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Halbjahreszahlen der Energiekonzerne

Eons böse Tochter

„Die Entwicklung des Energiemarkts zeigt eindeutig: Eon hat genau die richtige Strategie gewählt, indem wir die Chancen der neuen Energiewelt nutzen. Die Kunden wollten innovative, erneuerbare und digitale Energielösungen – und genau diese werden sie von uns bekommen“, erklärte Eon-Chef Johannes Teyssen jetzt bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen seines Unternehmens. Das ist schön gesprochen – und meilenweit entfernt von der Wahrheit. Denn der Verlust des Energiekonzerns lag im ersten Halbjahr bei 2,93 Milliarden Euro - und hat sich damit mehr als verdoppelt. Wertberichtigungen auf Kraftwerke und Gasspeicher und Drohverlustrückstellungen von in Summe 3,8 Milliarden bei Uniper führten zu dem Konzernfehlbetrag. Wer ist nur diese böse Konzerntochter, die Eon das Geschäft so verhagelt?

Im November 2014 kündigte Eon an, künftig auf fossile Energien verzichten zu wollen. In der neuen Tochter Uniper soll das konventionelle Energiegeschäft mit Kohle und Atom gebündelt werden, während Eon selbst sich ganz auf die erneuerbaren und sauberen Energien konzentrieren will. Die Altlast soll verschwinden. Im Juni hatten die Aktionäre der Aufspaltung von Eon zugestimmt. Im September geht Uniper an die Börse. Wahrscheinlich sinken dann die Zahlen in den Eon-Büchern noch einmal. Sobald Uniper an die Börse geht, erhalten Eon-Aktionäre Uniper-Aktien im Verhältnis von zehn Eon-Papieren für ein Uniper-Papier. 53,35 Prozent von Uniper gehen an die Börse. Der Rest bleibt bei Eon. Eon hat sich mit der namentlichen Abspaltung der Fossilen reingewaschen. Die Zahlen bleiben trotzdem vorerst mies.

Bei den Erneuerbaren legte der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) des Konzerns gleichwohl um 53 Millionen Euro auf 254 Millionen Euro zu. Während das Geschäft im Onshore-Wind und bei der Photovoltaik schlechter ausfiel als zuvor, stieg das EBIT bei den Offshore-Windparks um 150 Millionen Euro. Wesentliche Ursache war die vollständige Inbetriebnahme der Windparks Amrumbank West und Humber Gateway.

Atom-Moratorium

Das vermeintlich grüne Unternehmen kann sich nicht richtig für eine Seite entscheiden. Dort wo es noch etwas zu holen gibt, greifen die Essener zu: Als Chance für das Jahr 2016 sieht Eon, dass der Konzern vor dem Landgericht Hannover eine Schadensersatzklage gegen die Länder Niedersachsen und Bayern sowie den Bund eingereicht hat. Eon klagt gegen die Entscheidung, mehrere Kernkraftwerke stillzulegen, und verlangt Schadenersatz von 380 Millionen Euro. Die Klage war im Juli zwar abgewiesen worden, aber Eon überlegt, Berufung einzulegen. Statt sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, klammert Eon sich seit Jahren an alte Geschäftsmodelle - und zogen vor das Verfassungsgericht. Das im März 2011 erlassene Atomausstiegsgesetz sehen die Essener als Eingriff in die Berufs- und Gewerbefreiheit.

Doch auch die Hoffnung in das Atom-Moratorium wird den freien Fall des Energieriesen nicht bremsen können. Längst ist klar: Eon ist zu spät in das Ökostromgeschäft eingestiegen. Im Jahr 2014 wurden rund 26 Prozent oder 55 Terawattstunden des europaweit erzeugten Stroms von Eon aus Kernenergie gewonnen. Der Kohleanteil lag bei 28 Prozent. Die Anteile von Solar und Bio sind derweil so winzig, dass sie gar nicht in der Statistik auftauchen. Der Windkraftanteil an der Stromerzeugung des Energiekonzerns betrug in den Jahren 2014 und 2015 jeweils fünf Prozent.

Zum Vergleich: Der dänische Versorger Dong Energy hat seit seiner Gründung 2006 massiv in die Offshore-Windkraft investiert. Das im Vergleich zu Eon kleine Unternehmen ist gleichwohl Marktführer in der Meereswindkraft. Erklärtes Unternehmensziel ist es, die Energiewende mitzugestalten und die heutige Windleistung der Firma von drei Gigawatt bis 2020 auf 6,5 GW mehr als zu verdoppeln. Der Energiekonzern konnte seine Ergebnisse im ersten Halbjahr 2016 deutlich verbessern.

Für Iberdrola mit seinem hohen Regenerativanteil sehen die Börsenkurse besser aus. - © onvista
Für Iberdrola mit seinem hohen Regenerativanteil sehen die Börsenkurse besser aus.

Anderes Beispiel: Die spanische Energiefirma Iberdrola. Ihr Regenerativgeschäft belief sich im ersten Halbjahr 2016 am 836,5 Millionen Euro. 2015 kamen die Spanier im Heimatland auf 35,5 Prozent Erneuerbare in ihrem Portfolio. 

Auch RWE hat die besten Zeiten hinter sich. - © onvista
Auch RWE hat die besten Zeiten hinter sich.

Übrigens: Einen weiteren Gewinnrückgang verbuchte auch RWE. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sind im ersten Halbjahr um fünf Prozent auf rund drei Milliarden Euro gefallen. Konzern-Chef Peter Terium ist dabei, den Regenerativbereich Innogy von der RWE AG abzuspalten, um dann dort an die Geschäfte zu führen – und sich von der Altlast RWE zu verabschieden.

Kommentar Nicole Weinhold | Kommentar Nicole Weinhold - © Foto: Nicole Weinhold
Kommentar Nicole Weinhold | Kommentar Nicole Weinhold