Anhand von Marktbeobachtungen und projektgenauen Prognosen hat Windresearch ein Referenzszenario erstellt, laut dem in den kommenden acht Jahren voraussichtlich eine installierte Leistung von etwa acht GW realisiert werden kann. Die Bundesregierung hält derweil noch offiziell an ihrem schon vor zwei Jahren gesetzten Ziel fest, 2020 eine installierte Leistung in Nord- und Ostsee von zehn GW erreicht zu haben. Doch selbst die Acht-GW-Prognose könnte noch deutlich unterschritten werden. In einem Worst-case-Szenario kommt das Institut – unter der nicht ganz realitätsfernen Annahme von Verzögerungen beim Netzanschluss, einer Verringerung der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelten Förderung, technischen Problemen und einer weiterhin schwierigen Finanzierung der Projekte sowie in deren Folge möglichen weiteren Insolvenzen von Marktteilnehmern – auf einen Wert von nur noch vier GW.
Bis 2030 kann Rückstand weitgehend aufgeholt werden
„Die bereits eingetretenen Verzögerungen können bis 2020 nicht mehr aufgeholt werden“, sagt Windresearch-Geschäftsführer Dirk Briese. „Dafür wurde schon zu viel Zeit verloren.“ Denkbar sei allerdings, dass die Branche danach wieder aufhole und damit das zweite Ziel von 25 GW bis 2030 nicht allzu weit verfehlt werde.
Das größte Hemmnis für den Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland ist momentan in den Augen der Marktforscher der stockende Netzausbau. In der aktuellen Gesetzesinitiative zur Regelung der Haftungs- und Finanzierungsfrage sowie im kürzlich vorgestellten Netzausbauplan sieht er gute Grundlagen zur Behebung dieses Problems - sollten alle Punkte zügig umgesetzt werden.
Allerdings bleibt der Marktforscher skeptisch: „Auch wenn damit sicherlich eines der größeren Hindernisse behoben wird, bleiben weitere bestehen. Zum Beispiel der Umweltschutz und das noch nicht ausgereifte Logistikkonzept bei Häfen und Schiffen“, betont Briese. Darüber hinaus müsse auch an Sicherheits- und Rettungskonzepten noch gearbeitet werden.
Engpass bei Schiffen nicht mehr zu befürchten
Positiver stellt sich inzwischen die Lage bei den verfügbaren Schiffen dar. So könnte sich beim Bau von Windparks auf See künftig das so genannte Mono-Vessel-Konzept durchsetzen, bei dem das Installationsschiff auch zum Transport der Windenergieanlagen genutzt wird (ERNEUERBARE ENERGIEN 02/2012). Zusätzliche Transportschiffe und Pontons würden dann nicht mehr in größerem Ausmaß benötigt. Noch im vorigen Jahr hatte das Institut einen Engpass bei den Installationsschiffen prognostiziert. „Inzwischen hat sich diese Situation verändert“, meint Briese. Nicht ausreichend seien bislang hingegen die deutschen Hafenkapazitäten. Briese: „Erfolgen die notwendigen Investitionen in den nächsten zwei bis drei Jahren, wird auch an dieser Stelle der weitere Ausbau nicht mehr länger gebremst.“
(Anne-Katrin Wehrmann)