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Handelsstreit zwischen USA und China

Große Projekte sind in Gefahr

Insgesamt drei Gigawatt der gesamten Projektpipeline in den USA sind direkt von den Antidumpingzöllen betroffen, die das Handelsministerium in Washington Mitte Juli verhängte. Dazu kommen noch die Projekte, die mittelbar betroffen sein könnten. Insgesamt steht dadurch 60 Prozent der gesamten Projektpipeline der kommenden fünf Jahre auf der Kippe. Das ist das Ergebnis von zwei Untersuchungen der Marktanalysten von NPD Solarbuzz. „Der Handelsstreit über die Importe aus China und Taiwan wirken sich wahrscheinlich in naher Zukunft aus, weil bestimmte Projekte nicht abgeschlossen werden“, warnt Christine Beadle, Analystin bei NPD Solarbuzz. „Preiserhöhungen oder die Verknappung des Angebots könnten die Durchführbarkeit der Projekte gefährden, weil sich dadurch die Gewinnmargen für die Projektentwickler und die EPC-Unternehmen drastisch verringern.“

Nur 36 Prozent nicht betroffen

Dazu kommen noch vier Prozent der Großprojekte, die von den Handelssanktionen betroffen sein könnten. Dabei handelt es sich um Märkte, die noch mit anderen Restriktionen die heimische Photovoltaikindustrie schützen, die aber wiederum in Zukunft zu weiteren Handelsstreitigkeiten führen könnten. Meist handelt es sich dabei um sogenannte Domestic-Content-Regelungen, bei denen die Verwendung einheimischer Komponenten beim Bau von Solaranlagen vorgeschrieben ist. Nur 36 Prozent aller Projekte in den USA werden von den Sanktionen nicht betroffen sein. Das sind unter anderem die großen Projekte, die der einheimische Modulhersteller und Systemanbieter First Solar in der Entwicklung hat. Nach Angaben der Analysten von IHS werden das in diesem Jahr immerhin mehr als ein Gigawatt sein. Damit ist First Solar zusammen mit dem chinesischen Konkurrenten TBEA Sun Oasis der größte Anbieter.

Die Projekte, die vor allem mit den preiswerteren chinesischen und taiwanischen Modulen geplant wurden, sind aber alle von den Handelssanktionen betroffen. Aber auch auf die anderen Projekte wird das Auswirkungen haben. Denn die Photovoltaikbranche geht mehrheitlich davon aus, dass die Preise steigen.

Unsicherheit bleibt das größte Problem

Allerdings sehen die Analysten den amerikanischen Markt noch längst nicht auf der Kippe. Denn die drei Gigawatt sind zum einen nur sechs Prozent des gesamten Zubaus, den die Marktforscher für die kommenden Jahre erwarten. Es werden sich dann allerdings die Segmente zugunsten der kleinen Aufdachanlagen und der solaren Carports verschieben, weiß Beadle. Für die Entwickler der großen Projekte liegt das eigentliche Problem immer noch in der Unsicherheit. Denn die jetzt verhängten Zölle sind nur vorläufig. Niemand weiß, wie hoch die endgültigen Antidumpingzölle ausfallen werden. „Sobald das Handelsministerium die endgültigen Zölle festgelegt hat, wird es klarer, welche Projekte tatsächlich in Gefahr sind, weil sie entweder gar nicht gebaut werden oder der Bau verschoben wird“, sagt Beadle. „Wenn es keine Anzeichen gibt, dass die Handelsstreitigkeiten weiter eskalieren, werden die Notfallpläne der gesamten Solarbranche der Schlüsselfaktor für die langfristige Planung sein, damit die Projekte weiter gebaut werden“, ergänzt ihr Kollege Michael Barker. Das könnten zum Beispiel alternative Modullieferanten sein. „Wenn die gefunden werden können, dann wird zwar einfach die Rentabilität sinken. Dann wird es davon abhängen, ob die Investoren gewillt sind, dünnere Margen zu akzeptieren, als sie ursprünglich veranschlagt waren“, erklärt Beadle. (Sven Ullrich)