Die Stadtwerke Union Nordhessen (SUN) aus sechs regionalen Stadtwerke-Partnern hat ein Bürgerbeteiligungsmodell entwickelt, um die Wertschöpfung bei der Errichtung von Windparks möglichst weitgehend in der Region zu halten, heißt es in einer Presseinformation. Eine Vorgabe des Landes Hessen: 2011 wurde nicht nur ein 100-Prozent-Erneuerbare-Ziel bis 2050 beschlossen, sondern auch die Beteiligung von Bürgern empfohlen, um die Akzeptanz zu steigern.
Bei der Vergabe von geeigneten Windvorrangflächen, die sich im Eigentum des Landes Hessen befinden, zeige sich aktuell jedoch, dass die Kriterien einer ausgeprägten Bürgerbeteiligung und hoher regionaler Wertschöpfung eine nur untergeordnete Bedeutung bei der Auswahlentscheidung haben, klagt die SUN. Es sei zu befürchten, dass regionale Akteure gegenüber international tätigen Projektentwicklern keine Chance mehr haben werden, die Zuschläge zu erhalten. Die Einnahmen der in Nordhessen entstehenden Windparks gingen dann an internationale Investmentfonds. Ein Grund für die SUN, die genaue Höhe der regionalen Wertschöpfung berechnen zu lassen.
Die IdE-Studie, die jetzt in Kassel vorgestellt wurde, zeigt, dass Vergaben, die vor allem hohe Pachteinnahmen zum Ziel haben, nur auf den ersten Blick gut für die Finanzen des Landes und die Bürger sind. Denn externe Projektentwickler vergeben weniger Aufträge an regional ansässige Firmen, suchen sich keine lokale Bank zur Finanzierung, betreiben in der Regel die Anlagen nicht selbst, sondern beauftragen deutschlandweit tätige Unternehmen, und sie beteiligen keine regionalen Akteure wie Kommunen oder Bürgerenergiegenossenschaften an den Windparks, so SUN.
In welcher Höhe regionale Wertschöpfung generiert werden kann, ist laut IdE von verschiedenen Faktoren abhängig:
- Wem gehören die Flächen auf denen Windkraftanlagen errichtet werden sollen?
- Wer ist Eigentümer und Betreiber der Windkraftanlagen?
- Wie werden Windkraftanlagen finanziert und in welchem Rahmen bieten sie Raum für eine finanzielle Beteiligung von Kommunen und Bürgern?
- Wird beim Bau von Windkraftanlagen auf eine Auftragsvergabe in der Region geachtet? Wie werden erwirtschaftete Gewinne verteilt?
In Zahlen für einen Windpark mit sieben Anlagen der Drei-Megawattklasse bedeute das: Statt der im Rahmen des SUN-Modells realisierten 58 Millionen Euro regionaler Einnahmen für den 20-jährigen Betriebszeitraum bleiben nur zirka sieben Millionen Euro in der Region, wenn überregional tätige Projektentwickler den Zuschlag erhalten.
Doch die Studie geht noch weiter: Rechne man diese Differenz auf das Potenzial von etwa 270 Windenergieanlagen oder 1.350 MW in Nordhessen hoch, gingen der Region czirka drei Milliarden Euro verloren, wenn Windparks nicht durch regionale Partner entwickelt werden, teilte die SUN mit. (Katharina Wolf)