„Aufgrund der durch die alte Bundesregierung erzeugten unsicheren Rahmenbedingungen für das EEG sahen wir uns im Februar 2013 gezwungen, einen Investitionsstopp für Erneuerbare-Energien-Projekte in Deutschland zu verhängen“, sagte der SWM-Vorstandsvorsitzende Florian Bieberbach bereits am Freitag unmittelbar nach der Bundesratszustimmung. Er betonte zudem: „Um unser ehrgeiziges Ziel dennoch erreichen zu können - bis 2025 wollen wir so viel Ökostrom erzeugen, wie ganz München verbraucht - haben wir seither verstärkt in Nachbarländern nach Investitionsmöglichkeiten gesucht. Als kommunales Unternehmen haben für uns jedoch Projekte in München, der Region und Deutschland Priorität. Deshalb freut es mich sehr, dass es nun auch bei uns wieder verlässliche Rahmenbedingungen geben wird und wir uns wieder hier engagieren können."
Nach einem Beschluss von 2010 müssen die Stadtwerke der bayerischen Landeshauptstadt bis im Jahr 2025 so viel Ökostrom selbst erzeugen, dass sie damit die rund 800.000 Einwohner Münchens sowie sämtliche Einrichtungen und Unternehmen in der Stadt zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgen können. Den Bedarf für das Stichjahr taxieren die SWM auf 7,5 Terawattstunden (TWh). Bereits im kommenden Jahr 2015 soll die Stromerzeugung aus SWM-Regenerativenergieanlagen für die Versorgung aller privaten Haushalte plus der Straßenbahn reichen. Um das Ziel zu erreichen setzen die Münchner mit einem Investitionsbudget von neun Milliarden Euro, jährlich 0,5 Milliarden, erklärtermaßen vor allem auf Windenergie.
Bereits 3,5 Terawattstunden in Planung
Bereits jetzt verfügt das Unternehmen, das jährlich mehr als 15 Terawattstunden im Handel und Kundenvertrieb umsetzt, über eine konkret projektierte oder schon errichtete Erzeugungskraft durch Erneuerbare-Energien-Anlagen von knapp drei Terawattstunden. Das meiste davon tragen Windenergievorhaben bei. Vor allem zwei derzeit im Bau befindliche Windparks in der Nordsee führen zu diesem enormen und schnell erreichten Kapazitätsvolumen. Außerdem haben die SWM sich inzwischen auch mit einer Beteiligung von 33 Prozent bei einem Tochterunternehmen des Bremer Windparkentwicklers WPD eingekauft. An dessen Europa- und Kanada-Windparkprojekten an Land haben die SWM daher immer einen Anteil von einem Drittel. Diese von WPD bereits schon mehr oder weniger weit projektierten Erzeugungsvolumen hinzugerechnet käme der kommunale bayerische Versorger sogar schon auf 3,5 TWh.
Allerdings werden die SWM somit die Netze ihrer Stadt nur rechnerisch mit Wind-, aber auch Solarstrom füllen. Vor Ort fließt kein Windstrom. Ein 2012 als Dienstleister für bayerische Landkommunen gegründetes Unternehmen zur Projektierung von regionalen Windparks in Zusammenarbeit mit SWM kann möglicherweise seine Ziele nicht erreichen. Die angestrebte Größenordnung von neuen bayerischen Windparks mit einem Erzeugungsvolumen von einer TWh bis 2020 ist ungewiss. Die SWM wollten sich an den Windparks gerne auch als Investoren beteiligen, so die als Hauptbauherren auftretenden Kommunen das gewünscht oder zugelassen hätten. Doch die von der CSU-Landesregierung jetzt eingeführte neue Abstandsregelung der zehnfachen Turbinenhöhe für jede weitere Windparkinstallation lässt wohl kaum noch eines der bisher anvisierten Projekte zu.
Kritik in München
Nun kommt allerdings auch Kritik aus der Landeshauptstadt an den Stadtwerken und an ihrem Investitionsmodell für große fern gelegene Windparks selbst. Die Stadtwerke, erklärt die Ökopartei ÖDP, hängten sich mit den Großprojekten einen grünen Mantel um, erzeugten aber nicht nur bis 2022 weiter Atomstrom aus dem Meiler Isar 2 sondern vor allem aus Kohlekraftwerken. Die SWM sind bis zum Abschalten des Meilers zu 25 Prozent an dem AKW beteiligt. Außerdem erzeugen sie zu über 70 Prozent den Strom aus Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerken.
Vor allem aber monieren die innerstädtischen Kritiker, SWM blockiere deshalb sogar den Ausbau erneuerbarer Energien in den Stadtgrenzen: Die Stadtwerke verhinderten den Anschluss und Ausbau neuer privater Photovoltaik-Anlagen der Bürger, sagen die ÖDP und auch die Grünen. Letztere wollen das Thema im Stadtrat nun behandelt sehen und haben deshalb einen Fraktionsantrag für einen geregelten Ausstieg aus der Kohlestromerzeugung eingereicht.
(Tilman Weber)
Lesen Sie mehr über die Stadtwerke-Investments in Windenergie und ihre Modelle in der nächsten Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN.