40 Tage dauert die christliche Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Karsamstag vor Ostern. Viele Menschen wollen in diesem Zeitraum ihre Konsumgewohnheiten reflektieren. Sich durch Verzicht auf das Wesentliche besinnen. Eine Geisteshaltung die wie gemacht ist für das Thema Energieeffizienz – und die auch Tabea Pipenbrink von der evangelisch-lutherischen Kindertagesstätte der Elisabeth-Gemeinde aus Langenhagen wichtig ist. Sie ist der Kopf des Stromfastens, das der Kirchenvorstand in der schon mit einer Solaranlage ausgerüsteten Gemeinde initiiert hat. Tabea Pipenbrinks Erkenntnis: Der erste Weg zu mehr Energieeffizienz kann durch verbesserte technische Geräte mit geringem Verbrauch bei gleicher Leistung erreicht werden. Weit schwieriger gestaltet sich der zweite Weg zu mehr Effizienz: die Umstellung von Verhaltensweisen. Durch sparsamen Gebrauch und sicherlich auch etwas Enthaltsamkeit kann ein großes Energiesparpotential erreicht werden.
Aktion Stromfasten der Klimaschutzregion Hannover
Die Aktion Stromfasten der so genannten Klimaschutzregion Hannover setzt sich genau dieses Ziel. Ihre Organisatoren und Teilnehmer versuchen 2014 bereits zum sechsten Mal in der Fastenzeit die Aufmerksamkeit auf einen bewussteren Umgang mit dem Konsumgut Strom zu lenken. Der Leiterin der Elisabeth-Gemeinde-Kita in Langenhagen, ist das wichtig. Einerseits, sagt sie, könne in der Haushaltskasse der Gemeinde mit der Aktion Geld gespart werden. Und andererseits verbänden sich beim Stromfasten doch eine politisch motivierte nachhaltige Lebensweise mit der christlich begründeten Wahrung der Schöpfung.
Jedes Jahr wird ein anderer Kirchenkreis für die Aktion gewonnen, so dass über die Jahre fast alle Gemeinden rund um Hannover mit dem innovativen Fasten-Prinzip in Berührung gekommen sind. Stromberater der Agentur besuchen im zweiten Schritt die interessierten Teilnehmer, messen den Stromverbrauch der elektrischen Geräte und geben Tipps zur Beseitigung unnötiger Stromfresser wie Stand-By-Geräte.
Einsparpotentiale bei Licht und Wasser sind enorm
Die Leiterin der Tagesstätte für 120 Kinder ist hingegen zum ersten Mal dabei. Durch einen bereits beim Träger beantragten Austausch der Beleuchtung durch LED-Reflektoren kann die Kindertagesstätte pro Jahr bald über 300 Euro sparen. Der Verbrauch für Licht verringert sich durch die Maßnahme um fast 70 Prozent. Für die Mitarbeiter der Kita hat sie einen neuen Kühlschrank mit dem Top-Gütesiegel A+++ angeschafft, weil das Altgerät viel Strom verschleuderte. Die Neuanschaffung eines energieeffizienteren Trockners war mit über 1.000 Euro und dem Budget der Einrichtung nicht zu stemmen. Kann man es als Fügung betrachten, dass kurz nach der Beratung durch die Klimaschutzregion der Trockner von alleine das Zeitliche segnete? „Als hätte er die Beratung mitbekommen“, scherzt Pipenbrink. Ein Antrag für eine energieeffiziente Neuanschaffung hat sie nun doch stellen können.
Als wahrhafte Verschwendung entpuppte sich bei näherer Betrachtung der Warmwasserversorgung der Krippe mittels eines elektrisch betriebenen Durchlauferhitzers. „Wenn 15 Kinder viermal pro Tag für eine halbe Minute den Wasserhahn laufen lassen, ergibt sich ein Sparpotenzial von rund 400 Euro pro Jahr“, erklärte Energieberater Benjamin Wirries der Leiterin der Tagesstätte. Sie nahm sich den Ratschlag zu Herzen und schaffte für insgesamt 18 Wasserhähne sogenannte Perlatoren an. Kleine Siebe die den Strahl des Wasserhahns durchwirbeln und so mit Luft anreichern. Statt 10 sprudeln so nur noch 3,5 Liter pro Minute aus den Hähnen. Es könnte der Einrichtung über 40 Kubikmeter Wasser und 1,154 kWh Strom pro Jahr einsparen.
Stromfasten bedeutet bewusster Energieverbrauch
Ob es einer religiösen Begründung für das Stromfasten bedarf oder auch nur einem reflektierten Blick auf den persönlichen Energiefußabdruck, sei dahingestellt. Tabea Pipenbrink betont zur Bedeutung der Fastenzeit, dass „bewusst werden sollte, was selbstverständlich ist. So dass man ein Bewusstsein erhält, das gar nichts selbstverständlich ist.“ So versuche sie den Kindern im Rahmen der Fastenzeit zu vermitteln, das auch Sparsamkeit und Verzicht ein Teil des Lebens darstellt. Angeblich achten die nun beim Verlassen der Turnhalle selbst darauf, dass die langen Reihen der Leuchtstoffröhren nicht mehr brennen gelassen werden. Über die gesamte Energiewende und die Windparks und Solarparks in ihrer Umgebung will Pipenbrink in einem nächsten Schritt nachdenken: „Wir wollen da klein anfangen.“
(Per Holderberg)