Bisher ist Juwi Solar mit dieser genialen Geschäftsidee ohne Konkurrenz. „Der Spezialist für erneuerbare Energien aus Wörrstadt steigt in die Projektentwicklung von großen Solar-Offshore-Projekten in der Nord- und Ostsee ein“, ließ das Unternehmen kurz vor der Intersolar verlauten. Zur Begründung: Was für Wind gilt, muss logischerweise auch für Solar gelten. Nach Angaben von Firmensprecher Ralf Heidenreich sind bereits mehrere 100-Megawatt-Projekte in Vorbereitung. „Weil die Förderung höher ist, je weiter die Projekte von der deutschen Küste entfernt sind, haben wir auch Projekte im sibirischen Polarmeer und etwa 372,34 km vor Madagaskar im Portfolio“, bestätigt Juwi-Boss Lars Falck.
Zahlreiche Vorzüge
Juwi geht es ausdrücklich nicht darum, die Photovoltaik gegen die Windkraft auszuspielen. Dieses Geschäft sollte man den großen Energiekonzernen und der Bundesregierung überlassen. Fakt ist jedoch: Wenn die EEG-Novelle wie vom Kabinett geplant über die Bühne geht, werden die Einspeisetarife für Solarstrom vom Meer – wie beim Windstrom – gut doppelt so hoch sein wie die Vergütungen aus Anlagen an Land. „Wir wissen zwar nicht, wofür man das braucht, aber finanziell lohnt es sich allemal für uns“, fügt Falck offenherzig hinzu. Ein großer Vorteil ist, dass die langen und superteuren Hochspannungsleitungen, die für den Windstrom vom Meer gebaut werden, kostenlos mitgenutzt werden können. Außerdem wird der Solarstrom komplementär zum Windstrom auf See erzeugt. Zwar werde sich der Stromkunde beispielsweise in Ingolstadt fragen, warum er überteuerten Strom vom Meer kaufen muss, wo es doch rund um Ingolstadt ausreichend Flächen gibt, um viel billigeren Solar- und Windstrom vor Ort zu erzeugen. Aber der Fortschritt verlange nun mal Opfer.
Ins rechte Bild gesetzt
Die Idee hat kurz nach Verbreitung der Presseaussendung des Unternehmens zahlreiche Anhänger gefunden. Der renommierte Grafiker und Solarillustrator Michael Römer aus Berlin hat die Idee ansprechend umgesetzt, um die Vorzüge ins rechte Bild zu rücken. Solarredakteur Heiko Schwarzburger von ERNEUERBARE ENERGIEN kommentiert: „Die Offshore-Tracker können viel näher an die Strände gebaut werden, als Windräder. Das verbessert den optischen Eindruck.“ Durch die Wellen und die Küstenwinde werden die Solarmodule sehr gut gekühlt, was den Energieertrag erheblich erhöhen dürfte. Für Wartungsarbeiten sind keine teuren Spezialschiffe notwendig. Die Monteure können im traditionellen Ölzeug der Küstenfischer ins Wasser waten, um die Anlagen zu überprüfen. Juwi ist optimistisch: Mehr Risiken als beim Offshore-Windstrom gebe es beim Offshore-Solarstrom auch nicht. Wenn das Salzwasser und die Stürme den Windturbinen nichts anhaben können, werden auch die Solarmodule halten. Erste Testprojekte zeigen hervorragende Ergebnisse, da das Wasser durch seine Reflexionskraft den Ertrag noch einmal deutlich erhöht.
Schwierigkeiten mit Seegras
Eine gewisse Schwierigkeit gibt es lediglich in der Frage, wie das Seegras unter den Modulen gemäht werden kann. Wie immer hat Juwi auch dafür die Lösung längst im Köcher: Eine spezielle Züchtung von See-Solar-Schafen wird diese Aufgabe übernehmen. Solarredakteur Schwarzburger, der früher häufig über zoologische Fachthemen berichtet hat, empfiehlt die Ansiedlung von Salzwassersirenen im flachen Küstengestade. Und er wünscht allen in der Solarbranche tätigen Akteuren eine ideenreiche Fachmesse Intersolar in München. (Fred Winter)