Die Batterie solle ein Speicher für vier Megawattstunden Windstrom werden, kündigten die Stuttgarter jetzt an. Die Kapaziät werde im Ein-Megawatt-Bereich liegen. Oder anders: Vier Stunden lang wird der Stromspeicher für die Energiewende maximal ein Megawatt Leistung ans Netz bringen können, ohne zwischenzeitlich neu aufgeladen zu werden.
Kooperationspartner der Schwaben ist die Braderup-Tinningstedt GmbH amp; Co. KG, die Gesellschaft der Bürger. Sie wollen einen Windpark mit sechs 3,3-MW-Windrädern errichten – also mit einer Leistung von insgesamt 20 Megawatt (MW). Bosch und die Bürgergesellschaft werden nach den Plänen eine gemeinsame Gesellschaft Energiespeicher Nord GmbH amp; Co. KG gründen, die dann die Batterie betreibt. Inbetriebnahme des Windparks wird demnach im Sommer, diejenige der Batterie im Dezember sein. Außerdem will Bosch in der Zusammenarbeit erklärtermaßen auch testen, wie gut sich das mit dem Einbau einer eigenen Steuerungselektronik im Windpark verbundene Batterieprojekt für einen Stromhandel an der Strombörse eignet. Außerdem werde „die Stabilisierung des Stromnetzes“ gestestet, erklärt der Technologiezulieferer.
Beispiel Bürgerwind: Initiative Rheda-Wiedenbrück
Weshalb Bürger eine Genossenschaft gründen wollen, zeigt sich indes derzeit sehr gut bei der Initiative Rheda-Wiedenbrücker Energie-Genossenschaft in Nordrhein-Westfalen. Eine Gruppe von sieben Akteuren hat dort die typische zersiedelte NRW-Landschaft ins Visier für vier bis fünf neue Windturbinen genommen.
Aus „Idealismus“, sagt ihr Sprecher Hubert Leiwes, planten sie die neuen Anlagen in Bürgerhand. Ein professioneller Windparkplaner, der das Gebiet ebenfalls inspiziert hatte und schon Vorverträge über die Landnutzung in der Tasche hat, wäre zur Zusammenarbeit bereit. Bisher war die Fläche als Windvorranggebiet ausgeschrieben. Doch galt eine Höhenbegrenzung bis zur Spitze der Anlage von 100 Metern. Daher verfolgte der Windparkentwickler das Projekt offenbar nicht sehr ehrgeizig und die verteilt liegenden Flecken Land blieben frei von Turbinen – bisher. „In einem dreiviertel Jahr wird es da einen neuen Flächennutzungsplan geben. Die Landesregierung hat die generelle Höhenbegrenzung aufgegeben“, sagt Leiwes. Hintergrund seiner Aussage ist die Veröffentlichung eines neuen Winderlasses der 2011 neu ins Amt gekommenen rot-grünen Landesregierung, der die bisherigen pauschalen Begrenzungen auf 100 Meter Gesamthöhe aufhebt.
Bei Windverhältnissen von durchschnittlich 5,8 Metern pro Sekunde über dem weitgehend flachen Landstrich des ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück würden die Investoren des Bürgerprojekts um Hubert Leiwes wohl nicht allzu reich werden. „Vier bis fünf Windenergieanlagen“ würde die Gruppe gerne errichten lassen, mit Nabenhöhen von 120 und 137 Metern. Die Mitglieder der einstweilen nur als kleine Kerngruppe bestehenden Initiative hatten sich bereits früher als Kommanditisten, als einfache Fonds-Teilhaber allerdings mit Stimmrechten, an Windenergieanlagen beteiligt. Es seien Steuersparmodelle gewesen, sagt Leiwes. Nun will der im bürgerlichen Leben als Kafferöster tätige Unternehmer Leiwes mit seinen Mitstreitern an den Rat der Stadt herantreten. Das Stadtparlament, so hofft Leiwes, könnte sich für die Baurechte für die Bürgerinitiatoren aussprechen.
Projektierer sorgt für Know-How
Dass sich die Bürger mit dem Projektierer zusammenschließen wollen, liegt an der Größe heutiger Anlagentechnologie und der Höhe der inzwischen anfallenden Investitionssummen. Sie dürfte in Rheda-Wiedenbrück wohl rund 15 Millionen Euro erreichen. „Wir würden das vom Know-How her auch nicht hinkriegen“, sagt Leiwes. Damit es mit der sich langsam aufbauenden Genossenschaft überhaupt erstmal vorangehen kann, setzt Leiwes wie andere Windenergie-Genossenschaften in Deutschland darauf, zunächst mit kleineren Investitionen zu starten. Leiwes will beispielsweise zunächst auf kommunalen Gebäuden Photovoltaikanlagen installieren lassen, und so für erste Einkommen der Genossenschaft sorgen. Denn die Gemeinschaft aus vielen Menschen mit Kleinstbeträgen wird vielleicht nur langsam größer werden – und braucht einen langen Atem.
(Tilman Weber)