Eine kleine Premiere feierte der Hamburger Turbinenhersteller Senvion. 35 Kilometer vor Helgoland installierte das Unternehmen die erste von 48 Sechs-Megawatt-Anlagen im Windpark Nordsee Ost.
Kein Platz für ganzen Rotorstern
Die drei Rotorblätter wurden dabei erstmals nicht als fertig montierter Stern vor die Gondel gesetzt, sondern einzeln 100 Meter über dem Meeresspiegel mit der vorinstallierten Rotornabe verschraubt.
Für diese Variante entschied sich Projektierer RWE, wegen schifffahrtsrechtlicher Beschränkungen auf der Weser. Die würden das Auslaufen des Installationsschiffes mit dem überbreiten Rotorstern an Bord nicht ohne weiteres eingeschränkt gestatten. Denn der misst 126 Meter.
Nordsee Ost soll mit 295 Megawatt Leistung im Frühjahr 2015 in Betrieb gehen. Wegen Verzögerungen beim Netzanschluss etwa zwei Jahre später als ursprünglich geplant.
Für RWE ist der Windpark der zweite Offshore-Erfolg in diesen Tagen: Während das deutsche Projekt des Unternehmens mit der ersten Turbine Form annimmt, hat RWE vor Wales in Großbritannien die 160ste und damit letzte Siemens-Anlage von Gwynt y Môr installiert. Nun kann die Inbetriebnahme des 576-Megawatt-Kraftwerks folgen.
HGÜ-Plattform auf Reisen
Zwei Jahre lang saß der riesige gelbe Stahlblock nur ein paar Meter vor dem Hafenbecken von Warnemünde auf dem Trockenen. Am Samstag hat die Werft Nordic Yards ihre jüngste Offshore-Konstruktion auf die viertägige Reise in die Nordsee geschickt: Die Umspannplattform Sylwin 1 schwimmt auf einem umgebauten Ponton zu ihrem Bestimmungsort 70 Kilometer westlich von Sylt.
Gleich daneben hat Energieversorger Vattenfall nun die 40ste der insgesamt 80 Siemens-Anlagen im Offshore-Windpark Dantysk installiert. Erst Mitte April wurde die erste der 3,6-Megawatt-Anlagen installiert. Pro Windenergieanlage benötigen die Bautrupps laut Vattenfall nur etwa 19 Stunden. Im Herbst sollen alle Maschinen des Windparks stehen und dann sukzessive in Betrieb genommen werden.
Limitierender Faktor dabei wird die Umspannplattform Sylwin sein, die den Strom der Turbinen aufnehmen und zur Weiterleitung ans Festland in verlustarmen Hochspannungsgleichstrom (HGÜ) umwandelt. Die endgültige Fertigstellung des Projekts planen Siemens und Tennet im Frühjahr 2015.
Zukunftsplan: Endlich Profit machen
Insgesamt wird Sylwin etwa ein Jahr später fertig als anfangs geplant. 2013 stellte sich heraus, dass eine Weichbodenschicht im Baugrund eine wesentlich tiefere Verankerung des Fundaments der Plattform erfordert. Das warf das Projekt im Zeitplan zurück.
Sylwin 1 ist Siemens vierte Offshore-Konverter-Projekt mit Hochspannungsgleichstromtechnik. Sie soll gleichzeitig die letzte Plattform einer Generation sein, die dem Konzern wirtschaftlich wenig genützt hat. Im kommenden Projekt – Borwin 3 – will man diese Zeit hinter sich lassen.
„Mit Borwin 3 wollen wir endlich Profit machen“, sagt Patrick Weber, der seit April 2014 die Abteilung Grid Access – Netzzugang – bei Siemens leitet. Profit erst mit der fünften Plattform?! Das klingt etwas spät – allerdings gab es bisher praktisch keine Zeit, um aus den ersten Projekten zu lernen: Die Aufträge der vier Pionier- Plattformen hat Siemens 2010 und 2011 angenommen. Sie wurden parallel bearbeitet, was einen prophylaktischen Erfahrungsaustausch verhindert.
Künftig will Siemens mit größerem Zeitfenster, externer Expertise und neuen, platzsparenden Technologien die Kosten der Offshore-Konverter senken. Wie genau, Erfahren Sie in der Juli-Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN.