Ab sofort wird das gemeinsame Meereswindkraftunternehmen mit offiziellem Sitz in der spanischen Stadt Zamudio von Louis-Francois Durret repräsentiert, dem Geschäftsführer der Erneuerbare-Energien-Tochter des französischen Mutterkonzerns, Areva Renewable Energies. Der Vorstand setzt sich aus je vier Mitgliedern von Gamesa und Areva zusammen. Adwen-Geschäftsführer ist ab sofort hingegen der Chefkoordinator von Gamesas Offshoreaktivitäten, Luis Alvarez. Mit einer Projektpipeline von bereits 2,8 Gigawatt, die das bisher nur in Deutschland fertigende Areva einbringt, will Adwen in den kommenden fünf Jahren seinen Anteil am gesamten europäischen Offshore-Windmarkt auf schließlich 20 Prozent erhöhen.
Bei einer eigenen Pressekonferenz auf der am Dienstag gestarteten europäischen Meereswindenergie-Konferenz, EWEA-Offshore in Kopenhagen, mussten sich die Adwen-Führungskräfte gleichwohl kritischen Journalistenfragen stellen. Denn einerseits hat Gamesa anders als Areva bislang keine eigenen Offshore-Projekte der Öffentlichkeit präsentieren können, die es in die nun benötigte Order-Pipeline einbringen kann. Andererseits baut zwar Areva in Frankreich eine moderne Produktionsstätte zusätzlich zum bisherigen Produktionsstandort in Deutschland auf, um große Serien fertigen zu können. Diese Industrialisierungsmaßnahme soll die Stückkosten senken. Doch sind mit Vestas und Siemens bereits zwei große etablierte Player am Markt, die schon ebenfalls mit dem Ausbau großer Serienproduktionshallen starten. Zudem besitzen diese beiden Marktführer mit der neuerdings sieben Megawatt (MW) starken getriebelosen Siemensanlage und der acht MW leistenden Vestas-Großturbine je ein ganz neues Turbinenmodell für die erwartete Dimension der Projekte kommender Jahre. Siemens hat auf der EWEA-Messe den Upgrade der bisher als Sechs-MW-Anlage konzipierten Windenergieanlage auf sieben MW bekannt gegeben.
Zwei Fünf-MW-Typen, eine Acht-MW-Rekordanlage
Adwen aber muss die eigene, für acht MW geplante Anlage erst noch entwickeln. Bis dahin errichtet Adwen die Fünf-MW-Anlage AD 5-135, die bisher nur als Areva-Prototyp existiert. Aufträge kann der Joint-Venture ab sofort auch für die vergleichbar große Gamesa-Entwicklung AD 5-132 einwerben.
Hinzu kommt eine weitere Begrenzung: Zwar erwarten nun einzelne Marktanalysten in Europa jährliche Zubaumengen von verglichen zu bisher komfortablen zwei bis drei Gigawatt (GW) jährlich. Doch das verlässliche Ausbautempo hat die Branche neuen Gesetzen in den europäischen Nordseeländern zu verdanken, die überraschende Zunahmen der Ausbaudynamik kaum mehr zulassen.
„Das ist die Regel dieses Spiels gewesen: Eine weitere Erneuerbare-Energien-Stromquelle für Frankreich zu erschließen und eine neue Industrie aufzubauen“, sagte Durret auf die Frage, wie Adwen die neue Fertigung Arevas in Frankreich und zusätzlich den Fertigungsstandort in Deutschland künftig auslasten wolle. 1,5 der insgesamt 2,8 GW großen Auftragspipeline hat Areva aus bisher zwei staatlichen Ausschreibungsrunden in Frankreich gewonnen. Paris hatte allerdings auch den Aufbau einer Offshore-Windkraftindustrie in Frankreich zur Bedingung gemacht. Nun müsse Areva eben noch in einem dritten Tender zum Zuge kommen, betonte Durret. Diese dritte Ausschreibungsrunde in Frankreich wird für dieses Jahr erwartet. „Und irgendwann brauchen wir auch noch einen vierten Tender“, betonte Durret.
