Schleswig-Holstein ist die Wiege der deutschen Windkraft. Hier treibt auch die Regierung den Ausbau der Windkraft voran – und nimmt dabei die Bürger mit – zum Beispiel durch Transparenz. Aber auch durch funktionierende Bürgerwindprojekte. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) lässt anklingen, dass entschlossene Ausbauziele auf Bundesebene seines Parteikollegen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sinnvoll gewesen wären.
Würden Sie sagen, dass das Bundeswirtschaftsministerium den richtigen Weg eingeschlagen hat mit der Anhebung der Ausbauziele?
Daniel Günther: Der Windkraftausbau ist eine Aufgabe, zu der alle Bundesländer ihren Teil beitragen müssen, indem sie ihre Potenziale nutzen und Flächen für Windkraft ausweisen. Die Anhebung der Ausbauziele ist in diesem Kontext ein wichtiges Signal.
Die Ausbauziele für die erneuerbaren Energien sind auch ein bedeutsamer Parameter zur Ermittlung des notwendigen Netzausbaus. Ausbauziele zu verschieben, heißt auch immer, den Netzausbau zu verschieben. Das sollten wir nicht tun.
Es heißt immer wieder, die Windkraft habe ein Akzeptanz-Problem. Wie gehen Sie in Schleswig-Holstein damit um?
Daniel Günther: In Schleswig-Holstein gibt es seit langem einen Bürger-Energie-Fonds. Dieses Instrument soll Bürgerenergieprojekten die ersten Schritte in der Planungs- und Startphase erleichtern und finanzielle Risiken senken. Dieses Angebot hat sich auch bewährt. Viel wichtiger aber ist es, fair mit den Menschen umzugehen und ihnen Sinn und Bedeutung des Windkraftausbaus zu erklären: Auf Initiative der Windbranche und des Landes wurde 2018 das Siegel Faire Windenergie ins Leben gerufen. Dieses Siegel zeichnet Windparkplaner aus, die mit ihrer Arbeit besonderen Wert auf ein hohes Maß an Transparenz legen. Wir müssen bei alledem immer wieder den Beitrag der Windkraft zu unseren großen gesellschaftlichen Zielen erklären und herausstellen: Was leistet die Windkraft für den Klimaschutz? Wie lassen sich Arbeitsplätze schaffen und erhalten? Wie lassen sich Konflikte zwischen Windkraft und Naturschutz lösen? Wenn wir mit den Menschen offen über diese Fragen reden, dann wächst auch die Akzeptanz.
Welche wirtschaftliche Bedeutung hat Windkraft in Verbindung mit Wasserstoff in Ihrem Bundesland?
Daniel Günther: Wasserstoff ergibt klimapolitisch nur dann Sinn, wenn es grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien ist. Und dank Windkraft verfügt Schleswig-Holstein in deutlich ausreichendem Umfang über Strom aus erneuerbaren Energien. Wir können damit sowohl die direktelektrischen Nutzungen decken als auch den Wasserstoffbedarf im Land. Und dies wird auch dann noch funktionieren, wenn der Strombedarf für Elektromobilität und andere Formen der Sektorenkopplung in den nächsten Jahren zunehmen wird. In einem Satz: Schleswig-Holstein ist mit seiner Windkraft als Standort für die Erzeugung von grünem Wasserstoff geradezu prädestiniert.
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