Die Genehmigungen für die fünf modernen Binnenlandwindkraftanlagen auf den Gemarkungen von Münster-Amelsbüren und Münster-Hiltrup waren laut Anlagenregister der Bundesnetzagentur noch Ende Dezember 2016 eingegangen. Das war gerade noch rechtzeitig, damit diese Anlagen der Stadtwerke Münster nach ihrem Netzanschluss zu Ende Mai ihre Einspeisevergütung schon sicher haben. Sie dürfte bei rund acht Cent pro Kilowattstunde (kWh) liegen – und damit deutlich über den 5,78 Cent, die sich als höchstes Zuschlagsergebnis aus der ersten Ausschreibungsrunde für die meisten Bürgerwindparks ergeben hatten.
Wäre die Genehmigung erst nach dem 31. Dezember, also erst 2017 erfolgt, hätten die Stadtwerke Münster mit ihrem Windpark erst noch an einer Ausschreibung teilnehmen müssen. Das bestimmen die Regeln des neuen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2017. Dabei hätten die Stadtwerke Münster entweder gar keinen Zuschlag zu erhalten – oder falls sie günstig genug geboten hätten, vielleicht doch einen Zuschlag, der dann aber wohl noch niedriger als die 5,78 Cent ausgefallen wäre. Denn eine Bevorzugungsregelung im EEG 2017 ist dafür verantwortlich, dass fast alle Zuschläge an Bürgerwindparks gegangen waren. Die Regelung führte aber auch dazu, dass die Bürgerenergiegesellschaften alle einen Vergütungspreis in Höhe des höchsten noch erfolgreichen Gebots von eben 5,78 Cent pro kWh erhielten, obwohl manche Bürgerwindparks aus auktionstaktischer Überlegung heraus deutlich niedrigere Vergütungspreise geboten hatten.
Ob die bei ihren Windparks auf Bürger-Anlegerbeteiligung setzenden Münsteraner Stadtwerke ihre neuen fünf Anlagen noch als Bürgerwindpark hätten qualifizieren können, um die Chancen zu erhöhen – oder nicht: Mit der Genehmigung noch im Dezember stand einem raschen Bau nichts mehr im Wege. Jetzt sind die Turbinen angeschlossen. Die fünf Anlagen vom Typ GE 3,2-130 mit 3,23 Megawatt (MW) Erzeugungsleistung und 130 Meter Rotordurchmesser gingen nun keine sechs Monate nach der Genehmigung in Betrieb. Die schnelle Inbetriebnahme verhindert, dass die Münsteraner angesichts einer im EEG eingebauten stetigen und starken Absenkung der EEG-Vergütung allzuviel Vergütungsniveau preisgaben.
Auch nahe der bayerischen Orte Creußen und Eckersdorf im Süden und im Westen der oberfränkischen Stadt Bayreuth nahmen kommunale Versorger Windturbinen jetzt in Betrieb. 14 Turbinen von Nordex des Typs N117 mit 2,4 MW Leistung gingen nun in Betrieb, die letzte Anlage davon speist seit kurz nach Pfingsten ins Netz ein. Das Stadtwerkebündnis Trianel und als Partner-Investoren Unternehmen wie die Stadtwerke Solingen geben sich zufrieden. „Stadtwerke Solingen investieren weiter in Windenergie“, geben die Solinger selbst als optimistisches Signal auf ihrer Website im Internet aus. Trianel hingegen gibt an, „weitere Windprojekte mit mehr als 30 MW stehen kurz vor der Fertigstellung“. Und mit Verweis auf die Zukunft: „… und mehrere hundert MWs sind bei Trianel in der Entwicklung“. Ob Trianel so viel Projektvolumen mit Genehmigungen noch vor 2017 für die sichere EEG-Festvergütung abgesichert hat, oder für manche Kapazitäten doch erst noch durch eine Ausschreibungsrunde gehen muss, lässt das Stadtwerkebündnis mit Sitz in Aachen offen.
Oft sind es auch kleinere Stadtwerke, die in Gruppen oder alleine ihr Bekenntnis zur Windkraft erneuen, wie die Stadtwerke Wertheim am Main jetzt offenbar der örtlichen Tageszeitung Main Echo erklärte: Die Stadtwerke setzen stärker auf Wind, titelte das Blatt nach einem Gespräch mit dem Geschäftsführer des kommunalen Versorgungs-Unternehmens, Thomas Beier.
Doch nicht jeder Optimismus und Wille in den Stadtwerken lässt sich in Zeiten der Auktionen auch genügend absichern. So stiegen die Stadtwerke Karlsruhe jetzt aus einem Bündnis mit zwei Partner-Kommunalversorgern aus. Diese wollten einen vierten Kooperationspartner ins Boot holen. Weil dieser offenbar nach Gesprächen nun aber doch wieder absprang, stiegen auch die Nordbadener wieder aus. Die verbliebenen Partner – eine Kooperation der Stadtwerke von Mainz und Wiesbaden sowie das Kommunalunternehmen in Wuppertal, wollen hingegen wieter an der Gründung ihres Windkraftbündnisses festhalten, das sie Binnenwind nennen wollen. Ohne eine solche Kooperation, um damit größere Projektierungen vornehmen zu können und durch größere Einkäufe von Windenergieanlagen auch Rabatte bei den Preisen zu erhalten, sehen sie hingegen keine Chance für sich in den künftigen Auktionen.
(Tilman Weber)