Nicole Weinhold
Die 8.2 Group mit ihren 33 nationalen und internationalen Ingenieurbüros gehört zu den wichtigsten Sachverständigen im Bereich der erneuerbaren Energien. Vor 25 Jahren begann die Erfolgsgeschichte: Im Herbst 1995 gründete Manfred Lührs das Ingenieurbüro 8.2 in Süderdeich, Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein.
Wie kam es dazu?
Manfred Lührs: Ich baute mein erstes Windrad, als ich gerade eine Lehre zum Maschinenschlosser absolvierte. Angetrieben wurde damit eine Wasserpumpe, die dabei half, ein Moor zu bewässern und damit zu renaturieren. Das Rad hatte also genau die umgekehrte Funktion der alten holländischen Mühlen, die zur Entwässerung und Landgewinnung an küstennahen Bereichen genutzt wurden.
Wieso überhaupt Windkraft?
Manfred Lührs: Zu Zeiten der ersten Ölkrise, 1973, hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Ich war auf einer Party und musste hinterher mein Moped nach Hause schieben – wegen des damals geltenden Sonntagsfahrverbotes. Das hatte mich geärgert und ich begann mich mit Energie und Politik zu beschäftigen. Mir als AKW-Gegner war klar, dass saubere Energie die Zukunft ist. So baute ich bereits 1977 meine erste Windmühle und beschloss schon während meines Maschinenbau-Studiums, später ein Ingenieurbüro für Windenergie zu gründen. Damals war das ein ungewöhnliches Vorhaben. Immerhin gab es noch so gut wie keine Windenergieanlagen und keine Möglichkeit Geld damit zu verdienen. Ich arbeitete dann zunächst für die Firma Kähler Maschinenbau und habe dort eine 30-Kilowatt-Anlage entworfen, KANO, die 29-mal gebaut wurde.
Und wann war die Zeit reif für 8.2?
Manfred Lührs: Mehr als fünf Jahre habe ich noch als Vertriebsleiter für den Windturbinenhersteller Enercon in Aurich gearbeitet, bevor ich mich 1995 daran machte, meine ursprünglichen Pläne anzugehen. Ich gründete 8.2 und wurde zwei Jahre später durch die IHK Flensburg erster vereidigter und geprüfter Sachverständiger für Windkraftanlagen.
Wie kam es zu der dezentralen Struktur, für die 8.2 heute bekannt ist?
Manfred Lührs: Ich hatte von Beginn an viele Aufträge und kam mit der Arbeit nicht nach. Schließlich habe ich mich mit Jürgen Holzmüller zusammen getan, der 1998 ein zweites 8.2-Büro unter eigener Führung in Aurich eröffnete. Ich wollte eine große Firma und gleichzeitig selbständige Kollegen, darum habe ich mich für diese Struktur entschieden.
Woher kannten Sie Jürgen Holzmüller, den heutigen Präsidenten der 8.2 Group?
Manfred Lührs: Jürgen war schon Konstrukteur bei Enercon als ich 1990 dort anfing. 1998 rief er mich an: „Ich möchte mich selbstständig machen“, und fragte nach Tipps – „Mach doch ein weiteres 8.2-Büro auf“, war meine Antwort. Und Jürgen machte das – eine brillante Entscheidung für alle Seiten.
Daraus ist dann ein weltweites Expertennetzwerk entstanden, was 2006 auch zur Gründung der 8.2 Consulting AG geführt hat. Warum?
Manfred Lührs: Ja. Großkunden, speziell im Offshore-Bereich, honorieren den guten Ruf dieser Gesellschaftsform. Dies war einer der Hauptgründe. Und es ging nicht darum, Geld an der Börse einzusammeln, sondern Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, durch Aktienkauf am Unternehmenserfolg teilzuhaben. Die 8.2 AG wurde dann auch die Dachgesellschaft der 8.2 Gruppe. Aber die Verpflichtung der AG, eine Rendite zu erwirtschaften, ließ zu wenig Zeit, den Aufgaben aus der Gruppe nachzukommen. Darum haben wir 2014 die 8.2 Group als eingetragenen Verein gegründet.
Welche Dienstleistungen bietet die Gruppe heute an?
