Sachsen gilt als schwieriges Pflaster für die Energiewende: extrem niedrige Installationszahlen bei der Windenergie, die Braunkohleindustrie als traditioneller Arbeitgeber und ein hoher Zuspruch der Wählerschaft zur AfD haben dem Land den Ruf eingebracht, bei den Erneuerbaren eher auf der Bremse zu stehen.
Doch diese Wahrnehmung ist offenbar falsch. In einer aktuellen Umfrage der Initiative Klimaneutrales Deutschland unter 1.000 Befragten aller politischer Richtungen gaben 69 Prozent an, sie wünschten sich einen parteiübergreifenden Konsens zur Umstellung von fossilen zu erneuerbaren Energien in Sachsen. Dieser Wunsch wird von Wählern aller politischen Parteien unterstützt: die Grünen (94 Prozent), BSW (80 Prozent), CDU (78 Prozent), Die Linke (78 Prozent), SPD (74 Prozent), FDP (63 Prozent) und sogar AfD (57 Prozent).
Zudem ergab im Juli der so genannte Sachsenspiegel der Sächsischen Zeitung, dass Kohle und Erdöl nicht mehr gefragt sind. Nur gut 14 beziehungsweise gut neun Prozent wollen demnach weiterhin auf diese Rohstoffe setzen. Die Spitze führen dagegen erneuerbare Energien an: Solarenergie (gut 66 Prozent), Windkraft (56 Prozent) und Erdwärme (44,4 Prozent).Doch auch die Atomkraft spielt für viele Menschen weiterhin eine Rolle. Knapp 34 Prozent sehen in ihr noch eine Energiequelle für die Zukunft.
Akzeptanz der Windenergie ist hoch
Die Akzeptanz der Windenergie ist in Sachsen wie so oft größer als die öffentliche Wahrnehmung der Kritiker es suggeriert. Die Mehrheit derjenigen, die Windenergieanlagen in ihrem direkten Wohnumfeld haben, befürworten diese (59 Prozent). Nur 31 Prozent lehnen diese ab. Jedoch schätzt jeder zweite (49 Prozent) die Stimmung im eigenen Umfeld als ablehnend gegenüber Windenergieanlagen ein, obwohl die tatsächliche Akzeptanz höher ist.
Zugleich zeigt sich eine hohe Bereitschaft zur privaten Beteiligung an der Energiewende: Fast jeder dritte Sachse würde eine Dachsolaranlage installieren (30 Prozent), wenn die Finanzierung gesichert wäre. Für Solaranlagen auf dem Balkon zeigen 20 Prozent Interesse. Auch Investitionen in die energetische Sanierung würden dann erwogen: Dämmung von Dach und Fassade (22 Prozent) sowie Wärmepumpen (17 Prozent) werden bevorzugt. Allerdings waren hier Mehrfachnennungen möglich. Nur sehr wenige erwägen noch die Anschaffung einer Öl- (3 Prozent) oder Gasheizung (6 Prozent).
„Diese Zahlen sind ein deutlicher Handlungsauftrag an die nächste sächsische Staatsregierung," betont IKND-Geschäftsführerin Carolin Friedemann. „Die Bürgerinnen und Bürger in Sachsen erwarten eine klare und parteiübergreifende Strategie zur Umsetzung der Energiewende und Sicherung der sächsischen Energieversorgung.“ (kw)
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