Wie Senvion bekannt gab, hat der auf dem deutschen Markt zuletzt vierwichtigste Windturbinenbauer mit dem saudi-arabischen Projektentwickler Alfanar einen Rahmenvertrag über ein Volumen von bis zu 300 Megawatt (MW) zur Errichtung in neuen spanischen Windparks abgeschlossen. Senvion betonte 245 MW davon seien nun bereits als bedingte konkretere Bestellungen im Auftragsbuch eingetragen. Alfanar hatte im vergangenen Jahr in der zweiten der ersten beiden großen Ausschreibungsrunden Spaniens für Erneuerbare-Energien-Projekte die Zuschläge für eine gesicherte Vergütung für künftige Windparks mit rund 720 MW erhalten. In der ersten Ausschreibungsrunde im Mai 2017 war Alfanar mit nur rund drei Kilowatt (kW) noch fast leer ausgegangen, womöglich hatten es die Araber nur auf eine Testkleinwindanlage abgesehen. In dieser ersten Ausschreibungsrunde hatte Madrid die Vergütungstitel für rund drei GW Windkraft versteigert. In der zweiten Ausschreibungsrunde nur wenige Monate später sicherte sich Alfanar hingegen rund 70 Prozent des an Windenergie-Projekte versteigerten Ausbauvolumens von etwa 1,1 GW. Errichtung und Einspeisebeginn für die Windparks sind wie bei einem Großteil der siegreichen Windparkprojekte beider Tender für 2019 vorgesehen.
Senvion wird Großanlagen der neusten Serie mit 140 Meter Rotordurchmesser liefern, manche mit 4,2 MW Anlagenleistung, manche aber auch mit rund 3,5 MW. Für alle Turbinen hat Senvion auch Vollwartungsaufträge für eine Dauer von 20 Jahren mit Alfanar abgeschlossen.
Mit Alfanar hatte Senvion zuvor bereits einen Vertrag für die Lieferung von ebenfalls 300 MW zur Errichtung in Indien abgeschlossen. Für den Windparkprojektierer bedeuten nun mit fixierten Vergütungshöhen versehenen Windparkprojekte den Einstieg in den europäischen Markt. Für Senvion markiert der Vertrag den Wiedereinstieg in den spanischen Markt. Dieser war allerdings vor knapp zehn Jahren zum Erliegen gekommen. Damals hatte die spanische Regierung angeblich um den Staatshaushalt zu sanieren die Unterstützung für den weiteren Erneuerbaren-Ausbau im Land zurückgezogen.
Damit ist nun die Aufteilung des spanischen Windenergiemarktes während seines neuerlichen Booms zu mehr als der Hälfte bekannt. Das größte Tortenstück hatte sich bereits 2017 der US-amerikanisch-deutsche Windturbinenbauer GE gesichert: Bereits im Frühjahr vorigen Jahres meldete GE, einen Vertrag für 30 Windparks mit einem 1,2-GW-Gesamtvolumen mit Forestalia abgeschlossen zu haben. Das Unternehmen aus Spanien hatte sich mit Zuschlägen für diese Kapazität mehr als ein Drittel des Tenders gesichert. Wie Senvion liefert auch GE aus der aktuellen Großrotoranlage mit Rotordurchmessern von mindestens 130 Metern oder deutlich mehr sowie im Durchschnitt 3,75 MW Leistung.
Ebenso hat Siemens Gamesa bisher mit deutlich mehr 500 MW einen sehr großen Anteil am Markt als Aufträge infolge der Ausschreibungsrunden bekannt gegeben. Je nach Rechnung ist der im vergangenen Jahr zum Windturbinenkonzern geformte Zusammenschlusss aus Siemens und Gamesa seit 2017 erstmals zum Weltmarktführer aufgestiegen. Mit dem spanischen Konzernteil Gamesa ist er bisher ohnehin ein Platzhirsch im iberischen Heimatmarkt. Siemens Gamesa wird Anlagen mit 132, 126 und 114 Meter Rotordurchmesser liefern sowie mit Nennleistungen von 3,4 bis 3,5 MW und 2,6 MW.
Auch die Windturbinenbauer Nordex und Vestas gaben bereits nennenswerte Großaufträge bekannt. Wobei die Nummer drei und die Nummer zwei im deutschen Markt sowie im Falle von Vestas der Hauptkonkurrent von Siemens Gamesa um die Weltmarktführung bisher auf veröffentlichte Aufträge für knapp 200 und knapp 100 MW kommen. Während Nordex nur Anlagen mit über drei MW Nennleistung und ab 130 Meter Rotordurchmesser seines spanischen Unternehmensteils Acciona liefert, wird Vestas Anlagen sowohl aus der Zwei- als auch aus der Drei-MW-Klasse installieren.
Noch nicht offiziell geäußert hat sich im Übrigen Deutschland-Marktführer Enercon, der ebenso traditionell am Spaniengeschäft seinen Anteil hat.
(Tilman Weber)