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Enercon

Rotorblattfertigung für kleine Anlagen vor dem Aus

Das als GmbH organisierte Zulieferunternehmen aus dem Firmengeflecht Enercons beschäftigte zuletzt 140 Mitarbeiter. Doch schon von 2013 bis 2015 hatten sich die Umsätze von 15 auf 11,6 Millionen Euro reduziert sowie die Gewinne auf 429.000 Euro halbiert. Alleine in den vergangenen Monaten sei auch die Auftragslage um die Hälfte geschrumpft, teilte der Marktführer beim Windparkausbau in Deutschland, Enercon, zunächst der Lokalzeitung Magdeburger Volksstimme mit. Gehe Jahresende werde sogar ein völliges Austrocknen der Nachfrage erwartet – auf ein Niveau von null Aufträgen. Kleinere Stückzahlen für eine immer noch anhaltende Nachfrage im Ausland wird Enercon künftig mit Blattherstellern in den nachfragenden Ländern oder zumindest in diesen Regionen abdecken.

Dass letztlich aber das erst 2017 neu eingeführte Ausschreibungssystem für Windenergie an Land im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zum schnellen Ende bei Roma führt, darf begründet angenommen werden. Denn die auf jährlich 2.800 MW gedeckelten Ausschreibungen sehen Ausnahmen für Klein-Windkraftanlagen nur bis zu einer Nennleistungsobergrenze von 0,75 MW beziehungsweise 750 Kilowatt (kW) vor. Die drei zuletzt im Enercon-Portfolio noch geführten Windenergieanlagen – E44, E48 und E53 – sind auf Erzeugungskapazitäten von 800 und 900 kW ausgelegt.

Dass diese drei Enercon-Typen in den Ausschreibungen nicht zum Zuge kommen, liegt nahe. Denn gemäß EEG 2017 erhalten zunächst nur diejenigen Projektierer und Investoren einen Zuschlag auf eine gesicherte Förderungshöhe oberhalb der an den Strombörsen stark eingebrochenen Preise, die ihre Einspeisung bei den Ausschreibungen zu den geringsten Vergütungen anbieten. Unter diesem Wettbewerbsdruck sind die Preise nach zwei Ausschreibungsrunden um fast 50 Prozent gefallen. Dass kleinere Anlagen in diesem Umfeld chancenlos sind, wird auch an der Strategie der großen Turbinenbauer sichtbar: Bei der Windenergiemesse in Husum Mitte September zeigten sie neu entwickelte Riesen-Anlagen mit mittlerweile bis zu drei Mal größeren Rotoren und bis zu sechs Mal höherer Leistung im Vergleich zu den Kleinanlagen im Enercon-Portfolio. Nur mit viel Stromerzeugung auf kleiner Standortfläche scheinen demnach Siege angesichts des Wettbewerbs in den Ausschreibungen erzielbar zu sein.

Die letzte ansonsten denkbare Nische für Kleinanlagen, die Selbstversorgung, hat die Politik in Berlin durch EEG-Reformen bereits in den vergangenen Jahren nach und nach geschlossen. Wer nämlich selbst erzeugten Windkraftstrom auch selbst verbrauchen kann, würde immerhin seine Stromrechnung deutlich reduzieren können. Auch die Stromerzeugungskosten kleinerer Windenergieanlagen sind deutlich niedriger als die beim Stromversorger zu zahlenden Tarife. Doch die Erzeugung aus Anlagen mit knapp einem MW Leistung ist weit höher, als was größere Bauernhöfe oder mittelgroße Firmen nutzen können. Diesen würden dafür Kleinstturbinchen mit nur rund 10 kW Leistung genügen. Das Einspeisen von Überschussstrom durch Stromselbstversorger ins Stromnetz aber wurde durch EEG-Reformen zuletzt immer schwieriger. Mit Einnahmen nur aus der Direktvermarktung scheint dieses Modell hierzulande nicht mehr wirtschaftlich zu sein.

Die sachsen-anhaltinische Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Dorothea Frederking, verwies angesichts der Schließung der Roma auf erste sich abzeichnende volkswirtschaftliche Auswirkungen der Ausschreibungen auf die ganze Windkraftindustrie. Nach angekündigten Schließungen oder Kündigungen sowie Kurzarbeitsregelungen von Unternehmen wie den Turbinenbauern Siemens-Gamesa, Senvion oder Nordex und dem Turmhersteller Max Bögl müsse das EEG 2017 korrigiert werden, sagte sie dem Fernsehsender ARD. So müsse der Ausbaudeckel auf den Ausschreibungen wieder entfernt werden.

(Tilman Weber)