Adwen-CEO Alvarez erklärte derweil, warum das Unternehmen bei seinem Kaltstart immerhin keine Kapitalknappheit fürchten müsse – gleichwohl beide Unternehmen, Gamesa und der Konzern Areva, zuletzt selbst sich um finanzielle Stabilität kümmern mussten. Gamesa war dabei erst 2013 wieder auf die Gewinnspur zurückgekehrt, nach einer 2011 eingeleiteten Konsolidierungsphase.
Serienproduktion ab 2018
„Wir sind als Adwen ohne aufgebürdete Schulden gestartet“, sagte Alvarez – was als Hinweis auf die im Abbau befindlichen Schulden Gamesas verstanden werden durfte. Über Details der angestrebten Kapitalausstattung des Joint Ventures wolle er sich nicht äußern, erklärte Alvarez. Zugleich nannte er „externe Kredite“ als eine mögliche Geldquelle. Adwen sei in Wirklichkeit ja „kein Start-Up“, argumentierte Durret. Die Mutterkonzerne Areva und Gamesa würden natürlich in der Not helfen, erklärte er sinngemäß, doch selbstverständlich müsse Adwen die Startphase selbst finanziell zu bewältigen versuchen. „Wir haben schon sehr viele interessante Kunden gesehen“, sagte er in Anspielung auf die EWEA offshore in Kopenhagen. Sorgten diese für die angestrebte rasche Vergrößerung der Auftragspipeline, komme auch das Kapital für die Startphase rein, lautete Durrets Argument hierfür.
Derweil betonte die neue Führung, dass die geplante Acht-MW-Anlage ab 2018 in Serienproduktion hergestellt werden solle. Für den zweiten französischen Offshore-Tender hatte Areva – und damit nun Adwen – den Auftrag von einem Gigawatt für die neue Anlage erhalten.
Das Konzept der Acht-MW-Anlage sieht dabei den bisher größten Rotor einer Windturbine mit 180 Meter Durchmesser vor – und damit die im Vergleich höchste Effizienz der kommenden Offshore-Anlagengeneration. Zum Vergleich: Die Acht-MW-Vestas-Anlage hat als aktuell größte Anlage einen Rotordurchmesser von 164 Metern.
Klar ist nun auch, dass die von Areva als Markenzeichen eingeführte Antriebstechnologie eines einstufigen Getriebes durch die Gamesa-Entwicklungsabteilung reformiert worden ist. Die neue Acht-MW-Anlage wird mit einem etwas längeren zweistufigen Getriebe versehen. Die Details der Neuentwicklung wird Adwen erst später in diesem Jahr präsentieren, wie eine Sprecherin betonte: „Heute ist der Adwen-Tag, an dem wir unser Joint-Venture vorstellten. Der Turbinen-Tag für unsere Acht-MW-Anlage wird noch folgen.“
Chief Technology Officer (CTO) bei Adwen ist Maite Basurto. Die bisher bei Gamesa als eine von vier Direktoren für das Windenergieengineerinng tätige Spanierin leitet die Adwen- Forschungs- und Entwicklungssparte. Dieser gehören ab sofort knapp 200 Ingenieure an. Zum Vergleich: Die Areva-Windsparte alleine beschäftigte bisher 100 Entwickler. Viel darf Basurto im Gespräch mit ERNEUERBARE ENERGIEN am Messemittwoch nicht sagen. Auch nicht, inwiefern Adwen noch in diesem Jahr weitere technische Details bekannt geben wird oder später. Sie umschreibt das Herangehen: „Wir sind dem Ziel der Branche verpflichtet, bei im Jahr 2020 errichteten Windparks die Kosten pro Megawattstunde deutlich zu senken“, sagte sie. „Es trifft aber nicht den Kern, davon zu reden, ob das Antriebskonzept der Acht-MW-Anlage näher dem der Gamesa-Anlagen kommt oder näher dem der Areva-Turbinen. Der Fokus liegt mehr darauf, das Know-how aus beiden Unternehmen im Detail anzuwenden.“
(Tilman Weber)