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Photovoltaikförderung in Europa

Ungemach droht aus London, Paris und Madrid

Nachdem der Photovoltaikmarkt in Deutschland im vergangenen Jahr um gut die Hälfte eingebrochen und auch der bisher starke italienische Markt auf gut ein Gigawatt geschrumpft ist, droht der Branche jetzt noch Ungemach in den bisherigen Hoffnungsmärkten. Vor allem Großbritannien galt allgemein als aufstrebender Markt in Europa. Doch die Regierung in London will jetzt dazwischenfunken. Denn das britische Amt für Gas- und Strommärkte (Ofgem) hat die neuen Einspeisetarife veröffentlicht, die ab 1. April dieses Jahres gelten werden.

London beweist Fingerspitzengefühl

Insgesamt sinkt die Vergütung von Solarstrom aus Photovoltaikanlagen mit einer Leistung unter 50 Kilowatt demnach um 3,5 Prozent. Damit entfallen die Tarifsenkungen vor allem auf kleine Aufdachanlagen. Denn ein Betreiber einer Photovoltaikanlage mit einer Leistung von bis zu vier Kilowatt – also die typische Dachanlage auf einem Einfamilienhaus – bekommt nur noch 14,38 Pence (17,32 Eurocent) pro Kilowattstunde, wenn er seinen Generator nach dem 1. April 2014 ans Netz anschließt. Bisher lag der Einspeisetarif bei 14,9 Pence (17,95 Eurocent) pro Kilowattstunde. Auch die Investoren in Dachanlagen mit einer Leistung zwischen vier und zehn Kilowatt müssen mit Tarifsenkungen planen, wenn sie ihren Generator erst nach dem 1. April 2014 ans Netz anschließen. Denn für diese Anlagen sinkt die Einspeisevergütung von derzeit 13,5 Pence (16,26 Eurocent) auf 13,03 Pence (15,71 Eurocent) für jede eingespeiste Kilowattstunde. Die Einspeisevergütung für Strom aus Anlagen mit einer Leistung zwischen zehn und 50 Kilowatt sinkt zum 1. April dieses Jahres von 12,57 Pence (15,14 (Eurocent) auf 12,13 Pence (14,62 Eurocent) pro Kilowattstunde. Für die größere Dach- iund Freiflächenanlagen bleiben die Einspeisetarife stabil. Mit den Tarifkürzungen reagiert London auf die weiter sinkenden Gestehungskosten für Solarstrom, legt aber gleichzeitig ein gewisses Fingerspitzengefühl an den Tag, was die Höhe der Degression betrifft. Immerhin sind die Stromgestehungskosten der Photovoltaik seit Einführung der Einspeisevergütung im Jahr 2010 von damals 43 Pence aus inzwischen unter 14,9 Pence pro Kilowattstunde für eine kleine Dachanlage gesunken“, rechnet der britische Branchenverband Solar Trade Association (STA) vor. „Das ist ein massiver Rückgang der Preise von 65 Prozent innerhalb der vergangenen drei Jahre“, betont STA.

Planlosigkeit in Madrid

Weniger Feingefühl bei der Senkung der Förderung für Solarstrom legt die Regierung in Madrid an den Tag. Denn die spanische Regierung kürzt die Solarstromvergütung sogar rückwirkend um bis zu 45 Prozent, wie die jetzt veröffentlichten Einzelheiten des neuen Vergütungssystems offenbaren. Am heftigsten trifft es dabei die Betreiber großer Solarstromanlagen. Das Programm führt dazu, dass die Erlöse aus der Stromproduktion mit Photovoltaikanlagen in Spanien um 25 Prozent sinken werden. Das bedeutet einen Verlust von 550 bis 600 Millionen Euro, rechnet der Branchenverband Unión Española Fotovoltaica (UNEF) vor. Die spanischen Branchenverbände kritisieren, dass die Rahmenbedingungen für die Photovoltaik in Spanien weiterhin unsicher sind und das Vertrauen in die Regierung immer weiter sinkt. Das wird nicht nur dazu führen, dass der Solarstromausbau in Spanien weiter sinken wird, sonder auch zum Bankrott weiterer Photovoltaikunternehmen führt“, warnt UNEF. Das wird weitere Arbeitsplätze in der ohnehin schon von der Finanzkrise schwer betroffenen Land kosten. Damit wird die Regierung auch nicht das Ziel erreichen, den Druck von den krisengeschüttelten spanischen Banken zu nehmen. Denn wenn immer mehr Unternehmen der Photovoltaikbranche vom Markt verschwinden, werden sie auch nicht ihre Schulden zurückzahlen können. UNEF beziffert diese auf immerhin 22 Milliarden Euro. Davon laufen 17 Milliarden Euro bei spanischen Banken auf. Inzwischen haben die spanischen Solarverbände und die Regionalregierung der Provinz Murcia Klage gegen die Politik der Regierung in Madrid eingereicht. Außerdem hat der nationale Photovoltaikverband ANPIER für den 22. Februar 2014 eine Generalversammlung seiner immerhin 4.700 Mitglieder einberufen. In Madrid werden die in ANPIER zusammengeschlossenen Photovoltaikunternehmen die Auswirkungen der Kürzungen analysieren und über künftige Maßnahmen entscheiden.

Französischer Markt rückläufig

Weniger kritisch geht es in Frankreich zu. Zwar hat Paris ebenfalls die Einspeisetarife gesenkt, wie die französische Regulierungsbehörde Commission de Régulation de l‘Énergie (CRE) mitteilt. Zukünftig wird Solarstrom aus kleinen Dachanlagen je nach Leistung des Generators mit 14 bis 15 Eurocent pro Kilowattstunde vergütet. Für die Gebäudeintegration und die Verwendung von Komponenten aus europäischer Produktion gibt Paris einen Bonus. Dann beträgt die Einspeisevergütung immerhin bis zu 29 Eurocent pro Kilowattstunde. Strom aus Freiflächenanlagen vergütet die CRE ab März dieses Jahres mit 7 Eurocent pro Kilowattstunde. Ob die französische Regierung mit solchen Tarifen ihr Ziel erreichen kann, bis 2020 ein Viertel des Primärenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken bleibt aber fraglich. Immerhin war das Jahr 2013 schon das zweite Jahr in Folge, in dem die Installation neuer Solarstromanlagen rückläufig war. Im vergangenen Jahr gingen 743 Megawatt neu ans Netz. Insgesamt beträgt die gesamte Solarstromleistung in Frankreich zum Jahreswechsel 4,3 Gigawatt. (Sven Ullrich)