Nachdem der Hamburger Systemanbieter Conergy Anfang Juli dieses Jahres Insolvenz angemeldet hat, soll am kommenden Dienstag das Insolvenzverfahren beginnen. So plant es der zumindest Sven-Holger Undritz, derzeit Insolvenzverwalter bei Conergy. Er will beim zuständigen Amtsgericht Hamburg die Eröffnung des Verfahrens für den 1. Oktober beantragen. Zum gleichen Zeitpunkt wird der US-amerikanische Finanzinvestor Kawa Capital Management mit Sitz in Miami, Florida, weitere globale Vertriebs- und Serviceeinheiten von Conergy übernehmen. Die Amerikaner haben schon in der zweiten Julihälfte grundsätzlich die Übernahmen dieser Teile von Conergy mit dem Unternehmen vereinbart. Ende August hat Kawa dann die Tochtergesellschaften in Kanada, Singapur, Thailand und in den USA übernommen. Die entsprechenden Verträge für die Übernahme der Tochtergesellschaften in Italien, Großbritannien und Australien sollen am 1. Oktober gleich nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens unterzeichnet werden. Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens und die anschließende Zustimmung des Gläubigerausschusses ist wiederum Voraussetzung diese Übernahme. Die Gläubiger kommen direkt nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens zusammen, um die Transaktionen zu beraten. Sie haben bereits im Vorfeld ihre Zustimmung zum Verkauf der Tochtergesellschaften signalisiert.
Finanzierung von Projekten
„Mit diesem zweiten Schritt stellen wir zusammen mit Kawa die letzten Weichen für Conergys Zukunft“, sagt Philip Comberg, Geschäftsführer von Conergy. „Unsere asiatischen und nordamerikanischen Einheiten agieren in der neuen Organisation bereits äußerst erfolgreich und wir sind überzeugt, dies mit unseren europäischen und australischen Tochtergesellschaften genauso umsetzen zu können.“ Der Einstieg von Kawa bei Conergy manövriert den Hamburger Systemanbieter in eine vorteilhafte Situation. Denn mit den Fondsmitteln von Kawa im Rücken hat der hanseatische Photovoltaikanbieter ein gutes Polster für die Finanzierung der Projekte. „Mit Kawa als Eigentümer haben wir dieses letzte noch fehlende Puzzleteil in unserer Strategie ergänzt – dies eröffnet Conergy für die Zukunft sehr gute Chancen und große Potenziale“, erklärt Comberg. Denn an Aufträgen mangelt es Conergy nicht. Die Hamburger mussten schließlich Insolvenz anmelden, weil die erwartete Zahlung eines Kunden ausgeblieben ist und einer der Gläubiger den Einstieg von Finanzinvestoren verweigert hatte.
Separate Gespräche mit Investoren für Töchter in Brandenburg
Mit der Übernahme weiterer internationaler Einheiten von Conergy sind insgesamt 350 der vormals 600 Arbeitsplätze des Unternehmens in Deutschland, Italien, Großbritannien und Australien gesichert. Davon übernimmt Kawa 210 der ehedem 320 Mitarbeiter in den ausländischen Tochtergesellschaften und 140 der derzeit 280 Stellen in Deutschland. Vom Stellenabbau in Deutschland beide Standorte – sowohl Hamburg als auch Zweibrücken – betroffen. Dabei bleiben alle 80 Arbeitsplätze der deutschen Vertriebs- und Servicegesellschaften erhalten. Von der Conergy AG werden insgesamt 60 Mitarbeiter übernommen, die Hälfte davon in Zweibrücken. Das dortige Zentrallager wird zunächst für sechs Monate weiter betrieben. Ungewiss bleicht weiterhin das Schicksal der Tochtergesellschaften in Frankreich, Spanien und Griechenland sowie der Vertriebseinheiten in Indien und Tschechien. Diese beschäftigen insgesamt 110 Mitarbeiter. „Wir freuen uns sehr, dass wir für große Teile der Mitarbeiter in den weltweiten Conergy Vertriebs- und Serviceeinheiten eine hervorragende Lösung gefunden haben“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz. „Gleichzeitig bedaure ich jedoch, dass wir nicht alle Arbeitsplätze der Conergy Gruppe sichern konnten und wir zahlreiche hoch qualifizierte Mitarbeiter nun entlassen müssen. Das ist sehr schmerzlich, aber leider unvermeidlich. Die Transaktion mit vielen einzelnen Einheiten war sehr komplex, aber wir hatten mit Kawa einen professionellen Investor, der zu jeder Zeit vom Erfolg der Transaktion überzeugt war.“ Auch die Zukunft der beiden Tochterunternehmen Conergy SolarModule in Frankfurt/Oder und Mounting Systems im brandenburgischen Rangsdorf mit insgesamt 500 Arbeitsplätzen ist noch in der Schwebe. Allerdings sind die Aussichten, dass Investoren für beide Unternehmen gefunden werden, gut, wie sowohl Conergy als auch Mounting Systems betonen. Derzeit führen die jeweiligen Geschäftsleitungen der beiden Töchter in Brandenburg und der Insolvenzverwalter aus Hamburg Gespräche mit potenziellen Investoren, unabhängig von der Übernahme von Conergy durch Kawa.
Strategischer Vorteil für den Investor
Doch auch für Kawa ist der Einstieg bei Conergy ein strategischer Vorteil. „Mit dieser Übernahme haben wir das notwendige Know-how für die weltweite Planung, den Bau und den Betrieb von Solarkraftwerken in den eigenen Reihen“, sagte Kawa-Partner Andrew de Pass. „Wir betreten damit neue Wege und werden unser Geschäftsfeld auf Fonds ausweiten, die in Solarkraftwerke investieren. Photovoltaik ist eine interessante Anlageklasse, erfordert aber komplexes Fachwissen. Nur mit diesen können wir unseren Kunden sichere Investitionen garantieren – in die richtigen Projekte, mit der richtigen Qualität sowohl bei Systemen als auch Services, zu den richtigen Konditionen und Renditen. Das ist das wichtigste Gut für einen Fonds. Die strategische Übernahme von Conergy ist für unser Asset Management Geschäft deshalb ein Meilenstein.“ (Sven Ullrich)