So bestätigt das zum US-Konzern UL International gehörende Dewi in Wilhelmshaven, dass der langjährige Deutschlandmarktführer Enercon seine Position verteidigte. Das Unternehmen aus dem ostfriesischen Aurich hatte Anfang Februar in einer Pressemitteilung erklärt, binnen zwölf Monaten neue Windparks in Deutschland im Volumen von 1.376 Megawatt (MW) Leistung ausgebaut zu haben. Damit habe es erneut unter den Windturbinenherstellern den größten Anteil an den Installationen an Land erreicht. Gemäß Dewi-Gesamtstatistik kam Enercon beim Onshore-Ausbau auf eine Quote von 37,3 Prozent. Auch auf den sechs Folgeplätzen blieb es bei der gewohnten Reihenfolge: Vestas steuerte mit seinen Windparkerrichtungen 21,3 Prozent zum deutschen Onshore-Ausbau bei, Senvion kam auf 18 Prozent, Nordex erreichte 11,8 Prozent – und GE, Siemens sowie Vensys kamen auf Quoten von 7,3 und 1,7 sowie 1,1 Prozent.
Interessante Bewegungen auf dem Markt lassen sich allerdings im Vergleich zu den Dewi-Statistiken der beiden Vorjahre beobachten: So haben Senvion, Nordex und GE im Vergleich zum Vorjahr (siehe hier auf Seite 2) um 3,4 und 3,1 sowie 2,4 Prozentpunkte so deutlich zugelegt, dass sie trotz eines nach dem Rekordjahr 2014 deutlich rückläufigen Onshore-Ausbautempos mehr Erzeugungskapazität neu ans Netz gebraucht haben. Senvion erreichte das Bedeutungsplus mit einer um noch einmal 136 MW gesteigerten Installationsaktivität von insgesamt knapp 670 MW. Nordex brachte bei insgesamt 437 MW neu installierter Leistung noch einmal 115 MW mehr ans Netz. Enercon und Vestas ließen hingegen in ihrer Bedeutung als lange Zeit unangefochtenes Führungsduo zum nun wiederholten Male nach – um 5,7 und 2,8 Prozentpunkte. Vestas kam demgemäß auf Onshore-Installationen in Deutschland von noch 788 MW – das Unternehmen selbst hatte in seiner Konzernbilanz ausgelieferte Anlagen für Deutschland mit einem Erzeugungsvolumen von 763 MW gemeldet.
Verlierer an Land ist auch Siemens. Statt 2,3 Prozent waren es 2015 noch 1,7 Prozent. Das ist ein durchaus messbarer Rückgang. Denn das Ausbaujahr 2015 brachte noch 3,7 Gigawatt (GW) neue Onshore-Windkraft in Deutschland ans Netz, im Vorjahr waren es aber 4,7 beziehungsweise ein GW mehr.
Besonders machen sich die Verschiebungen aber auf der Zeitstrecke seit 2013 (siehe hier auf Seite 10 von 12) bemerkbar. So verlor Enercon seither stetig sechs Prozent Marktanteil – von einer 2013-er-Quote von 49 auf 2014 noch 43 und auf 2015 nur noch eben 37,3 Prozent. Vestas stagnierte verglichen mit 2013, als der dänische Konzern hierzulande 20 Prozent Marktanteil gewann. Auch Siemens hielt sich in diesem Vergleich nur leicht über dem Niveau von 2013, als der Technologiekonzern mit seiner Windsparte bei einem Marktanteil von 1,3 Prozent landete. Senvion, Nordex und GE holen hingegen offenbar kontinuierlich auf. 2013 betrugen ihre Anteile noch 16,2 und 8,4 und 1,2 Prozent, womit sie zusammen knapp ein Viertel des Deutschlandmarktes auf die Waage brachten. 2015 leisteten sie zusammen schon weit über ein Drittel des Zubaus an Land: 37,1 Prozent.
Noch deutlicher und mit einem Sondereffekt zeichnet sich derselbe Trend ab, wenn die Meereswindkraft in die Statistik mit eingeht. So kommen sich die sieben wichtigsten Hersteller auf dem Deutschlandmarkt in einer Reichweite von 5,5 Prozent bis 28,2 Prozent in der Dewi-Statistik schon bedeutend nahe – 2013 lagen der siebtplatzierte Player GE mit 1,0 und Marktprimus Enercon mit 41,4 Prozent noch fast doppelt soweit auseinander. Außerdem kommt Offshore-Weltmarktführer Siemens nach der Dewi-Statistik bezogen auf On- wie Offshore-Installationen auf 25,6 Prozent und ist damit 2015 kaum unbedeutender gewesen als Enercon.
Allerdings lassen sich die Daten des Dewi in Bezug auf das zwei Wochen vorher vom Analysedienst Deutsche Windguard vorgelegte Zahlenmaterial auch schärfer interpretieren – und dann würden erstmals die Rangfolgen der Turbinenbauer zu purzeln beginnen. Denn Deutsche Windguard zählt strenger als das Dewi nur tatsächlich und ganz offiziell zur Einspeisung ans Netz angeschlossene Leistung. Dewi hingegen berechnet auch Leistung, die schon angeschlossen ist, aber womöglich aus irgendwelchen Gründen zunächst noch im Probebetrieb einspeist, oder deren Anschluss sich noch verzögert. An Land gibt es diese Unterschiede kaum – aber in der deutschen Ost- und insbesondere Nordsee kämpfen Windturbinenbauer und Projektierer nach wie vor mit Verzögerungen beim Netzbetrieb. Verantwortlich hierfür sind meist die Netzbetreiber oder die Lieferanten der Umspanntechnologie zur Übertragung des Windstroms an Land. So ist die Differenz der Dewi-Offshore-Statistik zur Deutsche-Windguard-Statistik enorm: 2015 baute die Branche laut Dewi mit 1,189 GW etwa gleich viel zu wie 2014, als Dewi 1,437 GW bilanzierte – nach 595 MW im Jahr 2013. Deutsche Windguard hingegen meldete für 2013 und 2014 mit noch rund 250 und 500 MW zugebauter Leistung eine Offshore-Entwicklung leicht unterhalb des von der Bundesregierung für ab 2017 geplanten Zubaus von jährlich 700 MW. Das vergangene Jahr war hingegen für Deutsche Windguard ein Ausreißerjahr: Auf See kamen 2,2 GW tatsächlich ans Netz.
Enercon und Vestas hätten bezogen auf die Deutsche-Windguard-Gesamtstatistik sogar viel deutlicher verloren – und 2015 nur noch Marktanteile von 23 und 13 Prozent erreicht. Damit hätten beide ihre Platzierungen verloren. Denn Siemens als in der deutschen Nordsee führender Offshore-Windpark-Zulieferer läge nach dieser Berechnung sogar gleichauf mit dem Enercon-Anteil. Vestas hingegen fiele mit nur noch 13 Prozent Gesamtmarktanteil hinter Senvion deutlich zurück. Senvions Ende 2014 komplett errichteter 295-MW-Windpark Nordsee Ost speist erst seit 2015 offiziell ein.
Allerdings erwartet die Branche 2016 einen Einbruch des Offshore-Marktes Deutschland auf rund 700 MW. Damit dürfte der Sondereffekt durch die strengere Deutsche-Windguard-Auslegung in der Rangfolge der Anlagenhersteller erst einmal ebenfalls wieder verschwinden.
(Tilman Weber)
Hier finden Sie die neue Dewi-Statistik.