel im Energiesektor. Dazu gehört neben der Abschaltung fossil betriebener konventioneller Kraftwerke vor allem die Beschleunigung von Projekten für erneuerbare Energien.
Wind- und Solarenergie müssen daher dreimal schneller als bisher ausgebaut werden. Allein für die Photovoltaik bedeutet dies einen Ausbau der Erzeugungskapazität bis zum Jahr 2030 auf 215 Gigawatt. Um die Herausforderung der Flächenkonkurrenz zu überwinden, müssen Energieakteure alle Möglichkeiten prüfen, die zum Erreichen dieses Ziels beitragen.
Solarenergie: ein breites Feld voller Möglichkeiten
EDP Renewables, das in Deutschland über Kronos Solar EDPR tätig ist, plant in den nächsten drei bis fünf Jahren vier Gigawatt PV-Kapazität in Deutschland zu entwickeln. Dafür untersuchen wir alle verfügbaren Technologien im Bereich der Solarenergie: die traditionelle Photovoltaik, die neue und viel diskutierte Agri-PV und schließlich die weniger bekannte und erst kürzlich entwickelte Floating Photovoltaik (Floating PV).
Die traditionelle Photovoltaik wird der Schlüssel zur Erreichung der europäischen Ziele sein. Deutschland hat einige entscheidende Schritte auf dem Weg dorthin unternommen, zum Beispiel hat es die Regeln für die EEG-Auktionen auf Projekte mit einer Leistung von bis zu 100 Megawatt ausgeweitet. Dies wird entscheidend sein, um den Weg der Projekte zum Markt zu vereinfachen.
Agri-PV wird in den kommenden Jahren ebenfalls eine Schlüsselrolle spielen. In vielen Ländern wird bereits diskutiert, wie die Zulassung von Mehrzweckflächen ausgestaltet werden kann, um die Koexistenz von Photovoltaik (PV) und Landwirtschaft zu ermöglichen. Wir entwickeln in Sachsen das bisher größte europäische Projekt für Photovoltaik auf Landwirtschaftsflächen. Dabei werden Solarmodule vertikal auf Feldern errichtet, damit Landwirte zwischen den Modulen arbeiten können, während wir erneuerbare Energie erzeugen.
Floating PV schließlich ist eine Technologie, die von der Mehrfachnutzung eines gegebenen Standorts profitiert, indem Solarmodule an Schwimmkörpern befestigt und auf bereits vorhandenen Wasserflächen installiert werden. Die Systeme werden auf dem Grund, am Ufer oder an angrenzenden Strukturen verankert.
Floating PV sichert nachhaltiges Wirtschaften und schützt die Biosphäre
Der Einsatz von schwimmenden PV-Anlagen bietet zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Formen der Photovoltaik. Ein entscheidender Vorteil ist der geringe Flächenverbrauch. Die Anlagen werden in der Regel auf Binnengewässern wie Baggerseen, Stauseen oder Flüssen installiert und bedienen sich daher weitgehend ungenutzter Flächen. Außerdem beschatten sie die Wasserfläche und bremsen so das Algenwachstum, senken die Wassertemperatur und sorgen somit für geringere Wasserverluste durch Verdunstung. Im Gegenzug kühlt das Wasser die PV-Anlagen und ermöglicht so eine effizientere Stromerzeugung.
EDP Renewables ist Pionier bei der Nutzung der Sonne mit schwimmenden Projekten und kann auf Erfolge in Asien und Europa zurückblicken. Auf dem Alqueva-Stausee in Portugal haben wir im Jahr 2022 Europas größtes schwimmendes Projekt mit 12.000 Solarzellen eingeweiht, das jährlich etwa 1.500 Familien in der Region mit Energie versorgen kann.
Eine Delegation deutscher Bundestagsabgeordneter aus dem Klimaschutz- und Energieausschuss besuchte vor Kurzem das schwimmende Solarkraftwerk in Portugal. Die Europäische Kommission hat die Bedeutung des Projektes gewürdigt, als sie es am 20. Juni mit dem Europäischen Preis für Nachhaltige Energie in der Kategorie Innovation auszeichnete.
Damit Floating PV sein Potenzial entfalten kann, muss der Gesetzgeber nachjustieren
Auch in Deutschland ist das Potenzial von Floating PV enorm. Jedoch bremst die aktuelle Rechtslage die Umsetzung und den Ausbau der Technologie. Das Wasserhaushaltsgesetz schreibt beispielsweise vor, dass der Abstand zum Ufer mindestens 40 Meter betragen muss. Außerdem begrenzt es die Flächenbedeckung des Gewässers auf maximal 15 Prozent der Gewässeroberfläche. Eine entsprechende Überarbeitung würde dem angestrebten Ausbau der Erneuerbaren einen dringend benötigten Schub verleihen.
Damit hierzulande Floating-PV-Projekte wie in Alqueva entstehen und umgesetzt werden können, ist es essenziell, dass Deutschland konsequent auf Innovation setzt und für die notwendigen Marktbedingungen sorgt. So können mehr Akteure für die Entwicklung neuer Projekte gewonnen und mehr Synergien zwischen den verschiedenen erneuerbaren Energien geschaffen werden. Nur so können wir langfristig einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten und die ambitionierten Ziele Deutschlands erreichen. EDP Renewables steht bereit, diese spannende und bedeutende Zeit für die Branche mitzugestalten und zur Energiewende beizutragen.
15 Prozent einer Gewässeroberfläche dürfen laut Gesetz maximal von Floating PV bedeckt sein. So bleibt viel Regenerativ-Potenzial unerschlossen.