Ursprünglich wollten RWE und E.ON 16,7 Milliarden Euro in den Bau britischer Atomkraftwerke mit einer Kapazität von sechs Gigawatt investieren. Für dieses Vorhaben wurde eigens ein Joint-Venture, die Horizon Nuclear Power, mit einer jeweils 50-prozentigen Beteiligung der beiden Konzerne gegründet. Doch diese Pläne wurden jetzt fallen gelassen.
Teures Atom, günstige Erneuerbare
Mit beigetragen haben zu der Entscheidung könnte die Veröffentlichung einer Studie des englischen Think-Tanks Energy Fair. Darin werden Investitionen in den Bau neuer Atomkraftwerke ein hohes finanzielles Risiko bescheinigt. Die Autoren begründen dies mit den steigenden Preisen für Atomenergie, unter anderem aufgrund der Installation höherer Sicherheitsvorkehrungen seit der Fukushima-Katastrophe. Dazu kommen regelmäßige Überschreitungen von Bauzeiten und –kosten, wie an den Beispielen Olkiluoto in Finnland und Flamanville in Frankreich zu sehen war.
Demgegenüber fallen die Preise für Erneuerbare Energien - vor allen Dingen bei der Photovoltaik. Die fast abgeschlossene Liberalisierung des europäischen Strommarktes und der Ausbau des Stromübertragungsnetzes in der Europäischen Union verstärken diesen Trend. Strom kann demnach auch in Großbritannien fortan von überall her aus Europa bezogen werden. Auch die dezentrale Stromerzeugung im britischen Königreich nimmt stetig zu. Dadurch werde sich der Strommarkt dort entscheidend verändern und den bisherigen Wettbewerbsvorteil für Strom aus Atomkraft auf der Insel relativieren. Schuld seien auch die nach wie vor ungebrochene Abhängigkeit der britischen Atomkraft von staatlichen Subventionen. Diese machen sie zu einer unsicheren Investition, da sie durch politische oder rechtliche Anpassungen an die Wettbewerbsnormen auf europäischer Ebene jederzeit wegfallen können, heißt es in der Studie weiter.
Investitionen in Windkraft und Biomasse
Nach dem Ausstieg aus den Atomplänen in Grossbritannien gab E.ON nun bekannt, dass sich das Unternehmen in Großbritannien „auf Investitionen in profitträchtigere Bereiche der Stromerzeugung konzentrieren“ wolle. Dazu gehört der Bau von Windkraft- und Biomasseanlagen. Derzeit betreibt E.ON erneuerbare Energieanlagen mit einer Leistung von über 450 Megawatt (MW) in Großbritannien, davon 164 MW in den Bereichen Onshore- bzw. Offshore-Windenergie (244 MW) und 43 MW im Bereich Biomasse.
Für die Zukunft plant E.ON einen 800-MW-Windpark in der Gegend um den Forestry Commission Green Park. Weitere Onshore-Windparks mit einer Gesamtkapazität von rund 120 MW befinden sich bereits im Bau. In Ironbridge will das Unternehmen ein 300-MW-Kohlekraftwerk komplett auf pflanzliche Brennstoffe umrüsten und ein komplett neues Biomassekraftwerke in Blackburn Meadows (30 MW) bauen. Auch bei Offshore-Windanlagen sind weitere Investitionen geplant: Insgesamt befinden Kraftwerke mit einer Kapazität von insgesamt 408 MW im Bau. Darüber hinaus ist die Eröffnung des weltgrößten Offshore-Windparks „London Array“ im Sommer dieses Jahres, wenn die Olympischen Spiele in London stattfinden, geplant Der Windpark soll bei seiner Fertigstellung bis zu einem Gigawatt Strom erzeugen können. (Daniel Seemann)