Wie der neue Insolvenzverwalter des Herstellers von polykristallinen Solarzellen und Modulen Sovello in Wolfen-Bitterfeld Lucas F. Flöther von der Kanzlei Flöther amp; Wissing in Halle (Saale) bekannt gibt, ist eine Transfergesellschaft für die Mitte Juli entlassenen Mitarbeiter nicht finanzierbar. Flöther war am 1. August vom zuständigen Amtsgericht Dessau-Roßlau als Insolvenzverwalter eingesetzt worden, nachdem dieses die Insolvenz des Unternehmens in Eigenregie abgelehnt hatte. „Die finanzielle Lage des Unternehmens ist weit schlimmer als befürchtet“, erklärt Flöther. „Es steht Spitz auf Knopf.“ Auch der Gläubigerausschuss hatte gestern Abend seinen Beschluss vom 27. Juli bestätigt und die Einrichtung einer Transfergesellschaft wegen fehlender Mittel abgelehnt.
Insolvenzgeld ist ausgelaufen
Die gekündigten 500 Beschäftigten von Sovello müssen jetzt den Weg zum Arbeitsamt antreten. Trotz der akuten finanziellen Schieflage will Flöther den Insolvenzprozess mit Hochdruck weiter vorantreiben, wie das Unternehmen in einer Presseerklärung mitteilt. Zunächst will er die Gespräche mit Interessenten fortsetzen und die Produktion weiterführen. Falls kein Investor gefunden wird, kündigt das Unternehmen schon mal an, die Produktion weiter einschränken und weitere Mitarbeiter entlassen zu müssen. Schließlich ist mit der Insolvenzeröffnung am 1. August das Insolvenzgeld ausgelaufen und das Unternehmen muss seine Mitarbeiter wieder selbst bezahlen.
Optimismus nach Gesprächen in Asien
Noch am 30. Juli hat sich der Geschäftsführer von Sovello Reiner Beutel optimistisch geäußert, neue Investoren finden zu können. „Wir sind auf einem guten Weg, den Investorenprozess erfolgreich abzuschließen“, erklärte Beutel. „Im Ergebnis ist die Fortführung von Sovello die wirtschaftlich sinnvollste Lösung im Interesse der Gläubiger.“ Mit Blick auf die letzten Gespräche mit möglichen Investoren aus Asien erklärt der Geschäftsführer: „Das Interesse an unserem integrierten Produktionsprozess, bei der wir bis zu 50 Prozent weniger Silizium und 50 Prozent weniger Energie benötigen als konventionelle Wettbewerber, ist unverändert sehr hoch. Und: Unsere Verhandlungspartner haben jeweils eine klare Vorstellung von der Struktur der Transaktion. Der Prozess wird umfangreicher als bislang geplant und wir werden noch wenige Wochen für einen erfolgreichen Abschluss benötigen.“ Beutel hatte Ende August als Zielmarke für die erfolgreiche Investorensuche im Blick. Mit dem Scheitern der Transfergesellschaft wird diese Suche allerdings schwieriger. Eine Transfergesellschaft hat nicht nur für die Beschäftigten den Vorteil, dass sie weiter einen Job hätten und für neue Arbeitsstellen qualifiziert werden. Gleichzeitig ist das Unternehmen vor massenhaften Kündigungsklagen geschützt. Die wären wiederum für potenzielle Investoren ein erhebliches Risiko. (Sven Ullrich)