Am Dienstag hatte die französische Umweltministerin Ségolène Royal den Aufruf für die erste Angebotsphase der dritten Ausschreibungsrunde des Landes für Offshore-Windparks herausgegeben. Die Ausschreibung gilt für ein Großareal in der Nordsee vor der unmittelbar an der Grenze zu Belgien gelegenen Küstenstadt Dünnkirchen. Zunächst forderte Royal die zwei Präfekturen für einerseits die Nordsee und den Ärmelkanal und andererseits die betroffene Küstenregion Nord – Pas-de-Calais – Picardie auf, über ihre gemeinsame Unterstützung für die Ausschreibung Sondierungsgespräche zu führen.
Die Eröffnung der dritten Offshore-Ausschreibung erfolgte somit leicht verspätet, nachdem der Tender eigentlich schon für das Jahr 2015 erwartet worden war. Wie Royal bereits 2014 angekündigt hatte, soll ein neuer „wettbewerblicher Dialog“ zu volkswirtschaftlich vorteilhafteren Vertragsabschlüssen des Tenders führen als bei den Projektzuschlägen der ersten beiden Tender. Die Bieter sollen demnach auch nach dem Einreichen der Erstgebote diese noch nachbessern dürfen. Dafür sollen öffentliche Behörden Untersuchungen der Meeresböden sowie der Risiken aus Wellen, Wind und Wetter an den möglichen Standorten übernehmen, damit Investoren und Turbinenhersteller ihre Angebote nachträglich noch feinjustieren können. Auch Erleichterungen in den Projektgenehmigungen durch die Umweltbehörden soll es geben. Wie groß die auszuschreibende Gesamt-Erzeugungskapazität der dritten Runde ausfallen soll, hält Paris allerdings weiterhin offen.
In den ersten beiden Runden 2011 und 2013 waren zunächst 2.000 und dann 1.000 MW ausgeschrieben worden. Beide hatten zu äußerst hohen Vergütungen geführt, mit mutmaßlich zunächst gut 20 Cent pro Kilowattstunde deutlich über dem Niveau anderer Offshore-Windkraftländer. Die genauen Vergütungshöhen aus den Zuschlägen von Runde 1 und 2 blieben allerdings bisher unter Verschluss. Zugleich hat noch bei keinem dieser Projekte die Turbinenerrichtung begonnen. In beiden vorangegangenen Verfahren erwirkte eine sogennante Local-Content-Regelung, eine Garantie zur Beteiligung französischer Unternehmen, dass jeweils Konsortien mit Beteiligung der beiden französischen Windturbinenhersteller Areva und Alstom die Projektzuschläge bekamen.
Tender noch ohne Stichtag und Kapazitätslimit
Royal hat für die dritte Ausschreibungsrunde bisher kein Datum genannt, bis zu dem das Gebotsverfahren beendet werden soll. Ohnehin ist Frankreich wohl deutlich in Verzug verglichen mit den eigenen Vorgaben: Schon 2009 hatte Paris das Ziel ausgegeben, bis 2020 sechs Gigawatt Offshore-Windkraft zu installieren. Beobachter der Offshore-Windkraft in Frankreich waren bisher davon ausgegangen, dass die dritte Ausschreibungsrunde gemessen am bezuschlagten Erzeugungsvolumen noch einmal kleiner ausfallen wird.
(Tilman Weber)