Dass es eine Klimakrise gibt, die bekämpft werden muss, ist unbestritten. Dass erneuerbare Energien einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, das Unheil abzuwenden, auch. Dass Elektrizität in allen Ländern Afrikas ein sehr knappes Gut ist, ist ebenfalls bekannt.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Entscheidung, eine fabrikneue Windfarm mit einer Gesamtleistung von 60 MW auf den Müll zu werfen, anstatt sie zu errichten und zu betreiben, kafkaesk. Was war passiert?
Mit Start in 2004 sollte im Zuge eines kleinen Windkraftbooms in Kenia ein Windpark in Kinangop errichtet werden. 38 Stück 1.6MW Turbinen auf 80m Türmen wurden bei GE bestellt und 2014 geliefert. Ein zugehöriges Umspannwerk wurde ebenfalls geordert. Nachdem die Anlagen von Salzbergen bereits nach Kenia ausgeliefert worden waren, kam das Projekt durch politische Ränkespielchen vor Ort unter die Räder. Die Eskalation schritt soweit voran, dass die eigens gegründete Betreibergesellschaft das Projekt 2016 abbrechen musste und in der Folge Insolvenz anmeldete. Seither bemüht sich ein Insolvenzverwalter darum, die Anlagen zu verkaufen - erfolglos.
Der Projektentwickler weelectrify.Africa aus München, der auf Secondhand-Anlagen spezialisiert ist, hat sich auf Bitten des Turbinenherstellers Anfang Mai ein Bild von der aktuellen Situation gemacht und kommt zu folgendem Ergebnis: Die Windgeneratoren sind zwar angestaubt, aber vom Grundsatz her ok. Bis 2018 wurden die Anlagen regelmäßig gewartet und alle Servicearbeiten durchgeführt. Selbst wenn man inzwischen Stillstandserschütterungen an den Hauptlagern annimmt, wäre dieser Schaden für vergleichsweise geringe Kosten zu beheben. Weitere Kosmetik könnte man mit Bordmitteln ohne weiteres durchführen. Einen alternativen genehmigten Standort gäbe es auch. Zwischen dem neuen Standort mit einer mittleren Windgeschwindigkeit von 7,4m/sec und dem aktuellen Lagerplatz liegen weniger als 200 Kilometer. Ein interessierter Pensionsfonds würde eine Errichtung auch bezahlen.
Um nun eine geregelte Finanzierung auf die Beine zu stellen, wäre ein Verschrottungsmoratorium von sechs Monaten erforderlich, was der Insolvenzverwalter ablehnt. Auch die offizielle Bitte zu einem klärenden Gespräch mit dem kenianischen Energieministerium über die deutsche Botschaft in Nairobi verhallte ungehört. Das Innenministerium sah sich ebenfalls nicht zuständig. Weelectrify.Africa besitzt noch nicht die erforderliche Eigenkapitaldecke, den Windpark seinem Schicksal zu entreißen.
Da nun offenbar alle Optionen ausgeschöpft sind, steuert der Windpark, ohne jemals Strom für Haushalte, Schulen, Krankenhäuser oder Kleinbetriebe hergestellt zu haben, dem Schweißbrenner entgegen. (nw)
Wer den Windpark retten möchte, meldet sich bei philipp@weelectrify.Africa
Autor: Philipp Wagner, www.weelectrify.Africa