Die Marktforscher von EuPD Research mit Sitz in Bonn prognostizieren für 2013, dass der Zubau von Photovoltaikanlagen in Deutschland nur 3,9 Gigawatt erreichen wird. Das wäre im Vergleich zum vergangenen Jahr eine Halbierung des Marktes. Als Grund nennen die Analysten vor allem die weiter gesunkene Einspeisevergütung und die bisher noch fehlenden Anreize für die Installation von Stromspeichern. Wann die Bundesregierung tatsächlich ein entsprechendes Marktanreizprogramm auf den Weg bringt und welchen Umfang die Förderung haben wird, bleibt bisher noch Spekulation. Bisher ist nur sicher, dass in Berlin entsprechende Planungen laufen, gibt Cornelia Viertl, Referentin für Solarenergie und Tiefengeothermie beim Bundesumweltministerium zu.
330 Megawatt pro Monat
„Innerhalb der letzten Monate hat im deutschen Photovoltaikmarkt vor allem das Segment der Großanlagen an Bedeutung gewonnen“, erklärt Markus Lohr, Chefanalyst bei EuPD Research, während des „German PV Market Briefings“ in Frankfurt am Main. „Besonders im Osten der Republik sind die Anteile dieser Anlagenklasse signifikant gestiegen.“ Doch seit Oktober werden diese Anlagen nicht mehr gefördert, was schon in den letzten Monaten des vergangenen Jahres den Zubau sinken ließ. Insgesamt bleibt damit der Markt durchschnittlich etwa auf dem Niveau vom Dezember 2012, als nur 330 Megawatt neue Solarstromgeneratoren an das deutsche Netz angeschlossen wurden. Das Jahr wird schleppend anlaufen. Gute Umsätze erwarten die Marktforscher für die Monate Juni und Juli. Danach werden wieder weniger Solarstromanlagen neu installiert.
„Installateurssterben“ befürchtet
Verlierer dieser Entwicklung sind neben den Modulherstellern, die wohl mit weiter sinkenden Preisen zu kämpfen haben, vor allem die Installateure. Für sie wird es vor allem in der zweiten Jahreshälfte schwierig, Aufträge zu bekommen. Markus Lohr befürchtet sogar ein regelrechtes „Installateurssterben“. Vor allem die Installationsbetriebe, die sich auf den Bau von Photovoltaikanlagen spezialisiert haben, werden es sehr schwer haben, das Jahr zu überleben. „Aktuelle Umfragen belegen, dass bereits 40 Prozent der deutschen Installationsbetriebe mit möglichen Alternativen für ein derart verändertes Marktumfeld rüsten“, betonen die Analysten von EuPD Research.
Chinesen setzen im eigenen Land ab
Mit ihrer Einschätzung stimmen die Analysten von EuPD Research mit den Voraussagen ihrer amerikanischen Kollegen von NPD Solarbuzz in Santa Clara, Kalifornien überein. Die sehen ebenfalls einen erheblichen Rückgang der Nachfrage auf dem deutschen Markt. In diesem Jahr wird China die Stellung einnehmen, die Deutschland bisher hatte. Das Reich der Mitte wird voraussichtlich der weltweit größte Absatzmarkt für Photovoltaik werden. Hatte Deutschland im letzten Jahr einen Weltmarktanteil von etwa 25 Prozent, wird dieser in diesem Jahr auf durchschnittlich etwa 13 Prozent sinken, mit fallender Tendenz zum Jahresende. Bei einem erwarteten weltweiten Zubau von abermals etwa 30 Gigawatt, landet Deutschland mit 3,9 Gigawatt weit hinter China. Außerdem wird das Land der größte Markt für einheimische Photovoltaikprodukte weltweit werden. Ausländischen Anbieter räumt Michael Barker, Analyst bei NPD Solarbuzz, kaum Chancen ein, in China Fuß zu fassen. Schließlich hat das Reich der Mitte auch die größten Produktionskapazitäten und die werden jetzt im Inland abgesetzt. Das wird um so mehr so sein, sollten chinesische Module in der Europäischen Union mit Straf- und Antidumpingzöllen belegt werden. „Deutschland hingegen hat zugesehen, wie seine Produktionsbasis in den letzten Jahren dahingeschwunden ist, während es der größte Absatzmarkt der Welt blieb“, erklärt Michael Barker. „Aber das hat sich Ende 2012 geändert, als China vorbeizog. Nach unserer Einschätzung wird das der Trend sein, der sich für viele Jahre fortsetzen wird.“ (Sven Ullrich)