Manfred Lührs: Die 8.2 Group zählt zu den führenden Spezialisten im Bereich der erneuerbaren Energien mit mehr als 40.000 technischen Inspektionen, 20 GW technischen Due Diligence Projekten weltweit und 130 unabhängigen Sachverständigen sowie über 5.000 Kunden in mehr als 50 Ländern. Darüber hinaus ist die 8.2 Group von Beginn an in fast alle deutschen Offshore-Projekte involviert. Im Team der 8.2 Group arbeiten Spezialisten unterschiedlicher Fachgebiete wie zum Beispiel Glasfaserverbundwerkstoffe, Schwingungsanalyse, Videoendoskopie, Condition Monitoring, Rotorblattkontrolle durch Seilzugangstechnik und Fundamentkontrolle. Durch die aktive Mitarbeit in Gremien, Ausschüssen, Beiräten und Qualitätsinitiativen sind die Sachverständigen immer auf dem neusten Stand und leisten einen Beitrag zur Weiterentwicklung von Normen, Grundsätzen und Prüfungsmethoden.
Wo liegt die besondere Stärke von 8.2?
Manfred Lührs: Ganz klar der Austausch der Sachverständigen untereinander in der Gruppe. 1997 war ich Mitbegründer des BWE-Sachverständigenbeirates – ein Grund war auch da schon der Wissenstransfer. Der interne Know-how-Austausch von mehr als 120 Ingenieur/Innen ist ein wesentlicher Baustein unseres nachhaltigen Erfolges und unterscheidet uns von den Wettbewerbern. Ein weiterer Baustein ist unsere große Expertise durch mehr als 40.000 geprüfte Windenergieanlagen – für den Weiterbetrieb von Altanlagen führt dies zu deutlich längeren Betriebszeiten. 8.2 sind die technischen Anwälte der erneuerbaren Energien und wir begeistern unsere Kunden.
Woher kommt eigentlich der Name 8.2?
Manfred Lührs: Maschinenschrauben mit Sechskantkopf sind am häufigsten in Windenergieanlagen verbaut – und auf dem Kopf stehen Festigkeitswerte, zum Beispiel 8.8 oder 10.9. Daher die Idee – 8.2-Schrauben gibt es zwar nicht, aber 2 und 8 sind meine Lieblingszahlen und seit Jahren hat sich die Marke 8.2 im Markt eingeprägt.
Gut zu wissen: Fakten über 8.2
Nach den Anfängen als Ingenieurbüro für Windkraftanlagen hat 8.2 mit der Ausweitung des Netzwerkes ein umfangreiches Expertenwissen gebündelt – neben der Windenergie auch in den Bereichen Photovoltaik, Biomasse/Biogas, Grid Integration und QHSE (Qualität, Gesundheits-, Arbeits- und Umweltschutz). 8.2 vereint damit technisches und beratendes Fachwissen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der erneuerbaren Energien.
Mit technischem Know-how wurden große PV-Projekte mit mehr als vier GW realisiert. Weit über 200 Standorte im In- und Ausland wurden bereits berechnet oder bestehende Gutachten plausibilisiert.
International sind wir in Europa, Südamerika und im asiatischen Raum präsent. Derzeit rücken auf Projektebene besonders Osteuropa und Skandinavien verstärkt in den Fokus.
Der Offshore-Sektor gewinnt immer mehr an Bedeutung für ein Gelingen der Energiewende. 8.2 hat erfolgreich an diversen Projekten mitgewirkt. Neben technischen Prüfungen stehen hier vor allem auch Beratungsleistungen im Vordergrund.
Beratungsbedarf besteht vermehrt auch bei Onshore-Projekten. 8.2 berät Käufer und Verkäufer im Rahmen umfangreicher Due Diligences und im Rahmen von Weiterbetriebsgutachten nach 20-jähriger Nutzungsdauer.
Neben dem großen 8.2 Netzwerk bestehen diverse Partnerschaften zu spezialisierten Laboren, Instituten und Forschungseinrichtungen. So können auch hochkomplexe Fragestellungen „aus einer Hand“ abgewickelt werden.
Weitere Informationen: 8p2.de
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