Laut einer Umfrage des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar) würde die Bestrafung des Eigenverbrauchs von Solarstrom mit einer EEG-Umlage erheblich Auswirkungen auf den Ausbau der Photovoltaik in Deutschland haben. „Drei Jahre nach dem Super-Gau von Fukushima und der in Deutschland eingeleiteten Energiewende zweifelt die Solarbranche daran, dass das Ausbauziel für Solarstrom erreicht werden kann“, fasst der BSW Solar die Ergebnisse der Umfrage zusammen. „Die Solarwirtschaft appelliert an die Bundesregierung, auf dieses Vorhaben unbedingt zu verzichten. Zunehmender Widerstand gegen die ‚Solar-Abgabe‘ kommt auch von Verbraucherschützern, Umwelt- und Wirtschaftsverbänden, der Wohnungswirtschaft sowie aus den Bundesländern. Nach Berechnungen von Energieexperten sei das Vorhaben zudem untauglich, um die Verbraucher-Strompreise zu senken.“
Zubaukorridor wird unterschritten
Konkret befürchten die Unternehmen der Branche, dass der von der Bundesregierung anvisierte Zubaukorridor von mindestens 2,5 und höchstens 3,5 Gigawatt pro Jahr drastisch unterschritten wird. So sehen es jedenfalls 90 Prozent der befragten Betriebe der Branche. Immerhin 95 Prozent befürchten den Verlust von Aufträgen. Das wird bei 85 Prozent der befragten Unternehmen zu personellen Konsequenzen führen. Sie werden wohl Mitarbeiter entlassen müssen, wenn die Auftragslage sich im befürchteten Ausmaß bewahrheitet. Damit würde das Jobsterben in der Branche weitergehen. Denn bis heute ist bereits etwa die Hälfte der einst rund 130.000 durch die Photovoltaiktechnologie entstandenen Jobs durch die harten Wettbewerbsbedingungen und den wiederholten scharfen Kürzungen der Solarförderung bereits vernichtet worden. Immerhin 30 Prozent der Unternehmen gehen sogar davon aus, dass sie ihren Geschäftsbetrieb ganz aufgeben müssen, wenn sich die EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch auf deren Umsatz auswirkt. Schließlich gehen die Unternehmen davon aus, dass sich ihr Umsatz um 42 Prozent verringert, wenn die Bundesregierung ihre Pläne tatsächlich umsetzen sollte. Für das kommende Jahr erwarten sie dann einen abermaligen Umsatzrückgang von 47 Prozent. Schon durch die Debatte spüren die befragten Unternehmen, dass die Auswirkungen drastisch sein werden. Fast alle Firmen melden, dass potenzielle Kunden derzeit abwarten, wie sich die Debatte entwickelt und wie die EEG-Novelle tatsächlich ausfällt. Die Kunden von 63 Prozent der befragten Firmen haben interessierte Kunden schon vergebene Aufträge wieder storniert. Dass sich die EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch auf die Wirtschaftlichkeit der Anlagen erheblich auswirken wird, haben auch die Banken und andere Geldgeber schon gemerkt. Immerhin 60 Prozent der Unternehmen spüren, dass die Verhandlungen mit den Kreditgebern immer zäher verlaufen und die Geldgeber zurückhaltender werden.
Geschäftsmodelle gehen verloren
Was die Einbeziehung des Eigenverbrauchs in die EEG-Umlage auf diese Wirtschaftlichkeit der neuen Anlagen bedeutet, wissen die Unternehmen sehr genau. Mit 57 Prozent bezweifelt gut die Hälfte der befragten Firmen, dass sich solche Anlagen für gewerbliche Kunden überhaupt noch rechnen. Insgesamt 42 Prozent der Unternehmen befürchten eine starke Beeinträchtigung der Wirtschaftlichkeit von gewerblichen Anlagen, wenn die EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch kommt. Das wird Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung der Unternehmen haben. Denn immerhin haben sich 85 Prozent davon nach der drastischen Absenkung der Einspeisevergütung im Jahr 2012 auf die Auslegung der gewerblichen Anlagen auf den Eigenverbrauch konzentriert. Fast die Hälfte dieser Unternehmen setzt zusätzlich auf die Integration von Solarstromspeichern, um den Eigenverbrauch weiter in die Höhe zu treiben.
Noch stärker wird sich das auf die industriellen Anlagen auswirken, da diese in der Regel größer als die gewerblichen Anlagen sind und damit das Modell der Einspeisevergütung noch weniger den fehlenden Eigenverbrauch ausgleichen kann. So sehen drei Viertel der Unternehmen, dass industrielle Anlagen mit einem umlagenbelasteten Eigenverbrauch nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können. Auch in diesem Segment gehen 42 Prozent der Branchenunternehmen davon aus, dass es zumindest zu erheblichen Beeinträchtigungen in der Wirtschaftlichkeit kommt. Doch gerade solche größeren Anlagen seien Notwendig, um die Ausbauziele der Bundesregierung überhaupt zu schaffen, betont der BSW Solar. „Statt Unternehmer durch eine EEG-Umlage von ihren Investitionsvorhaben in eine saubere Stromversorgung abzubringen, sollen die Verursacher des Treibhauseffekts stärker zur Kasse gebeten werden“, fordert deshalb konsequenterweise Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar. Er kritisiert, dass die Bundesregierung zwar den Eigenverbrauch von Solarstrom bestraft werden soll, der Eigenstromverbrauch von Kohlekraftwerken und dem Braunkohlentagebau nach dem Willen des Wirtschaftsministeriums weiter von der EEG-Umlage befreit bleibt.
Höhere Einspeisevergütung als Notnagel
Der Referentenentwurf zur EEG-Novelle sieht als Ausgleich einer EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch eine um 0,2 Cent pro Kilowattstunde höhere Einspeisevergütung vor. Dass das die Wirtschaftlichkeit der Anlagen retten wird, bezweifeln gut zwei Drittel der befragten Unternehmen. Für 22 Prozent der Firmen wäre das der absolute Notnagel, um die Wirtschaftlichkeit der Anlagen zu retten. Nut zwei Prozent der Unternehmen befürworten einen solchen Schritt, da sie davon ausgehen, dass eine kostendeckende Einspeisevergütung besser ist, als die Wirtschaftlichkeit der Anlagen vom Eigenverbrauch abhängig zu machen.
Der BSW Solar fordert, dass der mittlerweile kostengünstige Ausbau der Photovoltaik zur solaren Selbst- und Nahstromversorgung, der zudem einen wichtigen Beitrag zum regionalen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch leistet, weitergehen müsse. „In ersten Marktsegmenten wird in Kürze erreicht, was immer politisches Ziel war: Solarstrom wettbewerbsfähig zu machen. Es wäre absurd, die EEG-Förderabhängigkeit von Solaranlagen jetzt durch eine Abgabe auf selbst genutzten Solarstrom künstlich zu verlängern“, sagt Körnig. (Sven Ullrich)