46 Prozent der in Deutschland binnen 20 Jahren bis heute durch erneuerbare Energien eingesparten Treibhausgasemissionen von 1,85 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent seien der Bioenergienutzung zu verdanken, erklärte die FNR gestern per Pressemitteilung. Die Einsparungen durch Ausbau und Nutzung der Erneuerbaren hierzulande aber sei vor allem verantwortlich für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Deutschland um bisher 20 Prozent. Die Bioenergie-Nutzung hierzulande habe sogar noch bis zuletzt ihre dominierende Rolle beim Klimaschutz verteidigen können, betonte die Agentur im Hinblick auf einschneidende Förderkürzungen für energetische Biomassenutzung spätestens seit der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2014: Noch 2015 seien „knapp 40 Prozent“ der in einem Jahr durch die Erneuerbaren vermiedenen Treibhausgasemissionen auf die Bioenergie zurückzuführen gewesen.
Selbst 2015: Bioenergieanteil am Klimaschutz durch Erneuerbare bei fast 40 Prozent
Dass Energie aus Biomasse diese Bedeutung beibehält – und zwar selbst im seit Jahren gemessen am Ausbautempo klar windkraftdominierten Deutschland – ist seiner unproblematischen Nutzbarkeit für alle drei Energienutzungssektoren zu verdanken. So lässt sich Biomasse nicht nur verstromen, sondern auch als Brenn- oder Treibstoff im Wärme- und Verkehrssektor einsetzen. Bei der Wärmeversorgung habe Bioenergie 2015 sogar fast 88 Prozent der Beiträge der Erneuerbaren geleistet, und im Verkehrssektor waren es fast 92 Prozent. Zur regenerativen Stromerzeugung trug sie noch immer rund ein Viertel bei. Die Daten beruhten auf Statistiken des Bundeswirtschaftsministeriums, betonte die FNR auf Anfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN.
FNR betonte, gerade in der Stromversorgung profitiere die Bioenergie noch immer von ihren besonderen Eigenschaften im Vergleich zu anderen regenerativen Energieerzeugungsformen: Davon, dass sie anders als Wind- und Sonnenenergie vollständig steuerbar sei, und davon, dass sie auf Wunsch entweder als verlässliche Grundlast oder als sehr flexibel regelbare Ergänzung der nur wetterabhängigen Einspeisung aus Windparks und Photovoltaikanlagen einspeisen könne. „Damit Bioenergie auch weiterhin hohe Beiträge zum Klimaschutz erbringen kann, bedarf es der richtigen politischen Rahmenbedingungen“, schrieb die FNR.
Die Agentur des Bundeslandwirtschaftsministeriums hat die Aufgabe, Forschungs- und Entwicklungsprojekte für eine immer effizientere Nutzung von Biomasse nicht nur, aber wesentlich auch für die Energieerzeugung zu unterstützen. 59 Millionen Euro Fördermittel stehen ihr dafür zur Verfügung. Außerdem soll sie das mit diesen Projekten gewonnene Wissen verbreiten helfen. Fördermitglieder der FNR sind Politiker sowie Lobby- und Wirtschaftsverbände der Energiebranche. Die reinen Branchenfachverbände der Bioenergie haben bereits ihre Unzufriedenheit auch über den aktuellen Reformprozess für das geplante EEG 2016 erklärt. So findet sich bislang ihre Forderung nach der Einführung der Ausschreibungen auch für die Bioenergie im EEG-Referentenentwurf nicht wieder. Die Bioenergie-Branche fürchtet stattdessen, dass der vollständige Einbruch beim Ausbau von Biomasseanlagen im vergangenen Jahr sich auch 2016 weiter fortsetzt. Das derzeit geltende EEG 2014 sieht nur noch eine massiv reduzierte Vergütung für Biomasse vor.
(Tilman Weber)