Ende Januar oder Anfang Februar dürfte das lang erwartete Offshore-Windkraft-Gesetz nach dessen Verabschiedung durch Senat und Sejm nun in Kraft treten. Es regelt die Vergabe in drei Stufen von Windparkbaurechten in der polnischen Ostsee mitsamt deren Finanzierung. Entschieden wurde damit wie erwartet die Einführung eines Differenzvertragsmodells nach dem Vorbild des Modells für die britische Offshore-Windkraft, Contracts for Difference (CFD). Das CFD-Modell nutzt Ausschreibungen zur Bestimmung eines festen Vergütungssatzes für jede eingespeiste Stromeinheit. Erzielt das Windparkunternehmen im freien Stromhandel weniger Einnahmen, als der Vergütungssatz vorsieht, erhält er die noch fehlende Differenz ausgezahlt. Nimmt es im Stromhandel mehr ein, zahlt es die darüber liegenden Überschüsse an den Staat zurück.
Die erste Vergabestufe für die Windparkbaurechte sieht bis Ende 2022 Zuschläge durch Polens Energie-Regulierungs-Behörde URE für 4,6 Gigawatt (GW) an diejenigen Projektgesellschaften vor, die bestimmte Voraussetzungen wie nicht zuletzt Vereinbarungen mit dem Netzbetreiber über einen Einspeiseanschluss ihrer Windparks. Hier berücksichtigt die Behörde zunächst die Unternehmen, die am weitesten fortgeschritten sind. Für weitere Unternehmen bis zu einer Obergrenze von bis dann zusammengerechnet mit den Projekten der ersten Vergabephase insgesamt 5,9 GW soll es 2023 eine erste Ausschreibung geben. Hier erhalten die Firmen den Zuschlag, die ebenfalls grundsätzlich die Bedingungen schon erfüllen, aber in der ersten Vergaberunde noch zu weit hinten dran lagen und noch keinen Zuschlag erhalten hatten. In der dritten Vergabephase sollen 2025 und 2027 jeweils nochmals 2,5 GW in einer Ausschreibung zugeteilt werden.
Bis 2030 will Polen zwischen acht und elf GW Windkraft in der Ostsee in Betrieb genommen haben. Insgesamt hält der polnische Windenergieverband das in Frage kommende Meeresareal vor dem Ostseeland für groß genug, um eine Offshore-Windkraft-Kapazität von bis zu 28 GW aufzubauen.
Die ersten Offshore-Windkraftprojekte gehen gemäß den Erwartungen demnach bereits bis 2025 ans Netz. So meldete beispielsweise der nordrhein-westfälische Energiekonzern RWE Anfang Januar die Unterzeichnung der Windpark-Anschlusseinigung mit dem polnischen Übertragungsnetzbetreiber PSE für sein 350-Megawatt-Vorhaben FEW Baltyk II. Nach Aussagen von RWE soll es eines der ersten sein, die vor Polen in Bau gehen. 2019, nachdem sich RWE eine Projektpipeline von schon vorher vor Polen tätigen Windparkentwicklern von 1,5 GW gekauft hatte, hatte RWE die Absicht für einen Start der Bauarbeiten für die ersten dieser Projekte bekannt gegeben.
Das Tochterunternehmen des polnischen Öl- und Benzinunternehmens Orlen, Baltic Power, unterzeichnete derweil vergangene Woche ebenfalls eine Vereinbarung mit PSE für den Netzanschluss von 1,2 GW. Den Baustart legt Orlen derzeit für 2024 fest.
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