Der geplante Joint Venture werde Ende 2014 vollzogen sein, kündigten beide Unternehmen an, wenn bis dahin die französische Regierung sowie andere europäische Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden ihr O.k. erteilt haben sollten. Es ist die Einigung nach monatelangen Vorverhandlungen. Dabei wollen beide Seiten offenbar schon klar gestellt wissen, dass sie alle drei von ihnen zuvor dem Markt vorgestellten Produktplattformen weiter führen. Das gilt für Arevas Fünf-Megawatt-Plattform, die im deutschen Nordseewindpark Alpha Ventus schon seit 2009 auf hoher See eine erfolgreiche Windstromernte vorführt. Das gilt zudem für die von Gamesa mit einem Prototyp vor einem Jahr an der Küste der Kanareninsel Gran Canaria errichtete Anlage mit fünf Megawatt (MW). Und das gilt auch für die Acht-MW-Turbine mit 180 Metern Rotordurchmesser, die Areva bereits im vergangenen Herbst als nächstes großes Entwicklungsprojekt vorgestellt hatte. Das Joint Venture verfüge so bereits jetzt „über zwei 5 Megawatt-Plattformen und kann so flexibel auf Bedürfnisse des Marktes reagieren“, teilte Areva mit. Beide Anlagenkonzepte und Turbinentechnologien werde es zudem noch optimieren. Zudem werde das Joint Venture die bisherigen Entwürfe für die Acht-MW-Anlage weiter entwickeln.
Areva und Gamesa gaben ihrem gemeinsamen künftigen Offshore-Kind noch keinen Namen. Doch sehen sie es mit einer Auftragspipeline von 2,8 Gigawatt (GW) für den Zeitraum bis 2020 so aufgestellt, dass dieses sowohl in Frankreich, als auch in Spanien und Deutschland Produktionen auslasten soll. Als ein Ziel benennen Areva und Gamesa für das neue Offshore- Unternehmen auch eine schon zuvor in Aussicht gestellte Turbinenfertigung in Schottland.
So hält das Joint Venture vor allem an der geplanten Errichtung einer Produktionsstätte im französischen Le Havre fest. Dort werde das neue Offshore-Spezialunternehmen die Anlagen für sämtliche Aufträge über Meereswindprojekte in Frankreich und dem südlichen Großbritannien herstellen, sagte Arevas Pressesprecher in Paris, Alexandre Thébault, zu ERNEUERBARE ENERGIEN. Die bisher einzigen Areva-Produktionsorte in Bremerhaven (Gondelmontage) und Stade (Rotorblattfertigung) würden absehbar mit den deutschen Offshore-Windparks MEG und Wikinger ausgelastet sowie einem weiteren Projekt in Deutschland. Die Vereinbarungen für dieses neue deutsche Offshore-Projekt seien weit fortgeschritten, genaue Daten dafür könne das Unternehmen aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt geben, teilte Thébault mit. Beide Produktionsstätten kann Areva derzeit nur mit einer staatlich bezuschussten Kurzarbeitsregelung ansatzweise auslasten. Denn langwierige politische Debatten über die künftige Vergütung von Windenergie hatten neue Investorenentscheidungen über weitere Offshore-Windparks in Deutschland zum Erliegen gebracht. Neue Aufträge für die deutsche Nord- und Ostsee sind gemäß allgemeinen Brancheneinschätzungen frühestens erst wieder ab Herbst, eher ab 2015 zu erwarten.
Gamesa-Produktionsstätten liefern Komponenten zu
Auch Gamesa-Produktionsstätten in Spanien sollen nicht leer ausgehen. Die neue Vereinbarung zielt erklärtermaßen „darauf ab, Gamesa zum bevorzugten Lieferanten des Joint Ventures für Komponenten zu machen.“ Gamesa selbst verfügt bereits über eine sehr hohe Fertigungstiefe. Die Spanier entschieden aber in der Vergangenheit immer von Fall zu Fall neu, ob sie beispielsweise Rotorblätter für ihre Windenergieanlagen-Serien selbst herstellen oder von Zulieferern kommen ließen. Einen möglichen schottischen Produktionsstandort verband Pressesprecher Thébault allerdings mit künftigen Aufträgen auch aus Nordengland und Schottland selbst: „Eine schottische Fertigung wäre für solche weiteren Aufträge, für den Fall, dass wir diese Aufträge einmal haben werden.“
Areva hatte bei der vor wenigen Monaten erst abgeschlossenen zweiten Ausschreibungsrunde für französische Offshore-Windprojekte alleine für die kommende Acht-MW-Windturbine ein Auftragsvolumen von einem Gigawatt (GW) erzielt. Diese Anlagenplattform dürfte daher also zunächst in Le Havre gebaut werden. Zur strategischen Ausrichtung in Bezug auf künftige neue Weltmarkregionen teilten Gamesa und Areva mit, das Joint Venture solle auch an den wachsenden Installationen in Asien teilhaben.
Paritätisch in Führung und Standort
Auch die Aufteilung der Zuständigkeiten in der Führung des neuen Unternehmens sowie die Besitzanteile sind zunächst nun geklärt. Demnach werden die beiden Partnerunternehmen das Joint Venture zu jeweils 50 Prozent besitzen. Dabei bringt Gamesa auf 195 Millionen Euro bezifferte Güter oder auch Werte wie Know-How, Technologie-Lizenzen und Zugang zu Zulieferern mit ein. Und Areva bringt einen auf 280 Millionen Euro taxierten Wert auf die Waage. Während der Hauptsitz des Unternehmens im spanischen Zamudio angesiedelt sein wird, erfolge die operative Führung von Paris aus, hieß es. Den Vorstand wollen die Partner mit jeweils vier eigenen Mitgliedern paritätisch besetzen. Den Vorsitz des Gremiums darf Gamesa mit dem für das Geschäftliche zuständigen Firmenchef Xavier Etxeberria besetzen. Die Geschäftsführung des Joint Ventures wird Arnaud Bellanger als jetziger Chef der Areva-Offshore-Sparte übernehmen.