Das britische Marktforschungsunternehmen IMS Research geht von einer deutlichen Belebung des Photovoltaikmarktes im zweiten Halbjahr aus. IMS korrigiert im dritten Quartalsbericht 2011 „Global PV Demand“ seine Prognose für den weltweiten Zubau um ein Gigawatt auf 22 Gigawatt nach oben. „Obwohl die Installationen vom ersten zum zweiten Quartal nur um 13 Prozent stiegen, zeigt unser jüngster Report, dass es zu einem riesigen Wachstum in der zweiten Hälfte des Jahres kommen wird“, kommentiert Ash Sharma, Chefanalsyst für Photovoltaik bei IMS Research. So erwarten die Marktforscher, dass sich im Vergleich zum schwachen ersten Halbjahr dieses Jahres die Installationszahlen zwischen Juli und Dezember verdoppeln.
Preise seit 2006 halbiert
Als Grund für die rapide Zunahme der Nachfrage nennen die Analysten Kaufanreize auf den neuen Märkten wie Großbritannien oder die Slowakei und die geplante Degression der Einspeisevergütung in vielen Ländern zum Ende des Jahres. Außerdem sinken die Modulpreise weiter. Der Bundesverband für Solarwirtschaft (BSW-Solar) bestätigt, dass die Preise für Solarmodule seit 2006 um die Hälfte gefallen sind. Der durchschnittliche Endkundenpreis pro Kilowatt Leistung sank in diesem Zeitraum von 5.000 auf 2.400 Euro. „Technologischer Fortschritt und Massenfertigung machen Solarenergie zum Preisbrecher“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. „Je stärker der Photovoltaik-Weltmarkt in den nächsten Jahren wächst, desto schneller wird Solarstrom wettbewerbsfähig.“ Bis 2020 gehen die Branchenvertreter von einer Verdreifachung der Absatzzahlen bei aus.
Vor allem die Märkte in Asien und Amerika sollen erheblich wachsen. So gehen die Marktforscher davon aus, dass der Zubau in China in diesem Jahr 1,3 Gigawatt beträgt. Im nächsten Jahr soll das Land sogar 2 Gigawatt erreichen. Langfristig wird China einer der Schlüsselmärkte in der Photovoltaik. Bis 2015 soll das Reich der Mitte einen der ersten drei Plätze beim Zubau einnehmen. IMS begründet diese positive Vorhersage unter anderem mit der Einführung einer Einspeisevergütung in China am 24. Juli dieses Jahres. So erhalten Betreiber einer Solaranlage, die vor dem ersten Juli 2011 ans Netz ging eine Einspeisevergütung von umgerechnet 13 Eurocent pro Kilowattstunde. Für alle nach dem 1. Juli gebauten Anlagen vergütet Peking die Kilowattstunde mit umgerechnet elf Eurocent.
Europa weiterhin vorn
Aber auch für die schwächelnden deutschen und italienischen Märkte erwarten die Forscher eine leichte Marktbelebung, auch wenn sie nicht davon ausgehen, dass der Zubau die Dimensionen des letzten Jahres erreicht. Deutschland und Italien bleiben trotzdem die führenden Länder bei der Installation von Solarstromanlagen, gefolgt von den USA und China, dass sich vom neunten auf den vierten Platz verbessert hat. Für den gesamteuropäischen Markt erwarten die Marktforscher insgesamt einen Rückgang der Nachfrage um ein Prozent. „Gleichzeitig ist es wichtig daran zu erinnern, dass Europa in diesem Jahr immer noch fast 70 Prozent der weltweiten Installationen auf sich vereint“, beschwichtigt Ash Sharma. Der Bericht geht davon aus, dass in elf europäischen Ländern die Neuinstallationen mindestens 100 Megawatt erreichen. Weltweit soll der Zubau in 20 Ländern die 100-Megawatt-Grenze übersteigen. Im letzten Jahr erreichten nur 13 Staaten solch hohe Zubauraten. Mit dieser wachsenden Diversifizierung wird sich der weltweite Markt stabilisieren, da er nicht mehr von ein oder zwei Ländern abhängig ist. Ob und inwieweit die Hersteller von Solarmodulen schon in diesem Jahr von dem mutmaßlich starken Wachstum in den nächsten sechs Monaten profitieren, bleibt noch offen. Denn aufgrund der bisher schwachen Nachfrage haben sie große Bestände in ihren Lagern angehäuft, die sie erst einmal abbauen müssen. (Sven Ullrich)