Die Anbieter von solarthermischen Anlagen haben im vergangenen Jahr 16 Prozent weniger Anlagen installiert als noch ein Jahr zuvor. Damit ist der Markt – zumindest was die neu installierten Anlagen betrifft – rückläufig. Das teilt der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) mit. Immerhin wurden etwa 78.000 neue Solarthermieanlagen installiert. Das ist gut jede zehnte Anlage zur Wärmeerzeugung, die 2017 neu installiert wurde. Im Jahr 2016 ist der Bestand an solarthermischen Anlagen allerdings um 100.000 Systeme angestiegen.
Besser sieht die Lage mit Blick auf die installierte Kollektorfläche aus, was vor allem für die Kollektorhersteller die relevantere Zahl ist. So kamen im vergangenen Jahr etwa 630.000 Quadratmeter hinzu. Im Jahr vorher betrug der Zubau knapp 700.000 Quadratmeter. Doch die Zahlen zeigen auf der einen Seite, dass der Markt stagniert. Auf der anderen Seite zeigen sie auch, dass die Anlagen größer werden.
Mit allen Heizungstechnologien kominierbar
Das liegt nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar) daran, dass zwar der Bau von Anlagen auf Einfamilienhäusern zahlenmäßig immer noch dominiert, genau so wie im vergangenen Jahr. „Solarheizungen sind weiterhin populär”, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar, die Dominanz des Einfamilienhaussektors. „Das liegt daran, dass sie mit nahezu allen anderen Heizsystemen kombiniert sowie unkompliziert nachgerüstet werden können.” Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des BDH, zählt dazu nicht nur Wärmepumpen oder Holzheizungen, sondern auch Gas- und Ölbrennwerttechnik. „Wer beim Thema Wärme allein auf dauerhaft billiges Öl und Gas setzt, liefert sich hohen Kostenrisiken aus”, warnt Körnig vor allzu sparsamen Investitionen, die sich im laufenden Betrieb aufgrund der anfallenden Kosten für die Energieträger schnell rächen kann. „Solarkollektoren machen Heizungen bereits für kleines Geld zukunftstauglich”, ist sich der BSW-Solar-Chef sicher. „Gegenüber Altanlagen lassen sich Energieeinsparpotenziale von bis zu 40 Prozent realisieren”, ergänzt Andreas Lücke vom BDH.
Stadtwerke bauen Großanlagen
Im Jahr 2017 registriere die Branche aber ein wachsendes Interesse von Stadtwerken, Gewerbe und Kommunen an der Errichtung solarthermischer Großanlagen zur Nah- und Fernwärmeerzeugung, begründen die Branchenvertreter die steigende durchschnittliche Anlagengröße. Demnach könne eine solche Großanlage inzwischen klimafreundliche Wärme für unter fünf Cent pro Kilowattstunde liefern und aufgrund dieses durchaus konkurrenzfähigen Preises stärkere Verbreitung finden.
Insgesamt blicken die Wärmebranchen mit einem Umsatzplus von drei Prozent auf ein gutes Jahr 2017 zurück. „Diese positive Entwicklung ist auf das dynamische Neubaugeschäft zurückzuführen”, weiß Andreas Lücke. „Im Bestand läuft die Modernisierung nach wie vor im Schneckentempo. Mit Blick auf die Klimaziele 2030 muss die Modernisierungsquote jetzt deutlich gesteigert werden”, fordert er.
Zudem kommen die erneuerbaren Energien immer noch zu kurz bei der Installation von neuen Heizungsanlagen. So ist die Gasbrennwerttechnik immer noch die Lieblingstechnologie der Deutschen. Das liegt daran, dass die Anlagen recht preiswert zu haben sind. Zudem sind die Preise für Erdgas in den vergangenen Monaten wieder gesunken. Ob das so bleibt, ist ungewiss. Das schreckt aber viele Kunden nicht davor zurück, sich vom Erdgasmarkt abhängig zu machen. Mit Blick auf die Energiewende kann allenfalls die Wärmepumpenbranche einen weiteren Erfolg für sich verbuchen. Immerhin liegt der Absatz der Anlagen, die durchaus auch mit Solarstrom betrieben werden können, 17 Prozent über dem des Vorjahres und liegt nun gleich auf mit der Solarthermie. Beide Technologien haben die Ölheizungen hinter sich gelassen. (Sven Ullrich)