Die Bundesnetzagentur hat die Zuschläge für die grenzüberschreitende Ausschreibung mit Dänemark gegeben. Das Ergebnis: Das höchste Gebot, das noch einen Zuschlag bekommen hat, liegt bei 5,38 Cent pro Kilowattstunde. Da die Ausschreibung nach dem Uniform-Pricing-Verfahren abgewickelt wird, bekommen alle Anlagen diese Marktprämie. Zudem gehen alle Zuschläge nach Dänemark. Damit werden alle Anlagen, die in dieser Ausschreibung eine Marktprämie bekommen, im skandinavischen Königreich gebaut, zudem noch ausschließlich von einem einzigen Bieter. Dieser kommt alle Marktprämien für das ausgeschriebenen Volumen an Solarparkleistung in Höhe von 50 Megawatt.
Fünffach überzeichnet
Insgesamt wurden bei der Bundesnetzagentur 17 Gebote aus Dänemark mit einer Gesamtleistung von 154 Megawatt und 26 Gebote für Projekte in Deutschland mit einer Gesamtleistung von 143 Megawatt eingereicht. Damit war das Ausschreibungsvolumen fast fünffach überzeichnet. Für die Bundesnetzagentur ist der Zuschlagspreis ein klarer Erfolg. Denn er liegt immerhin fast zwei Cent unter den höchsten Preisen, die bei Ausschreibungen in Deutschland bisher erzielt wurden. Allerdings sieht das die Solarbranche etwas differenzierter. Schließlich bekamen ausschließlich Projekte einen Zuschlag, die auf preiswert zu erschließenden Ackerflächen gebaut werden. Diese sind in Deutschland aber nur Bedingt für den Bau von Solaranlagen zugelassen. Die in der Bundesrepublik üblichen Flächen haben aufgrund der viel höheren Entwicklungskosten im Vergleich zur Ackerfläche kaum eine Chance. Selbst bei der Bundesnetzagentur hat man das gemerkt. „Die Standorte mit den günstigsten Rahmenbedingungen setzen sich in Ausschreibungsverfahren durch“, erklärt die Behörde.
Ackerflächen freigeben oder Auktionsverfahren ändern
An dieser Stelle schieden sich ein bisschen die Geister. Auf der einen Seite steht immer der niedrige Gestehungspreis für Solarstrom zur Debatte. Um in grenzüberschreitenden Ausschreibungen einen fairen Wettbewerb zu garantieren, müssten dazu zumindest in beiden Partnerländern die gleichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die dänischen Projektierer können hier nicht nur auf die Zulassung von Ackerflächen, sondern auch auf die besseren steuerlichen Rahmenbedingungen zurückgreifen. Um zumindest einen Punkt dieser Wettbewerbsverzerrung auszuschließen, fordert der Bundesverband Solarwirtschaft die Freigabe von Ackerflächen für den Bau von Solaranlagen. Die dort erzielten Preise zeigen, welches Einsparpotenzial Deutschland verschwendet, wenn es die günstigen Flächen nicht zulasse. „Deutschland täte gut daran, die Restriktionen abzuschaffen, die Solarenergie hierzulande unnötig verteuern“, betont Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar.
Verbrauchsnahe Erzeugung spart Netzausbau
Auf der anderen Seite stehen aber die Transportkosten des Stroms. Ackerflächen liegen in der Regel weit außerhalb von den Regionen, wo der Strom verbraucht wird. Dies wird aber in den Ausschreibungsbedingungen überhaupt nicht berücksichtigt. Das gilt nicht nur für die grenzüberschreitenden Auktionen, sondern auch für die in Deutschland stattfindenden Ausschreibungen. Die dadurch anfallenden Kosten für den eventuellen Ausbau von schwächlichen Netzen auf dem Land tragen dann die dortigen Stromverbraucher. Hier wäre es besser, im Ausschreibungsdesign nicht nur den Preis als entscheidendes Kriterium zu nehmen, sondern weitere Kriterien einzuführen, die den Zuschlag beeinflussen. So wäre es viel besser, mit einem Punktesystem zu arbeiten. Dann könnten die Bieter Punkte nicht nur für einen niedrigen Preis, sondern auch für ein verbrauchernahen Standort und für ein innovativeres Konzept für das Projekt bekommen. Zwar würde dadurch die Marktprämie wieder steigen. Jedoch können diese Mehrkosten durch einen vermiedenen Netzausbau wieder ausgeglichen werden, wenn die Anlagen an Standorten mit hohem Verbrauch gebaut werden. Denn dort sind die Netze ohnehin auf höhere Belastungen ausgelegt, wodurch sie auch mehr Solarstrom aufnehmen können als die Netze in ländlichen Regionen, die mehrheitlich auf eine geringe Anzahl an Verbrauchern ausgelegt sind.
Zweite Chance in dänischer Ausschreibung
Noch weiter geht der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE). Er macht klar, dass Ausschreibungen für den verbrauchsnahen und dezentralen Ausbau der erneuerbaren Energien in ganz Europa völlig ungeeignet sind, weil sich bisher immer Projekte durchgesetzt haben. Statt Deutschland unter Druck zu setzen, einen Teil der geförderten Solarparkleistung international auszuschreiben, sollte die Europäische Kommission endlich sicherstellen, dass auf freiwilliger Basis gemeinsame Projekte geplant und auf diesem Wege Erfahrungen gesammelt werden, was am besten funktioniert, fordert der BEE. Denn alle Rahmenbedingungen in Ausschreibungen anzupassen, ist fast unmöglich, wie selbst die Bundesnetzagentur feststellt.
Zwar können diejenigen Projekte, die keinen Zuschlag bekommen haben, in der noch folgenden Ausschreibung durch die dänische Regierung einbringen. Doch ob sich dadurch die Chancen für Projekte auf schwieriger zu entwickelnden Flächen durchsetzen, bleibt mehr als fraglich. ( Sven Ullrich)