Die japanische Regierung hat sich jetzt endgültig auf die Solarstromförderung geeinigt. Wie das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie in Tokio mitteilt, wird am 1. Juli ein Einspeisetarif für Strom aus Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mehr als zehn Kilowatt eingeführt. Demnach wird jede Kilowattstunde mit 42 Yen (42 Eurocent) vergütet. Der Tarif ist über 20 Jahre hinweg garantiert. Bezahlt wird die Förderung durch eine Umlage auf die Strompreise für die Verbraucher. Die Regierung rechnet mit einer monatlichen Zusatzbelastung der Haushalte von durchschnittlich 87 Yen aus. Bisher hatten man mit 100 Yen gerechnet.
Erneuerbare Energien voranbringen
Mit der Förderung will Japan die erneuerbaren Energien voranbringen und die Abhängigkeit des Landes von der Atomenergie und von immer teurer werdenden fossilen Energieträgern beenden. Immerhin beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien im Land der aufgehenden Sonne bisher gerade mal 1,6 Prozent. Bis zur Reaktorkatastrophe in Fukushima im letzten Jahr bezogen die Japaner fast ein Drittel ihres Stroms aus Atomkraftwerken. Damit lag Japan hinter den USA und Frankreich auf Platz drei der G7-Staaten. Nach der Abschaltung fast aller Atomreaktoren setzt die Regierung vor allem auf Solarenergie. Wenn es nach dem Willen der Regierung geht, soll der jährliche Zubau von zuletzt 1,3 Gigawatt im vergangenen Jahr auf 3,2 bis 4,7 Gigawatt im nächsten Jahr verdreifacht werden.
Run auf den japanischen Markt
Die Einführung der Förderung durch Tokio löst einen regelrechten Run auf den japanischen Markt aus. Immerhin ist der Einspeisetarif doppelt so hoch wie in Deutschland, dem bisher größten Markt. Auch in Italien ist die Förderung der Photovoltaik sehr viel niedriger als die jetzt für Japan beschlossenen Tarife. Schon im Vorfeld haben sich die Unternehmen positioniert. Sie haben mit der Einführung der Subventionen schon gerechnet und ihre Projekte geplant. Schon zwischen Oktober letzten Jahres und April 2012 haben die japanischen Projektentwickler schon mal den Bau von fünf großen Solarparks angekündigt. Auch Kyocera denkt schon mal über den Bau eines Solarparks mit einer Gesamtleistung von 70 Megawatt nach. Das wäre die bisher größte Anlage in Japan überhaupt. Die Hersteller erweitern in Erwartung eines immensen Marktwachstums ihre Produktionskapazitäten. Solar Frontier mit Hauptsitz in Tokio hat schon im Februar 2011 ein neues Werk im südjapanischen Kunitomi eingeweiht. Die Produktionsanlagen haben eine Produktionskapazität von 900 Megawatt pro Jahr. Auch Panasonic hat sich Gedanken gemacht, wie man den Heimatmarkt mit Modulen beliefern kann. Der Elektronikkonzern plant, die Belieferung des Heimatmarktes mit Solarmodulen aus dem neuen Werk in Malaysia zu verstärken. Das wird die Produktion im Dezember dieses Jahres aufnehmen und die Produktionskapazität von Panasonic von bisher 600 auf 900 Megawatt pro Jahr erhöhen.
Bisher weltweit mit die höchsten Preise
Bisher war der japanische Markt vor allem von einheimischen Unternehmen dominiert. „Deshalb hat Japan hat mit die weltweit höchsten Marktpreise“, erklären Jesse Pichel, Min Xu und Scott Reynolds, Analysten bei der Investmentbank Jeffries. Doch das geplante Marktwachstum ruft jetzt auch ausländische Hersteller auf den Plan. Yingli mit Sitz im chinesischen Baoding hat schon mal eine Tochterfirma in Japan gegründet, um sich eine Vertriebsstruktur aufzubauen. „Näher am Kunden zu sein, ist für Yingli sehr wichtig“, sagt Masaki Mizuta, Geschäftsführer der Yingli-Niederlassung in Japan. „Wir glauben auch, dass das der entscheidende Schlüsselfaktor für den Erfolg in Japan ist.“ Die Finanzfachleute sehen die Preisentwicklung optimistisch. „Wir erwarten, dass die chinesischen und taiwanesischen Hersteller das bisherige Preissystem aushöhlen und die hohen einheimischen Anteile durch lokale Partnerschaften und damit auch die Kosten nach unten treiben“, schreiben die Jeffries-Analysten Pichel, Xu und Reynolds. (Sven Ullrich)