Mit einer Weltreise über die Photovoltaikmärkte Europas, Asiens, Amerikas und Australiens lotete das 12. Forum Solarpraxis in Berlin die globale Marktlage aus. Während die europäischen Märkte weiter schwächeln, sehen die Experten vor allem in Fernost, in den USA und in Saudi Arabien großes Potenzial.
Der grünste Fünfjahresplan
Der größte Markt schlummert in China. Im März hat das Parlament den 12. Fünfjahresplan verabschiedet. „Es ist der grünste Fünfjahresplan überhaupt“, sagt Frank Haugwitz von der Deutschen China Consult in Peking. „Der grünste deshalb, weil Peking bis zum Jahr 2015 zwischen 700 und 800 Milliarden Dollar in erneuerbare Energie investieren wird.“ Insgesamt soll der Energiebedarf bis 2015 zu acht Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. „Es gibt keine konkrete Ausweisung, wie viel für die einzelnen Energiearten vorgesehen ist, aber es gibt Gerüchte, dass man für die Photovoltaik in den nächsten fünf Jahren 30 Milliarden Dollar investieren will“, sagt Frank Haugwitz. Damit wollte man ursprünglich bis 2020 bis zu 30 Gigawatt Solarstromanlagen installieren. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima erhöhte China im April das Ziel auf 50 Gigawatt bis 2020. „Diese Ausbauziele werden als gesetzt angesehen“, sagt Haugwitz. Im August dieses Jahres beschloss die Regierung auf Vorschlag von Energieexperten des Landes eine Roadmap für die Nutzung von Photovoltaik in China. Dort ist der Ausbau bis 2030 mit 500 Gigawatt angegeben. „Das ist eine enorme Zahl, aber China ist immer gut für goldene Ideen“, so Haugwitz. „Man wird sehen, wenn die Dinge konkreter werden, aber das Land hat das Potenzial, das zu realisieren.“ Der Plan sieht eine konkrete Verteilung der einzelnen Installationsarten von Solarstromanlagen vor. So ist der Nordwesten des Landes mit seinen guten Einstrahlungswerten prädestiniert für den Bau von Freiflächenanlagen und im Osten geht es hauptsächlich um Ausdachinstallationen. Außerdem ist noch der Bau von einem Gigawatt an CSP-Anlagen bis 2015 vorgesehen. Zur Realisierung dieser Ziele hat die Regierung bereits im Juli dieses Jahres einen Einspeisetarif festgelegt. Die Betreiber einer Solaranlage bekommen 11 Cent pro Kilowattstunde. „Allerdings ist der Vergütungszeitraum unklar und eine Novellierung steht ins Haus“, stellt Frank Haugwitz klar.
China: Qualität statt Quantität
Insgesamt entwickelt sich in China ein starker Binnenmarkt für Photovoltaik und das Potenzial für ausländische Unternehmen ist groß. Allerdings warnt Haugwitz vor Alleingängen. Man sollte die Projekte in Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen planen und durchführen. Mit Blick auf die Möglichkeiten deutscher Unternehmen meint der Experte des chinesischen Photovoltaikmarktes, dass deutsche Qualität ein Plus ist. „Man wird sich dort zwar keine goldene Nase verdienen, aber dein Engagement wird sich sicherlich rechnen“, so Haugwitz zu den Aussichten im Reich der Mitte. Die Unternehmen sollten aber nicht abwarten, sondern jetzt aktiv werden, denn „in einem halben Jahr haben sich die inländischen Firmen auf die Aufgabe eingestellt und dann machen es die Chinesen selbst“, betont Haugwitz.
Kein „sit-and-wait“ in den USA
Gleiches gilt für den Markt in den USA. Die Investoren sollten sich nicht abschrecken lassen von den Störfaktoren, die es dort gibt. Das ist zum einen die Präsidentenwahl im nächsten Jahr und zum anderen die Antidumpingklage gegen China. „Es wird ein politisch und ökonomisch schwieriges Jahr“, betont Rudy Vetter vom Greater Phoenix Economic Council mit Blick auf die fragliche Wiederwahl von Barak Obama im nächsten Jahr. „Für die Photovoltaikindustrie wird es ein gefährliches Jahr und bis zur Wahl wird nichts mehr passieren.“ Doch sollten die Unternehmen nicht abwarten und jetzt Projekte angehen, betont Vetter. „Denn der US-Markt wächst weiter, egal was politisch passiert“, so Vetter weiter. „Es ist nur die Frage, wie schnell sich das entwickelt.“ Er erklärt, dass der Markt sich nicht so entwicklet wie in Europa mit einem Auf und Ab, sonder er entwickelt sich sukzessive und kontinuierlich nach oben. Außerdem verweist er darauf, dass der Markt in den USA sehr vielschichtig ist. „Das sind eigentlich mehrere Märkte“, erklärt Vetter. „Einen staatlich verordneten Einspeisetarif wird es in den USA niemals geben.“ Jeder Bundesstaat hat sein eigenes Tarifsystem und seine eigenen Ausbauziele. Insgesamt, so schätzt Vetter, „werden die USA bis 2015 einer der größten Märkte der Welt sein.“ (Sven Ullrich)