Trotz Insolvenzen bei den Photovoltaikherstellern und trotz oder gerade wegen der Förderdebatte fing das Jahr für die Solarstrombranche in Deutschland eigentlich gut an. Immerhin wurden bis Ende April Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2.145 Megawatt installiert, wie die Bundesnetzagentur bekannt gibt. Damit ist das untere Ende des von der Bundesregierung geplanten Zubaukorridors, der zwischen 2,5 und 3,5 Gigawatt pro Jahr liegt, bereits in den ersten vier Monaten des Jahres fast erreicht.
Torschlusspanik kurbelt den Markt an
Doch ob das Jahr auch so weiter läuft, da ist die Branche sehr skeptisch. Die führt die guten Zubauzahlen auf kurzfristige Vorzieheffekte zurück, die der Run auf Photovoltaikanlagen wegen der erwarteten vorzeitigen und drastischen Kürzung der Einspeisetarife ausgelöst haben. Allein im Monat März wurden Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.150 Megawatt installiert. Auch im Januar war der Zubau mit 450 Megawatt sehr hoch. Der ging im Februar, als die Förderdebatte ihren ersten Höhepunkt erreichte, auf 200 Megawatt drastisch zurück. Auch der April ist mit der Installation von 345 Megawatt Photovoltaikleistung vergleichsweise schwach. Die Investoren wollten ihre Anlagen noch möglichst vor dem 1. April, spätestens aber vor dem Ende der Übergangsfristen, installiert sehen, die die Bundesregierung der Photovoltaikbranche bis zur Absenkung der Förderung einräumen will.
Branche braucht verlässliche Zahlen
Die Zahlen der Bundesnetzagentur sind aber nur vorläufig. Erst im Laufe der nächsten Wochen sollen die endgültigen Werte für die ersten vier Monate des Jahres veröffentlicht werden. „Es wäre eine Sensation, wenn die Daten zur Intersolar vorliegen würden“, kommentiert Proteus Solutions, ein Softwareentwickler für die Betriebsführung von Photovoltaikanlagen im badischen Spaichingen. Außerdem bestehen Unsicherheiten, wie verlässlich die Daten der Bundesnetzagentur überhaupt sind. So gibt es immer wieder Diskrepanzen zwischen den Angaben der Netzwächter in Bonn und denen der Übertragungsnetzbetreiber, die ihre Zahlen sowohl der Bundesnetzagentur vorlegen müssen als auch direkt an die Strombörse melden.
Doch die Branche braucht verlässliche und zeitnah veröffentlichte Daten, um weiter planen zu können. Schließlich hängt die Degression der Förderung von Solarstrom vom auf das Jahr hochgerechneten Zubau ab. (Sven Ullrich)