Im letzten Jahr hat Deutschland erstmalig mehr als die Hälfte seines Stroms aus erneuerbaren Energien hergestellt. Ein erster wichtiger Baustein für die Energiewende – doch leider haben wir keine Zeit, uns darauf auszuruhen.
Noch immer sind mehr als drei Viertel unseres Energieverbrauchs fossil. Das liegt daran, dass drei Viertel unserer Energie in Form von nichtelektrischen Brennstoffen verbraucht werden – und die kommen im Gegensatz zum Strom immer noch zu über 90 Prozent aus fossilem Öl, Kohle oder Erdgas. Nur durch eine intelligente Sektorenkopplung können wir auch diese bisher nichtelektrischen fossilen Verbräuche vermeiden. Der zweite Baustein muss also sein, überall dort, wo mit überschaubarem Aufwand möglich, von fossilen Brennstoffen auf die Nutzung von grünem Strom umzustellen. Durch die Nutzung von E-Fahrzeugen im Straßenverkehr, Wärmepumpen in Häusern und die Umstellung industrieller Prozesswärme auf Strom kann der Elektrifizierungsgrad der Endenergie von derzeit 20 auf 45 bis 70 Prozent ansteigen. Der dritte Baustein: Um den verbleibenden Bedarf an Molekülen – also Grundstoffen für die chemische Industrie und Brennstoffen für schwer elektrifizierbare Energiebedarfe wie Luft- und Seeverkehr – zu decken, sind neben nachhaltiger Biomasse auch reiner Wasserstoff und wasserstoffbasierte E-Fuels nötig.
Die gute Nachricht: Diese drei Bausteine können sich gegenseitig bestärken, wenn wir die Sektoren intelligent koppeln. Die flexible Elektrifizierung der Energienachfrage hilft bei der Integration der fluktuierenden erneuerbaren Stromerzeugung und ermöglicht günstigen Strom für Wärmepumpen, das Laden von E-Autos und die Elektrolyse. Sie wird aber nur gelingen, wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen: Wir brauchen einen wirksamen CO₂-Preis, der die ökologische Wahrheit spricht, einen reformierten Strommarkt, der eine Flexibilisierung der Nachfrage für alle Energieverbraucher belohnt, sowie – ganz wichtig – breite gesellschaftliche Beteiligung und Trägerschaft für diese Energiewende, die zunehmend in den Alltag der Menschen rückt.