Noch sind es keine konkreten Aufträge. Doch soll es womöglich schnell gehen: „Zum Start der Kooperation wird die EnBW kurzfristig für die geplanten Projekte Bauanträge mit der neuen Senvion Schwachwindanlage des Typs Senvion 3.4M140 stellen“ teilte der Anlagenhersteller mit. Der bei EnBW zuständige Leiter des Bereichs „Projekte Erneuerbare Energien an Land“, Franc Schütz, erklärte: „Im Bereich Onshore wollen wir bis zum Jahr 2020 insgesamt 1.000 Megawatt in Betrieb genommen haben. Die Kooperation mit Senvion ist damit für uns ein weiterer Beitrag, mit wettbewerbsfähigen Angeboten im neuen Ausschreibungssystem erfolgreich bestehen zu können.“
Laut Senvion ist die Nachfrage nach neuen Binnenlandanlagen aber auch unabhängig von dem Auftrag des baden-württembergischen Energieriesen belegbar stark. Das deutet der für den Europa-Verkauf zuständige Executive Vice President Jochen Magerfleisch an. Der verwies anlässlich der Bekanntgabe des Deals mit EnBW auch auf die regen Verkaufssondierungen des Unternehmens mit Investoren, die sich an den nächsten Ausschreibungen beteiligen wollen: „Die Anzahl von Bauanträgen mit Senvion Windenergieanlagen zeigt darüber hinaus, dass wir mit unseren neuen Schwachwindanlagen den Bedarf an diversen deutschen Standorten genau treffen“, betonte Magerfleisch.
Laut dem monatlich aktualisierten Anlagenregister bei der Bundesnetzagentur (BNA) hat Senvion immerhin Genehmigungen für 21 Anlagen aus den ersten vier Monaten des Jahres vermeldet, mit denen die Kunden in Ausschreibungen ziehen werden. Bauanträge für Genehmigungen weiterer 87 Anlagen trug Senvion im Januar ein, welche die Behörden meist noch im Dezember 2016 und mitunter auch noch früher erteilt hatten. Durch die Genehmigungen noch bis zum vergangenen Jahresende aber sicherten sich die Käufer dieser Anlagen das Recht der Übergangsregelung im Erneuerbare-Energien-Gesetz 2017. Diese Anlagen dürfen noch zu einer festen erhöhten EEG-Vergütung von rund acht Cent pro Kilowattstunde (kWh) einspeisen.
Das hingegen für alle ab 2017 genehmigten Turbinenanschlüsse wirksame neue Ausschreibungssystem verlangt, dass die Investoren für ihre Projekte in jährlich drei Ausschreibungsrunden einen langjährigen Einspeisepreis verlangen müssen. Sie geben diese Vergütungsforderung als Gebot ab. Die Projekte mit den niedrigsten Geboten kommen zum Zuge. Dabei gibt es die Genehmigungszuschläge für die jeweils nächstgelegenen höheren Gebote so lange, bis das jedes Mal nur begrenzte Ausschreibungsvolumen ausgereizt ist. Kritiker des Systems befürchten, dass zunächst die Vielfalt der Investoren unter dem Druck billiger Gebote stark schrumpfen werde. Aber auch eine Konzentration der Turbinenzulieferer des Marktes schließen manche nicht aus. Deren These lautet: Nur die Turbinenbauer, die ihre Anlagenserien auch in den größten Stückzahlen bauen und ausliefern können, können in den Preisen für den Auktionswettbewerb genug nachgeben. Mit Rahmenverträgen zu Bestellungen von 100 bis mehreren 100 MW reagieren derweil die Investoren ihrerseits auf die Ausschreibungsbedingungen bereits seit Mitte 2016. Sie wollen ihrerseits den Preis dadurch senken, dass die Turbinenbauer ihnen für Großbestellungen entscheidende Preisnachlässe einräumen.
Auch andere Turbinenbauer kommen laut Anlagenregister weiter zum Zug: Während Marktführer Enercon die Konkurrenz mit gemeldeten Neugenehmigungen aus dem Jahr 2017 von 70 Anlagen die Konkurrenz wie gehabt auf Distanz hält, meldeten die Kunden des Herstellers mit dem traditionell zweitgrößten Marktanteil, Vestas, noch 33 in diesem Jahr bereits genehmigte Anlagen. Senvion folgt mit 21 Turbinen hier an dritter Stelle. Das Unternehmen hatte diesen Rang im deutschen Markt im vergangenen Jahr erstmals verloren. Bei den Netzanschlüssen neuer Turbinen in den ersten vier Monaten liegen hingegen hinter Enercon mit fast 500 MW neu angeschlossener Erzeugungsleistung beziehungsweise 178 Anlagen weiterhin Vestas und Nordex. Nordex hatte 2016 erstmals den dritten Rang von Senvion übernommen. Das im Spezialgeschäftsfeld der besonders großflügeligen Binnenlandanlagen zusammen mit Vestas lange Zeit sogar führende Unternehmen hat in den ersten Monaten des Jahres mit Vestas sogar gleichgezogen: Beide schlossen bis April laut Anlagenregister knapp 220 MW neu ans Netz an. Weil Nordex noch hauptsächlich die vergleichsweise kleinere 2,4-MW-Anlage N117 lieferte und Vestas komplett Anlagen mit mindestens 3,3 MW hatte Nordex sogar mehr Turbinen als der Konkurrent in Betrieb genommen: mehr als 85 Anlagen im Vergleich zu 65 Anlagen.
Ebenfalls fast gleichauf meldeten die Kunden von GE und Senvion neue Inbetriebnahmen: 94 und 117 MW beziehungsweise 34 und 30 Anlagen. Bei den Neugenehmigungen von Turbinen mit Ausschreibungspflicht reihten sich immerhin hinter Enercon, Vestas und Senvion noch drei weitere Hersteller ein: GE, Nordex und Siemens, allesamt allerdings mit zunächst einstelligen Zahlen. Das Anlagenregister muss aber im Zeitraum bis April noch nicht vollständig sein, Nachträge einzelner Netzanschlüsse und Genehmigungen sind möglich.
(Tilman Weber)