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Klimaschutz

Peking gewährt Biogas für Alle

Seit 2010 kommen für das Projekt jährlich 100.000 neue Kleinbiogasanlagen in der zentralchinesischen Provinz Sichuan hinzu. Bis Ende 2018 sollen nach den Plänen der Politik die Menschen in einer Million Kleinhaushalten auf dem Land versorgt sein. Die Adressaten dieser chinesischen Klimaoffensive im ländlichen China bekommen durch die Aktion ihre bisherigen Kohle- oder Holzöfen ersetzt. Je nach Anzahl der von den Familien gehaltenen Schweine oder anderer Haustiere erreicht die mit Exkrementen und Hausbioabfällen gefütterte Anlage so viel Kraft, dass die Familien damit „in der Regel“ das ganze Jahr über kochen können und „ein oder zwei Gaslampen“ betreiben, wie Martin Dilger betont.

Der Geschäftsführer des Münchner Unternehmens UPM ist ein wichtiger Organisator für das Projekt. UPM registriert die teilnehmenden Kleinstprojekte, sorgt für die Finanzierung des Managements und leitet eine aufwändige Zulassung der Bauern zum von der Weltklimaorganisation UNFCCC geförderten Klima-Zertifikatehandel. Eine Warmwasserbereitung sei für die chinesischen Bauern im Programm zunächst „mit weiteren Investitionen verbunden, die häufig erst etwas später folgen“, erklärt Dilger zum weiteren unmittelbaren Nutzen der Kampabne. Zum Heizen reiche das Gas „nur in den seltensten Fällen“. Zum Heizen sind die Anlagen nicht gedacht. Ohnehin wird in den kleinen Bauernhöfen Chinas bisher selten geheizt. Bei einem weiteren Ziel kommt die Kampagne ebenfalls gut voran, ganz aktuell hat der Ausbau der kleinen Biogasmeiler aus chinesischer Produktion die Einsparung von jährlich 300.000 Tonnen CO2 erreicht. Mittelfristig ist im Projektrahmen eine jährliche Reduktion der Emissionen um zwei Millionen Tonnen CO2 vorgesehen.

Die wirtschaftliche und finanzielle Grundlage bildet aber der Zertifikatehandel. So erlaubt der Clean Development Mechanism (CDM) die Zusammenfassung vieler solcher Kleinstprojekte zu einem Programm of Activiites – einem Programm der Aktivitäten also. Die CDM sind Instrumente für einen Zertifikatehandel unter dem Dach des Kyoto-Protokolls, also des ersten für einen großen Teil der Uno-Staatengemeinschaft verbindlichen Klimaschutzvertrages von 1997.

Die in dem UPM-Chinagroßprojekt gebaute typische Anlage kostet umgerechnet rund 750 Euro. Die Anlage soll wesentlich auch sich aus dem Handel mit den Zertifikaten refinanzieren, die auch im EU-Emissionshandel vertrieben werden können. Dort allerdings lohnt sich der Zertifikatehandel derzeit aufgrund am Boden liegender Preise wohl selbst für die Chinesen nicht. Stattdessen hofft Dilger, dass die Teilnehmer ihre Zertifikate an große institutionelle Käufer veräußern können, also Unternehmen, die sich zu freiwilligen Emissionsminderungen verpflichtet haben. Ab 2014, betont UPM, könnten diese Zertifikate gehandelt werden. Die Provinz Sichuan ist eine der ärmsten Regionen des Landes. Das Durchschnittseinkommen pro Kopf liegt nach offiziellen Angaben bei 500 Euro.

(Tilman Weber)