Im Vorfeld der ersten Sitzung des Vermittlungsausschusses, der morgen über die Förderung der Photovoltaik berät, positionieren sich die Interessenvertretungen. Während der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) ganz klar fordert, die Politik solle das Gesetz erheblich nachbessern, vor allem was die Absenkung der Einspeisevergütung und den Zubaukorridor angeht, stellt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) klar, dass ein ungebremster Ausbau der Photovoltaik nicht weitergehen kann.
Rekordproduktion von Solarstrom
Nach Zahlen des Interessenverbandes der Energieunternehmen, in dem unter anderem auch die großen Energiekonzerne EnBW, Eon und RWE organisiert sind, erreichte die Produktion von Solarstrom im Mai einen neuen Rekord. Erstmals wurden mehr als vier Milliarden Kilowattstunden Strom aus der Sonne in die Netze eingespeist. Das entspricht etwa zehn Prozent des gesamten monatlichen Stromverbrauchs in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Solarstromproduktion damit um fast 40 Prozent. Damals wurden 2,6 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom in Deutschland produziert. In den ersten fünf Monaten erzeugten die Solarstromanlagen in Deutschland insgesamt 10,5 Milliarden Kilowattstunden.
BDEW: Ausbau steuern
Der BDEW nutzt diese Meldung, um eine bessere Steuerung des Photovoltaikzubaus zu fordern. „Die bisherige Entwicklung der Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen und die weiter steigenden gesetzlich garantierte Vergütung zeigen, dass das ungebremste Wachstum weitergeht“, kommentiert Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW. „Die Prioritäten stimmen nicht mehr. Während im Netzbereich die Kosten auf den Cent genau reguliert und Investitionen nicht ausreichend gefördert werden, türmt sich mit Hilfe des Erneuerbare-Energien-Gesetzes eine enorme Belastung für die Verbraucher auf. Deshalb ist es jetzt umso wichtiger, dass eine Kürzung der Solarförderung beschlossen wird.“ Der BDEW rechnet mit 460 Millionen Euro, die über die Berechnungen der EEG-Umlage für 2012 hinausgehen.
BSW-Solar: Kaum Erhöhung der Strompreise
Der BSW-Solar hingegen kommentiert, dass sich die Verbraucherstrompreise bei einer Verdopplung des Solarstromanteils am deutschen Strommix bis 2016 um gerade mal 2,5 Prozent erhöhen. Im gleichen Zeitraum könnte der Solarstromanteil von derzeit 3,2 Prozent auf fast sieben Prozent steigen. „Der weitere kraftvolle Ausbau der Solarenergie mit ihren Vorteilen einer verbrauchernahen Erzeugung ist für das Gelingen der Energiewende unverzichtbar, technisch realisierbar und fällt finanziell kaum noch ins Gewicht“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. Er fürchtet um die Jobs in der Solarbranche, wenn die Förderung zu stark abgesenkt wird. Schon in den letzten Wochen gingen wegen der unsicheren Rahmenbedingungen und dem harten Wettbewerb tausende von Arbeitsplätzen in der Branche verloren. „Die Politik entscheidet nun über die Zukunft der Photovoltaik in Deutschland“, erklärt Körnig. Wird jetzt nicht schnell nachgebessert, stehen hunderte Solarunternehmen in Handwerk und Mittelstand vor dem Aus.“ (Sven Ullrich)