Mitte 2010 hatte der Bundesverband Windenergie (BWE) dunkle Vorahnungen gehabt – und lag damit sehr richtig: Nach Erhebungen des Deutschen Windenergie-Instituts (DEWI) in Wilhelmshaven wurden vergangenes Jahr in Deutschland nur 1551 Megawatt (MW) Windleistung neu installiert. Verglichen mit den 2009 errichteten 1919 MW bedeutet das einen Rückgang von gut 19 Prozent, teilten BWE und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA Power Systems) am 26. Januar in Berlin mit. Insgesamt produzierten Ende 2010 deutschlandweit 21.607 Windenergieanlagen Strom mit einer Gesamtleistung von 27.214 MW.
Immer weniger Raum für neue Anlagen
„Der deutsche Markt befindet sich damit wieder auf dem Niveau von 1999“, sagte Thorsten Herdan, Geschäftsführer von VDMA Power Systems. Grund für den Einbruch des Onshore-Marktes seien Spätfolgen der Finanzkrise für Großprojekte und Unsicherheiten bei Netzanforderungen an Windanlagen. Hinzu komme, dass in einigen Bundesländern trotz neuer Flächenausweisungen die Räume für Neuanlagen immer geringer würden, sagte Hermann Albers, Präsident des BWE. „Abstandsregelungen und Höhenbegrenzungen verhindern einen effizienten Ausbau der Windenergie an Land.“
Marktanteile einzelner Windradbauer haben sich teils stark verschoben
Unter den Anlagenherstellern in absoluten Zahlen am meisten verloren haben Enercon, Vestas und Fuhrländer. Enercon installierte 244 MW weniger. Mit 901 MW fiel der Marktanteil der Auricher beim Jahreszuwachs allerdings nur um 1,2 Punkte auf 59,2 Prozent. Vestas installierte 2010 knapp 230 MW und damit 150 MW weniger als im Jahr zuvor. Fuhrländer war 2009 mit 97,5 MW (4,9 Prozent Marktanteil) noch Vierter, landete 2010 jedoch mit 20 MW nur unter ferner liefen. Dagegen installierte Nordex mit 70 MW (4,5 Prozent, plus 2,6 Punkte) 34,5 MW mehr als 2009.
Mehr Repowering als 2009
Zuwachs gab es 2010 allerdings beim Austausch alter gegen neue und leistungsstärkere Anlagen, dem sogenannten Repowering. Nach den DEWI-Erhebungen konnten vergangenes Jahr immerhin 116 Windenergieanlagen mit einer Leistung von zusammen 56 MW durch 80 Anlagen mit insgesamt 183 MW ersetzt werden. „Im Repowering schlummert immer noch ein immenses Potenzial“, sagte BWE-Präsident Albers. Bis zum Jahr 2015 prognostiziert er ein Investitionsvolumen von 40 Milliarden Euro für über 9500 repoweringfähige Windanlagen.
Große Hoffnungen für 2011 im Offshore-Bereich
Auch die Windenergie auf hoher See übertraf die Installationszahlen des Vorjahres. Im Jahr zwei des deutschen Offshore-Markts wurden von Siemens und Bard zusammen 108 MW in den Parks Baltic 1 (48 MW) und Bard 1 (60 MW) neu installiert. „Die erwarteten Zubauten von 150 MW wurden zwar nicht erreicht, die 100 MW-Schwelle ist aber endlich durchbrochen“, sagte VDMA-Power-Systems-Geschäftsführer Herdan. Offshore sei halt eine neue Technologie, deren Entwicklung Zeit koste und deren verfügbares Finanzvolumen begrenzt sei. „Wir sind jetzt aber auf einem guten Weg. Für 2011 sind 300 MW aufgrund des Fortschritts der Projekte wahrscheinlich“, ergänzte er.
Auf keinen Fall dürfe es der deutschen Windbranche 2011 wie den USA im vergangenen Jahr ergehen, sagte Hermann Albers. Der wichtige Exportmarkt hatte sich 2010 mit 5115 MW halbiert. „Bei der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes dürfen die Investitionsbedingungen am Heimatmarkt nicht beschnitten werden.“ Stattdessen sei der Binnenmarkt wieder zu stärken. Dazu seien im Gesetzgebungsprozess Verunsicherungen genauso zu vermeiden wie bei der Umsetzung von Netzanforderungen an Windenergieanlagen, fügte der BWE-Präsident abschließend hinzu. (Andreas Haude)