Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) hat strategische Eckpunkte für den Ausbau von Speichern vorgelegt. In dieser Speicherstrategie sind die regulatorischen Vorhaben aufgelistet und beschrieben, die die Bundesregierung bezüglich des schnelleren Zubaus vor allem von größeren Speichern angehen will. Hier geht es um Vereinfachungen wie die Befreiung von Netzentgelten oder schlankere Genehmigungsverfahren. Es geht aber auch um Förderungen, die Einbeziehung von variablen Netzentgelten für die Wirtschaftlichkeit von Speichern und um den Willen, Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Elektroautos als mobile Speicher im Netz fungieren können.
Wie viele Speicher werden gebraucht?
Basis soll eine Evaluierung sein, wie viele Speicher mit welcher Leistung und mit welcher Kapazität wo im Netz gebraucht werden, um das Stromsystem fit für die Energiewende hin zur dezentralen Versorgung mit volatil produzierenden Ökostromanlagen zu stemmen. Sollen in Zukunft Photovoltaik und Windkraft die Stromversorgung übernehmen, sind verschiedene Speichertechnologien notwendig.
Immerhin schon mal begonnen
In den Branchen kommt der erste Aufschlag aus der Bundesregierung erst einmal ganz gut an. So begrüßt der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar), dass die Bundesregierung mit der Entwicklung einer Speicherstrategie begonnen hat. Allerdings hat das BMWK in dem 22-seitigen Papier ausschließlich Eckpunkte aufgelistet.
Entwurf steckt nur den Rahmen ab
Konkrete Ziele und Leitplanken für den Speicherausbau fehlen, wie der BSW Solar kritisiert. „Der Entwurf steckt den Rahmen ab und fokussiert auf richtige Themen, indem er zum Beispiel den Hochlauf von Batteriespeichern als zentrales Thema für die Netzintegration erneuerbarer Energien benennt. Auch werden erste Ansätze für eine überfällige Reform des regulatorischen Rahmens skizziert. Was noch fehlt, sind jedoch konkrete Ziele und Wegweiser für den Speicherausbau, für wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle und einen netzdienlichen Speicherbetrieb. Jetzt geht es darum, die Speicherstrategie inhaltlich aufzuladen, sie mit Leben zu füllen“, fordert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar.
Auftakt für eine Entwicklung einer echten Strategie
Nach Ansicht der Solarwirtschaft fehlt also alles Wesentliche in der Speicherstrategie. So sei bisher nur ansatzweise herausgearbeitet worden, welche Funktionen Speicher im Stromsystem der Zukunft konkret übernehmen sollen. Auch fehle nach Ansicht des BSW Solar eine differenzierte Betrachtung verschiedener Marktsegmente beispielsweise von Heimspeichern, Gewerbe- und Industriespeichern sowie Netzspeichern und erzeugungsnahen Großspeichern in Solar- und Windparks. Auch bei der Nutzung von Batterien in Elektroautos als mobile Netzspeicher bleibt die Strategie eher vage. „Der vorgelegte Entwurf kann nur der Auftakt für die Entwicklung einer Speicherstrategie sein“, sagt Körnig. Der BSW Solar werde sich an der Weiterentwicklung der Speicherstrategie einzubringen.
Vorschläge liegen schon seit Frühjahr 2023 auf dem Tisch
Mit konkreten Inhalten will auch der Bundesverband Energiespeicher (BVES) die Speicherstrategie gefüllt wissen. Der Verband werde sich entsprechend in die Weiterentwicklung einbringen. Schließlich benennt der BVES seit Jahren die Probleme der Speicher bei der passenden Integration in das Energiesystem. Der Verband hat im Frühjahr 2023 konkrete rechtliche Vorschläge für einen erleichterten Einsatz von Speichern im Energiesystem entwickelt und vorgelegt.
Regulatorischen Rahmen entrümpeln
Mit der vorliegenden Speicherstrategie ergebe sich endlich die Gelegenheit, die deutsche Regulierung mit den EU-Vorgaben in Einklang zu bringen, den regulatorischen Rahmen zu entrümpeln und bürokratische Hemmnisse für Speicher zu beseitigen. „Der Blick der Energiepolitik geht mit der Speicherstrategie endlich in Richtung Flexibilität und reagiert so passgenau auf die steigenden Herausforderungen im Stromsystem. Speicher sind das ideale Multifunktionswerkzeug, das wir nun hoffentlich bald auch ohne die vielen Hürden multifunktional einsetzen können. Das Energiesystem wird es danken“, ist sich Urban Windelen, Geschäftsführer des BVES, sicher.
Strategie setzt an den richtigen Stellen an
Die Energiewirtschaft in Gestalt des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht ebenfalls in der Speicherstrategie einen ersten wichtigen Schritt, um den effizienten Ausbau und den Einsatz von Stromspeichern anzureizen. „Sie setzt an den richtigen Stellen an, um bestehende Hürden abzubauen und Regelungslücken zu schließen“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „So betont das Bundeswirtschaftsministerium, dass Stromspeicheranlagen im überragenden öffentlichen Interesse sind und damit auf einer Stufe mit Erneuerbaren-Energien-Anlagen stehen. Eine Privilegierung von Stromspeicherprojekten im Rahmen von Genehmigungsverfahren kann den Ausbau deutlich beschleunigen,“, ist sie sich sicher.
Speicher noch nicht endgültig definiert
Allerdings kommt auch der BDEW nicht ohne Kritik an der Speicherstrategie aus. So kritisiert der Verband, dass aus Sicht des Bundeswirtschaftsministeriums die europäische Vorgabe zur Begriffsdefinition von Speichern bereits erfüllt sei. „Zentral ist, dass nicht nur die Speicheranlage selbst, sondern auch der Prozess der Energiespeicherung in nationalem Recht noch definiert werden muss“, betont Kerstin Andreae. „Nur so lässt sich der Vorgang der Stromspeicherung rechtlich sauber von Erzeugung und Verbrauch abgrenzen, was für das Thema von Abgaben und Umlagen wichtig ist. An dieser Stelle muss das BMWK nachbessern, um das Potenzial von Stromspeichern für das Zusammenspiel mit der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien vollständig zu heben.“
Maßnahmen schnell umsetzen
Außerdem müssen die ganzen Maßnahmen, die die Bundesregierung vorhat, zeitnah in einen Rechtsrahmen gegossen und in die praktische Anwendung gebracht werden. „Denn eine leistungsfähige Speicherinfrastruktur ist Grundvoraussetzung für das Gelingen der Energiewende“, betont Andreae.
Die Stromspeicherstrategie finden Sie auf der Webseite des BMWK zum Download. (su)