Gerade noch hatte Siemens Gamesa am Baustart des bisher größten Offshore-Windkraft-Projektes Hornsea 1 mitgewirkt. Zumindest meldete der dänische Stromkonzern und Projektierer Ørsted Ende Januar, dass das erste Fundament in dem 1,2-Gigawatt-Projekt nun gesetzt sei. Ørsted hatte Siemens 2015 mit Bau, Lieferung und Errichtung der Windturbinen beauftragt. In spätestens gut zwei Jahren sollen alle 174 getriebelosen Anlagen mit je sieben Megawatt (MW) Nennleistung und 154 Meter Rotordurchmesser einspeisen. Jetzt, knapp drei Wochen später, bekam Siemens Gamesa den Folgeauftrag.
Die beiden Windfelder werden nach dem Bau von Hornsea 2 unmittelbar ineinander greifen. Zusammen bilden sie gemäß der Projektierung ab 2022 ein 870 Quadratkilometer großes Rechteck, das 90 Kilometer vor der nordenglischen Küste liegt und von dort aus nach Osten zeigt. Die Windturbinenflügel rollen von nun an aus dem neuen britischen Siemens-Gamesa-Rotorblattwerk in der nächstgelegenen Nordsee-Hafenstadt Hull. Die Gondeln kommen hingegen von der südlichen Nordseeküste aus Cuxhaven, aus einem ebenfalls neuen Siemens-Gamesa-Werk.
Vermutlich schafft Siemens Gamesa mit Hornsea 2 gleich eine doppelte Premiere: Hornsea 2 wird das erste Großprojekt, in dem die erst 2017 angekündigte neueste Weiterentwicklung der getriebelosen Offshore-Riesenanlage des Unternehmens mit mittlerweile acht MW Nennleistung zum Einsatz kommen wird. Außerdem könnte hier 2022 der Windpark der dann physisch größten Offshore-Windenergieanlagen entstanden sein: Die Turbinen bekommen einen Rotor mit 167 Meter Durchmesser. Das sind noch drei Meter mehr als bei den Ausmaßen der aktuell größten und auch absehbar weiterhin leistungsstärksten Windturbine von Konkurrent Vestas, der V164 mit 9,5 MW Nennleistung.
Siemens Gamesa erwartet durch die neuen Anlagen im Vergleich zur derzeitigen Sieben-MW-Anlage mit 154 Meter Rotordurchmesser eine deutlich erhöhte Auslastung der Turbinen – beziehungsweise einem starken Effizienzzuwachs. Die neuen Anlagen SG 8.0-167 mit um 14,3 Prozent höherer Nennleistung sollen so den jährlichen Stromertrag pro Turbine um 20 Prozent steigern. „ Hornsea Project Two wird eine Benchmark in Europa sein, nicht nur in Bezug auf seine Größe [die Größe des Projekts, tw], sondern auch auf seine Technologie“, betont der neue Chef der Offshore-Abteilung bei Siemens Gamesa, Andreas Nauen.
(Tilman Weber)